An einem klaren, eiskalten Januarmorgen steht ein einsamer
Wolf am Rande einer schneebedeckten Autobahn. Ein Teenager-Pärchen flüchtet vor
den zerrütteten Elternhäusern. Die Eltern suchen sie und suchen auch ihre
eigene verloren Jugend. Eine Frau sieht die Überbleibsel ihrer jüngst
verstorbenen Mutter durch. ein polnisches Pärchen sieht sich nach Wochen wieder
und kann sich doch nicht finden. Die Inhaber eines Berline Spätis spüren eine
schwer greifbare Unzufriedenheit und warten auf den großen Augenblick ihres
Lebens. Sie alle irren durch die deutsche Hauptstadt, inklusive Wolf, und begegnen
sich, sehen sich und verlieren sich wieder. Träumen von einem anderen Leben,
denn das, das sie leben, kann niemals ihres sein.
Ein wundervoller Roman, der so geschickt die Einzelschicksale
ineinander verschränkt, mit dem Wolf, der sich der Stadt näher und der zugleich
fasziniert und Angst macht, als starkem verbindendem Element und Leitmotiv.
Ebenso eine Waffe, die die Hände wechselt und von einer zur nächsten Figur
wandert, um mal auf die Menschen, mal auf den Wolf gerichtet zu werden. Ein
Blick in den Alltag durchschnittlicher Menschen, die sich einfach mehr erwartet
hatten vom Leben und sich nur halbherzig zufriedengeben oder Auswege suchen in
Alkohol, Flucht oder einer neuen Liebe.
Überzeugend erzählt, scharf beobachtet und in der Summe der
Einzelschicksale zwischen erschreckend und hoffnungslos.