Sonntag, 28. Februar 2016

Karen Duve - Macht

Deutschland im Jahre 2031: das Land steht kurz vor dem Untergang, die Umweltzerstörung hat ihren Höhepunkt erreicht und die Menschen müssen mit den Folgen leben. Die dem Staatsfeminismus verschriebene Regierung kann auch kaum mehr etwas tun, lediglich mit CO2 Punkten versucht sie, das Verhalten der Menschen umweltbewusst zu gestalten. Das Volk hingegen ist jung und agil wie nie zuvor – Ephebo macht’s möglich. Die Pille lässt alle wieder in der Blüte der Jugend erscheinen, dass da durch das Krebsrisiko steigt, kann vernachlässigt werden, wenn das Ende eh naht. Nur Sebastian kann der schönen neuen Welt wenig abgewinnen. Frustriert von seinem Dasein und den permanenten Vorschriften des Staates und den Sticheleien seiner Gattin entführt er diese kurzerhand und sperrt sie ein. Nun hat er die Macht, zumindest in einem begrenzten Raum. Und falls sie seinem Befehl nicht folgt, greift er eben zu drastischeren Mitteln.

Dem Buch ging einiges an schlechter Presse voraus und das völlig zu recht. Es sind gute Ansätze und relevante Themen vorhanden: wie gehen wir in der Zukunft mit der Umweltverschmutzung um, welche Rolle werden die Frauen in der Gesellschaft übernehmen, wie wirkt sich der gesellschaftliche Druck aus, wenn mittels Medikamenten alle dynamisch und jung wirken und dafür ihre Gesundheit riskieren? Doch was macht die Autorin daraus? Sie schafft einen ziemlich flachen, eindimensionalen Charakter, der wenig Bezug zu diesen Themen hat, sich lediglich an der Gefangenschaft seiner Frau aufgeilt und die regelmäßigen Vergewaltigungen genießt. Dies scheint der Autorin besonders am Herzen gelegen zu haben: detailliert Gewalt in physischer wie psychischer Form zu zeigen. Dafür schreibt sie aber zu schlecht, das können andere Autoren deutlich besser (und müssen dabei bei weitem nicht so explizit werden).

Das ganze Rahmenthema ist letztlich nur Show, um die Dystopie geht es gar nicht, denn zu wenig bekommen wir von den gesellschaftlichen Veränderungen wirklich mit, da sich die Handlung weitgehend in Sebastians Haus abspielt und der Psychopath dort seine abseitige Lust ausleben darf. Eine genaue Charakterstudie findet ebenfalls nicht statt. Warum Sebastian so ist, wie er sich hier zeigt, wird nie klar. Entwicklungen gibt es bei ihm im Laufe der Handlung ebenfalls nicht. Hinzu kommen, repetitive Dialoge, die an Einfallsreichtum vermissen lassen – aber dümmliche Figuren können auch wenig hervorbringen.

Fazit: flache Charaktere bei nur geringer, vorhersehbarer Handlung und einer überwiegend banalen Sprache rechtfertigen jeden einzelnen Verriss des Buchs.


Dienstag, 23. Februar 2016

Elizabeth McKenzie - The Portable Veblen

Veblen is different. Talking to animals and listening to their advice seems natural to her. An amateur translator of Norwegian, she lives in her own world in which only her mother – hypochondriac and very obsessive – regularly enters to exert control over her grown-up daughter. Paul is also different, grown up with a handicapped brother he always came second and thus already as a kid discovered the universe of science in which he can completely indulge. Their first encounter immediately leads to an unbelievable connection which quite necessarily ends in marriage. But dark clouds arise and both of them have to question the decision to spend their life together.

Elizabeth McKenzie’s novel cleverly swings between funny and serious. The characters are quite unique, there cannot really be a Veblen or Paul in reality, too strange and individualistic are both of them, but the problems they are loaded with – especially when it comes to family relations and stress or presser exerted by the parents – they show feature many of us cannot not only comprehend but know from their own life.

