Schon als er sie zum ersten Mal bei einem Freund Paul sieht,
ist es um Olivier geschehen. Diese Ähnlichkeit, nicht zu fassen. Kann Sofie,
genannt Fie, die Tochter von Mathilde, seiner Freundin aus jungen Jahren, sein?
Als Paul ihn bittet, die junge Studentin, die gerade ein Auslandssemester in
Paris verbringt, zu unterstützen, kann er dies schlecht verweigern. Was als
Hilfe im Studium der Kunstgeschichte beginnt, entwickelt sich nach und nach zu
einer schwer definierbaren Beziehung, die aber immer für beide den Hauch des
nicht Erlaubten hat, schließlich ist er ihr Professor, deutlich älter und sie
eine junge attraktive Studentin. Als Fie in Not ist, sucht sie Hilfe bei ihm,
doch was sie damit auslöst, ist nicht abzusehen.
Ein Roman, der so wundervoll beginnt und dann doch leider in
vorhersehbare Banalität abdriftet. Die ersten Begegnungen von Fie und Olivier
sind geprägt von großer Unsicherheit, die die Autorin wirklich gelungen in
Worte zu fassen schafft. Oliviers plötzlich hochkommende Erinnerungen an die
Zeit mit Mathilde, die Schuldgefühle wegen des Kindes, das sie nie bekommen
haben, die Zuneigung und Liebe, die er plötzlich wieder spüren kann wie damals.
Gleichzeitig Fies Einsamkeit in der Fremde, die Leere und Unsicherheit, die
Unmöglichkeit, mit diesen Menschen, die alle gerade die beste Zeit ihres Lebens
zu haben scheinen, in Verbindung zu treten. Man kann sich als Leser vor dem
Emotionsstrudel der beiden Protagonisten kaum retten. Man spürt, dass sich die
Lage verändern, zuspitzen wird. Doch dann verläuft sich der Roman leider in wenig
überraschenden Bahnen, die so abgedroschen sind, dass man sie gar nicht
wiederholen mag. Leider kann die Autorin keine Überraschungen bieten, sondern
bewegt sich auf ausgetreten Pfaden und der Zauber, der zuvor herrscht, löst
sich in Luft auf.
Fazit: über weite Strecken lesenswert, berührend, die leicht
melancholische Stimmung hervorrufend, die man nur in Paris erleben kann und die
dann leider in einem raschen, einfallslosen Ende mündet.