Dienstag, 14. Juni 2016

Ernest van der Kwast - Die Eismacher

Das Leben der Eismacher folgt immer demselben Rhythmus: die vier Wintermonate in den italienischen Bergen, die acht Sommermonate im fernen Holland. Der älteste Sohn übernimmt die Tradition des Vaters und gibt sein Handwerk an seinen Nachkommen weiter. Doch was, wenn einer aus der Tradition ausbricht? Sich diesem Rhythmus verweigert und die Poesie zum Inhalt seines Lebens macht und plötzlich der Zweitgeborene das Erbe antreten muss? Giovanni liebt die Lyrik von Kindesbeinen an, Luca muss das Eismachen lieben. Beide lieben Sophia, doch nur einer kann sie ehelichen und ihr ein Kind schenken – oder doch nicht?


Ein ungewöhnlicher Roman, der zwei völlig gegensätzliche Dinge verbindet: das Eismacherhandwerk, eine alte traditionsbehaftete Kunst, die innerhalb der Familie weitergegeben wird und durch die Natur bestimmt wird. Und die Poesie, der höchste Ausdruck menschlicher Emotionen, ebenfalls oftmals von der Natur inspiriert und eine hohe Kunst. Die Gegensätze in den Brüdern darzustellen, deren Wege sich immer wieder begegnen und scheiden, ist ein interessanter Kniff, der Ernest van der Kwast einfach gelingt. Er schafft es auch beide sehr unterschiedlichen Themen ansprechend und völlig verschieden zu präsentieren, so dass man die Geschichte des Eismachens ebenso bezaubernd finden kann wie die Erlebnisse der Literaturfestivals. Selbst das kurze Kapitel über immer gleiche Hotelzimmer konnte mich begeistern, weil der Autor es schafft, die kleinen Dinge zu beobachten und niederzuschreiben und in oftmals banalen Aspekten einen Zauber zu erkennen, der auch den Leser faszinieren kann. Es muss nicht die anerkannt hohe lyrische Kunst sein, auch ein Handwerk hat seine Reize und kreativen Aspekte und es zeigt sich einmal mehr, dass es den ultimativen Weg zum Glücklichsein im Leben nicht gibt. 
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