What I liked especially were Veblen’s discussions with the squirrels. Not only were the scenes hilarious but also the dialogues show McKenzie’s capacities of finding the perfect words. Not to forget the appendices when normally the book is over and you just skip the pages – here you absolutely should not do it because the story has some follow-up to offer (such as saying “squirrel” in more than 50 languages).


All in all, a very entertaining novel to read with certainly outstanding characters you will hardly find anywhere else combined with an underlying seriousness.

Sonntag, 21. Februar 2016

Evelyn Waugh - Helena

Auf den Spuren von Helena, der Ehefrau des römischen Herrscher Constantius Chlorus und  Mutter des Herrschers Constantin des Großen wandelt Evelyn Waugh in seinem einzigen historischen Roman. In England unbeschwert aufgewachsen bringt Constantius sie nach Europa, jedoch nicht in das verheißungsvolle Rom, sondern nach Süddeutschland, wo sie Jahrzehnte fernab des Gatten lebt und ihm einen Sohn schenkt, der jedoch eine passende Erziehung in der Fremde genießen muss. Erst spät in ihrem Leben findet sie zu der neuen Religion und kann ihren Jugendtraum verwirklichen: einer Reise nach Rom. Doch dort ist ihr das höfische Leben fremd und so begibt sie sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Christentums und dem Kreuz Jesus Christi.


Inwieweit Waugh bei historischen Fakten bleibt, kann ich aus Unkenntnis der Historie dieser Figuren nicht beurteilen, aber die britische Herkunft der Kaisermutter scheint wohl eher Erfindung als faktische belegt zu sein. Als starke Frauenfigur, die ihren Weg geht und sich nicht von höfischen Zeremoniell und übersteigertem Gebaren zur Ehrerbietung beeindrucken lässt, taugt Helena allemal, auch wenn die Handlung insgesamt eher schleppend ist und für mich erst mit der Reise nach Rom und der näheren Beschäftigung mit dem aufstrebenden Christentum wirklich interessant wurde. Insgesamt vermisse ich hier Waughs bekannte Ironie und feine Beobachtung der Gesellschaft, die seine anderen Romane auszeichnen. Dies lässt vermutlich bei historischen Figuren weniger umsetzen als bei zeitgenössischen Werken. Als historisches Dokument gelesen durchaus nicht uninteressant, literarisch jedoch weniger überzeugend.

Benedict Wells - Vom Ende der Einsamkeit

Jules ist gerade 11, seine Geschwister Marty und Liz nur unwesentlich älter, als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen und sie aufs Internat geschickt werden. Immer weiter entfremden sie sich als wenn es keine gemeinsame Kindheit gegeben hätte. Insbesondere Jules zieht sich mehr und mehr in sich zurück, nur Alva wird ihm eine treue Freundin. Doch mehr als Freundschaft wird daraus nie, denn auch Alva leidet stumm, auch sie hat einen großen Verlust erlebt. Sie werden erwachsen und gehen ihre Wege, geprägt von der Kindheit und Jugend verlaufen diese jedoch alles andere als glatt. Jules und Alva verlieren sich aus den Augen aber nicht aus den Gedanken. Erneut kreuzen sich ihre Wege, aber ihre Zeit ist noch nicht gekommen. Sie brauchen noch einige Jahre, bis sie gemeinsam ihre Einsamkeit beenden können.

Eine Geschichte vom Erwachsenwerden, vom Verlust, von Einsamkeit. Episodenhaft mit zeitlichen Sprüngen erleben wir Jules, wie er Halt und Orientierung im Leben sucht, den Verlust der Eltern mal negiert, mal versucht zu überwinden, Nähe zu Marty und Liz findet und diese – ebenso leidend – wieder davondriften. Erst spät erkennen sie, was sie verbindet und stärkt und das Verstehen braucht Zeit, denn jeder geht anders mit dem schon früh belasteten Leben um. Im Zentrum allen steht jedoch die komplizierte Beziehung von Jules und Alva, die sich ohne Worte verstehen und die nicht ausgesprochenen Gedanken sind es dann aber doch, die eine unsichtbare Wand aufbauen und ein frühes Zueinanderfinden verhindern. Ihre des Glücks ist jedoch begrenzt und so beginnt schon ein neues Kapitel Einsamkeit.


