Die neuere Geschichte Englands mit einem Fokus auf Kultur
und Gesellschaft, beides im Spannungsfeld mit der gegenwärtigen Politik, auf
einem für den Leser erträglichen Maß an Seiten zu beschreiben, ist keine
leichte Aufgabe. Johann N. Schmidt gelingt es dennoch ein informatives wie auch
unterhaltsames Buch vorzulegen, das unweigerlich eine Auswahl treffen muss,
diese aber sehr gelungen und passend ist, so dass man das Buch nach der Lektüre
zufrieden weglegen kann, in dem Wissen, bei Gelegenheit auch einzelne Passagen
gerne nochmals zu lesen.
Der Aufbau folgt stringent dem Muster Hinführung zum
Jahrzehnt, danach folgt für jedes Jahr eine chronologische Übersicht über die
wesentlichen Ereignisse, ergänzt um die wichtigsten Werke aus dem Bereich der Kultur.
Im Anschluss werden exemplarisch für das jeweilige Jahr Persönlichkeiten der
Geschichte, bahnbrechende Romane, Filme oder Theaterstücke oder auch
historische Großereignisse eingehender erläutert, um diese in die Zeit
einzuordnen und ihren besonderen Wert als Repräsentant für diese
herauszustellen. So entsteht im Laufe der knapp 500 Seiten ein komplexes Bild
der britischen bzw. englischen Nachkriegsgesellschaft, die durch die
geschichtlichen wie kulturellen Entwicklungen definiert wird ohne sich doch
endgültig fassen zu lassen.
An wen richtet sich nun das Buch? An alle, die sich für die
neuere Geschichte des Landes in der postimperialistischen Zeit interessieren
und die Identitätssuche des zu Ende gegangenen Empire verfolgen möchten. An
alle, die sich im weitesten Sinne für die britische Kultur und deren unterschiedliche
Strömungen und Einflüsse interessieren. An alle, die Lust haben auf die
Wechselwirkungen von Kultur und Politik, die sich in England in besonderem Maße
gegenseitig beeinflusst haben.
Fazit: auch wenn mir vieles aus der Geschichte und der
Literatur bekannt war, fand ich es doch erfrischend es in diesem Zusammenhang
nochmals präsentiert zu bekommen. Manches Werk erhält nochmals einen anderen
Sinn so in historischer Konstellation vorgestellt und die Erinnerung, welche
Meilensteine der Literatur es wert wären, nochmals gelesen zu werden, ist
ebenfalls eine Bereicherung. Der leichte Plauderton des Autors macht die
Lektüre trotz der hohen Faktendichte angenehm und ist ein echtes Plus des
Buches.