Sein Sohn Benji – mitten in der Pubertät und nicht gerade
zum Reden mit den Eltern neigend – hat einen neuen Freund: Leka. Nur wenige
Tage später ist der Junge mit dem seltsamen Namen scheinbar spurlos
verschwunden. Vater und Sohn machen sich auf die Suche und stoßen bald auf eine
komplizierte Familiengeschichte, die sich – je nachdem, wer sie erzählt - so oder ganz anders darstellt. Der Vater,
Jakob, von den Schwiegereltern verachtet und verstoßen, liebt Arjeta, die
Mutter, abgöttisch. Die Schwangerschaft führt nicht zu einer Familie, sondern
zur Flucht auf den Balkan. So zerstört wie der Kosovo ist auch Lekas Familie
und er selbst, hin- und hergerissen zwischen Menschen und Kulturen. Im Spiegel
dieser Geschichte muss sich auch der Erzähler die Frage stellen, wie es ihm ihn
und seine Familie steht.
Der Roman war für mich schwer greifbar, was nicht nur durch
die nicht-linear-chronologische Erzählweise, sondern vor allem durch die
Figuren begründet ist. Ob es daran liegt, dass es sich vorwiegend um männliche
Figuren handelt, die dem Klischee entsprechend weitgehend verschlossen bleiben
und wenig zugängliche Denkstrukturen haben, oder doch eher an der Tatsache,
dass vieles über die Metapher des Computerspiels, einer mir ebenfalls völlig
fremden Welt, dargestellt wird, ist schwer zu sagen.
Interessant fand ich vor allem den ersten Teil, als die
Familiengeschichte um Lekas Eltern erzählt wird und die innerkulturellen
Konflikte und unterschiedlichen Erwartungshaltungen dargelegt werden. Dies
verliert sich im zweiten Teil mehr und mehr und der Fokus verschiebt sich.
Insbesondere war hier nicht mehr nachvollziehbar, worauf der Autor eigentlich
hinaus will: die komplizierten Familienstrukturen, insbesondere durch kulturelle
Differenzen und die Erfordernisse der Arbeitswelt bedingt? Die Situation auf
dem Balkan, nach Ende des Krieges, dem nicht geglückten Wiederaufbau? Die
Sprachlosigkeit der modernen Welt, die sich nur metaphorisch in Kunst wie auch
Videospielen übersetzen lässt? Die direkte Rede an den Leser am Ende hat dann
völlig den Rahmen gesprengt und schlichte Ratlosigkeit zur Folge gehabt.
Ratlos hatte ich auch das Cover betrachtet, vor Beginn des Lesens
für mich wenig ansprechend und weitgehend ohne Aussage. Dieses Rätsel wird
jedoch durch den Roman aufgelöst und gewinnt unerwartet viel Sinn, weshalb dies
eine gesonderte Erwähnung wert ist.