Ein durch und durch berührender Roman ohne Kitsch und übermotiviertem Gefühl. Benedict Wells lässt den Leser sehr nah an seinen Protagonisten und so muss man unweigerlich mit ihm leiden und das unsägliche Schicksal mit ihm ertragen.

Samstag, 20. Februar 2016

Adrian Churchward - Moscow Bound

Ekaterina Romanova, wife of a Russian oligarch, asks Scot Mitchell for help. Scott, a Moscow based English human rights lawyer, has just come back from a great success and had a nasty encounter with Russian authorities who eye his doing with suspicion. Ekaterina wants to find her father whom she has never seen and whom she suspects to be hidden in one of the forbidden secret cities. At the same time, General Pravda is also on a tricky mission and when their ways cross and several murders are committed, Scott’s life is threatened from different sides because he is about to reveal one of the best hidden secrets of the Cold War.


A crime novel of the Cold War set many years after but nevertheless playing with classic oppositions. Churchward manages to portray a realistic situation which could happen every day in modern Russia and which is deep into international politics and the helplessness of the individual caught within the Russian system of espionage, threat and secret government ordered mission. It also shows that nobody, not even high-ranked generals, are safe from losing their position and their bosses’ favour and being shot. The plot itself is quick-paced and convincingly constructed, what I liked especially was the protagonist Scott who was drawn in an authentic way and acted not like a superhero but in a believable human way.

Donnerstag, 18. Februar 2016

Isabel Bogdan - Der Pfau

Ein abgelegenes Cottage in Schottland. Ein älterer Lord und seine Lady, sowie zwei herzliche Bedienstete. Dazu eine Gruppe Banker samt Köchin und Psychologin für ein Teambuilding-Seminar: Das sind die Zutaten von Isabel Bogdans Roman „Der Pfau“. Das dem Buch den Namen gebende Tier tritt schnell in Erscheinung und ebenso schnell ist ihm ein Ende gemacht – doch der unvermeidliche Tod des Pfaus zieht ungeahnte Folgen nach sich und verwickelt alle Figuren in Geheimnisse, schlechtes Gewissen und hält sie davon ab, die wahren Geschehnisse in der verschneiten Abgeschiedenheit zu erkennen. Und so macht sich jeder seinen eigenen Reim auf das, was sich da in den wenigen Tagen zugetragen hat.

Ein herrlich absurdes Buch, das nur so vor Situationskomik und Wortwitz sprüht. Der Autorin gelingt es meisterhaft, das Thema „Pfau“ über 250 Seiten aufrecht zu erhalten auch wenn das Tier schon recht frühzeitig dem Tod ins Auge sehen muss. Geschickt werden immer wieder Doppeldeutigkeiten ausgenutzt und individuelle Deutungen der Situation zu einem abstrusen Bild zusammengefügt, die einem als Leser unheimlichen Spaß machen und vor Augen führen, wie schnell wir uns doch mit Erklärungen zufrieden geben und unsere eigene Perspektive als die einzig wahre und natürlich der Realität am nächsten kommende hinnehmen. Die Figuren sind allesamt liebevoll ausgearbeitet mit ihren individuellen Macken und Ticks, die ihnen unverkennbare Persönlichkeiten verleihen, die natürlich überzeichnet, aber dennoch nicht gänzlich unrealistisch sind. Ihr Interagieren wird durch diese Eigentümlichkeiten maßgeblich bestimmt und dies verleiht dem Roman eine ganz eigene Note.


Neben der hervorragenden Unterhaltung durch diesen bemerkenswerten und vor allem empfehlenswerten Roman soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Verlag auch ein wunderschönes Buch geschaffen hat. An sich für mich eine völlige Nebensächlichkeit – in Zeiten von ebooks ohnehin – aber es hat mich doch erfreut einmal wieder ein Buch in Händen zu halten, dessen Titelbild liebevoll gestaltet wurde, ausnehmend gut zum Inhalt passt und insbesondere die Eigenschaften des Pfaus so hervorragend heraushebt.  Wirklich ein Werk, das man gerne ansieht und das sich im Regal auch dekorativ einen Ehrenplatz verdient hat. 

