Eine zufällige Begegnung, einen Moment nicht aufgepasst und
schon werden zwei Menschen miteinander verbunden. Die 16-jähige Mona läuft der
Architektin Carina vor das Fahrrad und provoziert so einen Zusammenprall. Diese
Kollision hat Folgen für beide Frauen, denn Carina ist das, was Mona verabscheut:
gutbürgerlich, lukrativer Job, Teil der Gesellschaft. Mona dagegen lebt auf der
Straße und von Heorinschuss zu Heroinschuss. Doch sie hat noch etwas, um das
Carina sie beneidet: Mona ist schwanger. Diese erste Kollision hat scheinbar
kaum physische Folgen, doch sie verändert nachhaltig Carinas Leben: nach und
nach bricht alles zusammen und bald schon steht sie vor einem Trümmerhaufen,
der einmal ihr Leben war.
Der Roman klang vielversprechend: zwei völlig gegensätzliche
Frauen, die sich begegnen und in der Folge eine unsichtbare Verbindung haben,
die sie immer wieder zueinander führt. Ein junges Mädchen, eine erwachsene
Frau; eine Drogensüchtige, eine erfolgreiche Karrieristin; eine Schwangere,
eine mit Kinderwunsch. Doch wird die Grundidee nicht überzeugend umgesetzt. Die
Handlung wird von unglaubwürdigen Zufällen bestimmt, die einfach zu konstruiert
wirken, als dass sie real sein könnten. Kaum eine der Begegnungen ist
nachvollziehbar motiviert, sondern sie ereignen sich immer, weil gerade
unzählige Dinge unbeabsichtigt passieren. Dazu ist mir die Figurenzeichnung zu unstimmig.
Insbesondere die Nebenfiguren wie Monas Mutter wirken unausgereift und haben je
nach Szene ein völlig anderes Auftreten, was sie fast wie gänzlich verschiedene
Figuren wirken lässt. Hinzu kommt die Bedienung unzählige Klischees: die
Volontärin, die sich dem Reporter an den Hals wirft, um ihre Karriere zu
befördern; die Drogenabhängigen, die gleichzeitig Autonome und Brandstifter
sind; die Kinderwunschklinik mit der Vorbildärztin, die sich ihr Kind selbst
gezaubert hat; das Mädchen aus gutem Haus, das in die Drogenszene abdriftet…
Gefreut hatte ich mich auf interessante, starke
Frauenfiguren, die in der Interaktion miteinander wachsen und interessanter
werden. Carina fällt immer mehr in sich zusammen und entwickelt einen echten
Nervfaktor. Sie wird mehr und mehr reduziert auf den Kinderwunsch, dabei muss
es in ihrem Leben zuvor noch anderes gegeben haben. Es mag Frauen geben, die
ihr ganzes Dasein verleugnen vor dem einen großen Wunsch, aber dadurch verliert
man doch nicht gleich jede Lebensfähigkeit. Mona hingegen wird mir am Ende zu
erwachsen und ihre Welt ist mir ein wenig zu rosarot. War sie zu Beginn
drogenabhängig und schwanger, kann sie leichter Hand alle Probleme plötzlich
lösen. Und das mit 16 auf sich alleine gestellt.
Sprachlich liest sich der Text gut, nur leider kann der
Inhalt hier nicht mithalten und so das Buch als Ganzes nicht überzeugen.