Samstag, 23. Januar 2016

Christina Nichol - Im Himmel gibt es Coca-Cola

Georgien im Jahre 2002. Das Land ist im Umbruch, von der Sowjetunion befreit sind der Aufschwung und die Moderne noch nicht wirklich angekommen und die Menschen hangeln sich so durchs Leben. Slims will dies ändern, er träumt von amerikanischen Verhältnissen und als sich zufällig die Chance auftut, ins gelobte Land aufzubrechen, ergreift er diese sofort. Doch auch auf der anderen Seite des Teiches ist nicht alles Gold, was glänzt und bald schon erkennt Slims, dass es auch im Kapitalismus Verlierer gibt und die schiere Verfügbarkeit von Konsumgütern (oder banalen Dingen wie Strom) die Menschen auch nicht glücklicher macht. Seine Rückkehr in die Heimat und der dortige poltische Umschwung lassen ihn letztlich kapitulieren – der geordnete Rückzug scheint die einzige Lösung.

Eine exemplarische Studie, wie sie sich in vielen ehemaligen Sowjetrepubliken zutragen könnte. Das Gefühl, von der Welt zurückgelassen und abgehängt zu sein, dass woanders alles besser sein muss und man dort glücklicher wäre und die Ernüchterung, wenn man das vermeintliche Paradies aus der Nähe betrachtet und das eigene Land den vermeintlichen Fortschritt wagt. Sehr plakativ kontrastiert die Autorin Georgien und die USA und beide Länder kommen nicht gut dabei weg. Nichtsdestotrotz zeigt sich im Kleinen, im Persönlichen, was zählt und dass es in einem schlechten System doch Platz für gute und hilfsbereite Menschen gibt. Weder das eine noch das andere Modell ist eine Lösung, diese liegt aber vielleicht gar nicht in den großen Dingen, sondern zeigt sich viel mehr im täglichen Miteinander und vor allem Füreinander.


Der Roman besticht durch deine sehr scharfe Beobachtung der beiden Kulturen und kann diese mit viel Ironie und bisweilen Sarkasmus durch den Munde des Protagonisten transferieren. Georgien dürfte vielen Lesern ein unbekanntes Land sein und sowohl die politische wie auch soziale Lage sind eher Randerscheinungen in unseren Nachrichten, umso interessanter dieser spezielle aber vielleicht doch repräsentative Einblick in die kleine Republik.
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