Mittwoch, 17. Februar 2016

Arthur Byrne - Killing Hemingway

Teddy Alexander is a child prodigy; nevertheless his parents try to have him lead a normal life. Instead of playing like other kids, he solves complex mathematical problems, where others meet their peers for play dates, he calls a Russian scientist. Physics is his passion already as a kid. When growing older, he skips some classes because some teachers are just unable to cope with his intelligence. The only problem is finding friends, in High School finally, he seems to have come across some and does not suspect that some might exploit his capacities.


Most of the novel is written very lively and convincingly, you can imagine a boy like Teddy to be real and the problems he encounters due to his outstanding brain seem to be believable. It is only the last section, when he finally tries to life the life of an ordinary college boy which I found a bit boring and less compelling. This might be due to the fact that he loses most of what makes him a special character and behaves in a most ordinary way. The necessary happy-end also is on the one hand nice to have, but the novel was more interesting when not everything was hunky dory.

Sonntag, 14. Februar 2016

Kathryn Croft - The Girl You Lost

18 years ago, Simone’s 6-month-old daughter was abducted and never found. When a young woman, Grace, now approaches her and tells he she believes that she is her daughter, Simone is caught between disbelieve, fear and happiness. After only a couple of hours together and a strange story Grace tells her about how she found out, Simone’s life is turned upside down and she finds herself in the middle of a search not only for the truth about what happened almost two decades ago, but also in a murderous connection with opponents who are much stronger and reckless than she can imagine.


The story about a child being abducted and then so much time later clues to what could really have happened already is a gripping plot from an emotional point of view. However, what Kathryn Croft makes of it is much more than just this. She extends her story more and more, building a net of side plots which are even more interesting and thrilling and combines them all in an astonishing way to solve the case in a most unexpected way. Focusing on protagonist and accompanying Simone in her search gives the reader the opportunity to go through different mental states from happiness to the highest fear, anger and compassion. All in all, a psychological thriller which can keep its promises with a lot of suspense and many twists and turns which constantly provide new developments.

Freitag, 12. Februar 2016

Selim Özdogan - Wieso Heimat, ich wohne zur Miete

Nachdem ihn seine Freundin mit der Begründung, dass er seine Identität nicht kenne, verlassen hat, macht sich Krishna Mustafa auf die Suche selbiger. Als Kind einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters ist er in beiden Ländern und mit beiden Kulturen aufgewachsen, doch nach Jahren in Freiburg scheint ihm einige Zeit in Istanbul sinnvoll. Sein Auslandssemester wird für den Studenten zu einer Entdeckungsreise in ein Land, das er weitaus weniger kennt als er dachte.


Selim Özdogan gelingt es, sich einer ihm bekannten Kultur und Land mit einem naiv distanzierten Blick zu nähern wie wir als Leser dies tun würden. Offen und unvoreingenommen begegnet sein Protagonist den Menschen und der Kultur, kann sich wundern, neue Erfahrungen machen und Vergleiche ziehen. Wobei es hier nicht um einen Wettkampf und die Frage, welches das „bessere“ Land ist geht. Im Gegenteil, obwohl die Handlung quasi ausschließlich in der Türkei spielt, wird doch auch Deutschland durch die Spiegelung beleuchtet und es bleibt eine offene Frage. Was ihm sicher gelingt, ist ein Fenster in das Innere zu öffnen, wodurch man sieht, das eben nicht alles pauschal so passt, wie wir es aus den Medien vermittelt bekommen, insbesondere bezogen auf Erdogan und seine Unterstützung in der Bevölkerung. Was beim Lesen besonders gefällt, ist der humorvolle Schreibstil, der locker durch die episodenhafte Handlung trägt und allein schon sehr viel Unterhaltung bietet.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Anne Holt - The Lion's Mouth

The Norwegian Prime Minister Birgitte Volter is found dead in her office, shot with a very rare gun. The motive lies in the dark, her last visitor, Benjamin Grinde, leader of a commission to clarify the masses of deaths with babies 30 years earlier, is immediately under suspicion but he does not really seem to be the murderer. Due to the importance of the victim, a large team is set up with the Oslo police and not only Birgitte’s closest family, but also political motives are taken into consideration. Yet, many loose ends lead to nothing. Was it after all just a case of envy or jealousy?

