Lydia, Lieblingskind von Marilyn und James Lee, ist tot. Die
Leiche wird im See gefunden. Wurde das Wunderkind ermordet oder hat sie
Selbstmord begangen, was die Eltern ausschließen, sie war so ein fröhliches
Kind mit zahlreichen Freunden, überall beliebt und auch so intelligent. Doch
Das Bild, das die Eltern von ihrer Tochter haben, ist ebenso falsch wie das,
das sie von sich selbst für die Öffentlichkeit und z.T. sogar vor einander
zeichnen. Die Wahrheit ist eine andere und Lydias letzte Lebensmonate erzählen
eine ganz andere Geschichte des Teenagers.
Das Buch, das man als Krimi lesen könnte um auf die Suche
nach der Todesursache der jungen Frau zu gehen, bietet unerwartet viel Tiefgang
und spricht einige der wichtigsten Themen der Nachkriegszeit recht gnadenlos
an: wie geht die Gesellschaft wirklich mit Einwanderern um, werden insbesondere
Asiaten gleich behandelt oder ist doch ein latent bis manchmal offener
Rassismus in der amerikanischen Kleinstadt vorhanden? Welche Selbstverwirklichungsmöglichkeiten
hatten Frauen in den 50er und 60er Jahren und wie sehr mussten sie für ihre
Träume kämpfen? Noch ein weiteres Thema bricht am Ende über den Leser herein,
das die Geschichte wesentlich bestimmt und ebenfalls zu den großen gesellschaftlichen
Herausforderungen gehört.
Es ist nicht so sehr die spannende Frage des Who-Dunnit, die
in Celeste Ngs Roman überzeugt, mich haben einerseits der Sprachstil mit seiner
feinen Ironie und den kleinen, aber entscheidenden Zwischentönen überzeugt. Zudem
gelingt es der Autorin die Gedankenwelt der Teenager einzufangen und das
Innenleben der Figuren glaubwürdig und differenziert zu portraitieren.