Auf den Spuren von Helena, der Ehefrau des römischen
Herrscher Constantius Chlorus und Mutter
des Herrschers Constantin des Großen wandelt Evelyn Waugh in seinem einzigen historischen
Roman. In England unbeschwert aufgewachsen bringt Constantius sie nach Europa,
jedoch nicht in das verheißungsvolle Rom, sondern nach Süddeutschland, wo sie Jahrzehnte
fernab des Gatten lebt und ihm einen Sohn schenkt, der jedoch eine passende
Erziehung in der Fremde genießen muss. Erst spät in ihrem Leben findet sie zu
der neuen Religion und kann ihren Jugendtraum verwirklichen: einer Reise nach
Rom. Doch dort ist ihr das höfische Leben fremd und so begibt sie sich auf die
Suche nach den Ursprüngen des Christentums und dem Kreuz Jesus Christi.
Inwieweit Waugh bei historischen Fakten bleibt, kann ich aus
Unkenntnis der Historie dieser Figuren nicht beurteilen, aber die britische
Herkunft der Kaisermutter scheint wohl eher Erfindung als faktische belegt zu
sein. Als starke Frauenfigur, die ihren Weg geht und sich nicht von höfischen Zeremoniell
und übersteigertem Gebaren zur Ehrerbietung beeindrucken lässt, taugt Helena
allemal, auch wenn die Handlung insgesamt eher schleppend ist und für mich erst
mit der Reise nach Rom und der näheren Beschäftigung mit dem aufstrebenden
Christentum wirklich interessant wurde. Insgesamt vermisse ich hier Waughs
bekannte Ironie und feine Beobachtung der Gesellschaft, die seine anderen Romane
auszeichnen. Dies lässt vermutlich bei historischen Figuren weniger umsetzen
als bei zeitgenössischen Werken. Als historisches Dokument gelesen durchaus
nicht uninteressant, literarisch jedoch weniger überzeugend.