Das Leben der Eismacher folgt immer demselben Rhythmus: die
vier Wintermonate in den italienischen Bergen, die acht Sommermonate im fernen
Holland. Der älteste Sohn übernimmt die Tradition des Vaters und gibt sein Handwerk
an seinen Nachkommen weiter. Doch was, wenn einer aus der Tradition ausbricht?
Sich diesem Rhythmus verweigert und die Poesie zum Inhalt seines Lebens macht
und plötzlich der Zweitgeborene das Erbe antreten muss? Giovanni liebt die
Lyrik von Kindesbeinen an, Luca muss das Eismachen lieben. Beide lieben Sophia,
doch nur einer kann sie ehelichen und ihr ein Kind schenken – oder doch nicht?
Ein ungewöhnlicher Roman, der zwei völlig gegensätzliche
Dinge verbindet: das Eismacherhandwerk, eine alte traditionsbehaftete Kunst,
die innerhalb der Familie weitergegeben wird und durch die Natur bestimmt wird.
Und die Poesie, der höchste Ausdruck menschlicher Emotionen, ebenfalls oftmals
von der Natur inspiriert und eine hohe Kunst. Die Gegensätze in den Brüdern
darzustellen, deren Wege sich immer wieder begegnen und scheiden, ist ein
interessanter Kniff, der Ernest van der Kwast einfach gelingt. Er schafft es
auch beide sehr unterschiedlichen Themen ansprechend und völlig verschieden zu
präsentieren, so dass man die Geschichte des Eismachens ebenso bezaubernd
finden kann wie die Erlebnisse der Literaturfestivals. Selbst das kurze Kapitel
über immer gleiche Hotelzimmer konnte mich begeistern, weil der Autor es
schafft, die kleinen Dinge zu beobachten und niederzuschreiben und in oftmals
banalen Aspekten einen Zauber zu erkennen, der auch den Leser faszinieren kann.
Es muss nicht die anerkannt hohe lyrische Kunst sein, auch ein Handwerk hat seine
Reize und kreativen Aspekte und es zeigt sich einmal mehr, dass es den
ultimativen Weg zum Glücklichsein im Leben nicht gibt.