Zehn Jahre ist das Selbstmordattentat inzwischen her und
dennoch wird Iris täglich an den Tag erinnert, der ihr Leben veränderte. Nicht
nur ihr Körper, mühevoll wieder zusammengeflickt, leidet nach wie vor unter
Schmerzen. Auch ihre Familie wurde durch das Ereignis nachhaltig verändert. Ihrem
Mann Micki hat sie kaum mehr was zu sagen, ihre erwachsene Tochter Alma hat
sich völlig von ihr entfremdet und ihr Sohn Omer geht ebenfalls seines Weges.
Als sie ihrer Jugendliebe Eitan zufällig begegnet, scheint dies das Ende der
Familie zu sein.
Schon bei früheren Büchern der Autorin war das Lesen über
weite Strecken eine Quälerei. Nun ein weiterer Versuch, da die Feuilletons sich
beinahe überschlagen haben vor Lob. Doch weshalb? Hatte ich erwartet, dass
dieses Attentat im Zentrum steht mit seinen Folgen auf die betroffene Frau und
die Familie, so wurden diese Erwartungen völlig enttäuscht. Was man bekommt ist
eine zermürbte, vom Leben und den Männern enttäuschte Frau, die sich relativ
passiv ihrem Schicksal hingibt und sich selbst bemitleidet. Darüber vergisst
sie die Menschen um sich rum – insbesondere ihre Kinder – und ist dann wütend,
wenn diese sich mehr und mehr abwenden. Das Selbstmitleid der Protagonistin ist
schwer zu ertragen, der Titel ist Programm, vor allem ihre Ignoranz über die
eigene Mitschuld. Erst als mehr und mehr die Tochter in den Fokus der Handlung
gerät, wird der Roman erträglich und gewinnt an Profil. Für mich jetzt definitiv
das letzte Werk von Zeruya Shalev.