Ein namenloser Erzähler strandet während eines Schneesturms
in Starkfield, Neuengland, wo er über einen mysteriösen Bewohner des Ortes,
Ethan Frome, unterschiedliche Geschichten hört. Das Schicksal will es, dass er
im Hause Frome eine Nacht verbringen muss und so die Lebensgeschichte des
Mannes hört, die durch einen tragischen Unfall eine unerwartete Wendung nahm. Lebte
er lange ein bescheidenes Leben eines guten Mannes, stets unter der harten Hand
seiner Frau Zeena, blüht Ethan Frome regelrecht auf, als sie die junge Mattie
bei sich aufnehmen, eine Verwandte seiner Frau aus ärmlichen Verhältnissen, die
der erkrankten Zeena zur Hand gehen soll. Doch statt Entlastung führt die
Anwesenheit des Mädchens zu Spannungen im Haushalt, die in einer Tragödie gipfeln
sollen.
Mir fehlt ein wenig der Zugang zu Edith Whartons Geschichte,
vermutlich weil mir der Protagonist zu fremd blieb, um mit ihm zu
sympathisieren. Wie auch in ihren anderen Romanen hat Wharton sicherlich sehr
präzise das Leben in all seinen Schattierungen eingefangen, hier einmal nicht
die besser gestellte Oberschicht, sondern das Leid der armen Leute, die
Zwangsgemeinschaften eingehen und denen auch das kleinste Glück vergönnt ist. Die
Autorin selbst hat den Roman eher in die Richtung der Märchen mit einem moralischen
Ende geschoben, das kann man so sehen und auch eine Lektion herauslesen, für mich
bleibt er dennoch weit hinter ihren andere Werken zurück.