Aris braucht den ganz großen Coup, um endlich wieder zu Geld
zu kommen. Eine „Fight Night“ im Wedding ist sein Plan, Ende der Woche soll der
große Kampf steigen. Jessi, Kassiererin im Netto, träumt auch von einem
besseren Leben für sich und die fünfjährige Tochter, die ihren Vater nicht
kennt und viel zu früh kam. Der Flaschensammler träumt nicht mehr von einem
besseren Leben, sondern lebt immer noch in der Vergangenheit, als er dienen
konnte und als vorbildlicher Soldat sein Dasein bestritt. Serdar vom Späti muss
sich mit ganz anderen Fragen beschäftigen: wie soll er damit umgehen, dass
seine Freundin Ella schwanger ist aber keinen Sinn mehr in ihrer Beziehung
sieht? Unterdessen plant ein weiterer Kiez Bewohner das ganz große Dinge, um
mit einem lauten Knall der tristen Existenz ein großartiges Ende zu bereiten.
Johannes Ehrmann lässt den Leser eintauchen in den Berliner
Kiez mit seinen kuriosen Gestalten, mit denen es das Leben nicht besonders gut
gemeint hat. Verpasste Chancen, falsche Entscheidungen, keine Perspektiven: alle
leben nicht das Leben, das sie eigentlich erwartet hatten, sondern versuchen
irgendwie zu überleben und hoffen auf einen besseren Tag morgen. Parallel
verlaufen die Geschichten um die Figuren, gelegentlich kreuzen sich ihre Wege und
trennen sich wieder. Was dem Autor wirklich überzeugend gelingt, ist die
Atmosphäre einzufangen und den etwas rotzigen Ton wiederzugeben. Obwohl wir uns
im recht sozialschwachen Milieu befinden, wird es trotzdem nicht flach, sondern
einfach authentisch und so kann der Roman überzeugen, denn er stellt die Menschen
in den Mittelpunkt, die einfach sind wie sie sind und nicht bewertet, sondern
schlichtweg portraitiert werden. Als Studie einer selten in der
anspruchsvolleren Literatur auftauchenden Welt absolut gelungen und sprachlich
an vielen Stellen pointiert und authentischem Flair.