Sonntag, 10. Januar 2016

Zoe Heller - Notes on a Scandal

Die neue Sheba wirkt faszinierend auf das Lehrerkollegium der Londoner Schule, wirkt sie einerseits chaotisch, andererseits völlig frei von Zwängen. Doch die Sache mit dem Unterrichten fällt ihr nicht so leicht, die Jugendlichen zu bändigen misslingt immer wieder und Barbara steht ihr gerne helfend zur Seite. Als alleinstehende ältere Dame verfügt sie über viel Erfahrung im Unterrichten, aber auch in der Schule und dem Leben allgemein. Sie hat allerdings keine Ahnung, wie man damit umgeht, wenn plötzlich eine Kollegin eine Affäre mit einem minderjährigen Schüler beginnt und zwar durchaus das Unrecht sehen kann, aber vor Verliebtheit regelrecht blind wird. Dass dies nicht lange gutgehen kann, versteht sich von alleine.

Zoe Hellers Roman war völlig zu Recht auf der Shortlist des Man Booker Prizes 2003. Die Geschichte wird in Tagebuchform als Erinnerung Barbaras zu einem späten Zeitpunkt des Skandals berichtet und der Autorin gelingt es meisterlich, den Ton dieser vereinsamten älteren Frau mit Katze zu treffen, die nie ernsthafte Liebe erfahren hat und ein weitgehend zurückgezogenes Leben mit einiger Bitterkeit führt. Durch die Brille dieser Färbung, die recht schnell zu Urteilen neigt und eine arrogante Selbstgefälligkeit an den Tag legt, erscheint der Skandal in einem ganz besonderen Licht und lässt vieles, das die Situation der beiden Protagonisten des Skandals betrifft, im Dunkeln. Durch die episodenhaften Erinnerungen wird der Roman lebendig und auch wenn man zwar weiß, dass Sheba die Schule verlassen muss, bleibt doch sehr lange offen, wie der Skandal ans Licht kommt und so baut der Roman auch eine gewisse Spannung auf.


Fazit: mir passiert es selten, dass ich täglich nur wenige Seiten eines Buches lese, um möglichst lange etwas davon zu haben. Dies ist so ein Roman, den man nur uneingeschränkt empfehlen kann.
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