Anne Holt really succeeds in surprising the reader. She offer a believable solution to the crime which then has to be given up. Another theory is established, just to be dropped, too. At the same time, we see the characters develop and become more and more multifaceted in the course of the plot. The decision to limit the protagonists to a very small number gives those few the room to become convincing players and appear authentic.


What I enjoyed most were the twists and turns which often came unexpectedly but were always well motivated and cleverly constructed. The biggest surprise is kept hidden until the very last pages and provides another incredible view on the whole story. All in all, a very clever and formidable crime novel.

Mittwoch, 10. Februar 2016

Johann N. Schmidt - Großbritannien 1945-2010. Kultur, Politik, Gesellschaft.

Die neuere Geschichte Englands mit einem Fokus auf Kultur und Gesellschaft, beides im Spannungsfeld mit der gegenwärtigen Politik, auf einem für den Leser erträglichen Maß an Seiten zu beschreiben, ist keine leichte Aufgabe. Johann N. Schmidt gelingt es dennoch ein informatives wie auch unterhaltsames Buch vorzulegen, das unweigerlich eine Auswahl treffen muss, diese aber sehr gelungen und passend ist, so dass man das Buch nach der Lektüre zufrieden weglegen kann, in dem Wissen, bei Gelegenheit auch einzelne Passagen gerne nochmals zu lesen.

Der Aufbau folgt stringent dem Muster Hinführung zum Jahrzehnt, danach folgt für jedes Jahr eine chronologische Übersicht über die wesentlichen Ereignisse, ergänzt um die wichtigsten Werke aus dem Bereich der Kultur. Im Anschluss werden exemplarisch für das jeweilige Jahr Persönlichkeiten der Geschichte, bahnbrechende Romane, Filme oder Theaterstücke oder auch historische Großereignisse eingehender erläutert, um diese in die Zeit einzuordnen und ihren besonderen Wert als Repräsentant für diese herauszustellen. So entsteht im Laufe der knapp 500 Seiten ein komplexes Bild der britischen bzw. englischen Nachkriegsgesellschaft, die durch die geschichtlichen wie kulturellen Entwicklungen definiert wird ohne sich doch endgültig fassen zu lassen.

An wen richtet sich nun das Buch? An alle, die sich für die neuere Geschichte des Landes in der postimperialistischen Zeit interessieren und die Identitätssuche des zu Ende gegangenen Empire verfolgen möchten. An alle, die sich im weitesten Sinne für die britische Kultur und deren unterschiedliche Strömungen und Einflüsse interessieren. An alle, die Lust haben auf die Wechselwirkungen von Kultur und Politik, die sich in England in besonderem Maße gegenseitig beeinflusst haben.

Fazit: auch wenn mir vieles aus der Geschichte und der Literatur bekannt war, fand ich es doch erfrischend es in diesem Zusammenhang nochmals präsentiert zu bekommen. Manches Werk erhält nochmals einen anderen Sinn so in historischer Konstellation vorgestellt und die Erinnerung, welche Meilensteine der Literatur es wert wären, nochmals gelesen zu werden, ist ebenfalls eine Bereicherung. Der leichte Plauderton des Autors macht die Lektüre trotz der hohen Faktendichte angenehm und ist ein echtes Plus des Buches.


Montag, 8. Februar 2016

Sunil Yapa - Your Heart is a Muscle the Size of a Fist

1999, Seattle, the day of an important WTO meeting and masses of protesters to hinder it from taking place. In the streets, the two groups oppose. Amongst the protesters are Victor, a prodigy who has been roaming the world for three years the flee the home which after the death of his mother became an uninhabitable place. King leads the protesters, but she has some secrets she'd like to keep. On the other side, there are policemen who find themselves in a situation they always feared. And Bishop, their head and father of Victor who has been looking for his son and who for days had been haunted by the feeling that they might meet in this very stressful situation. And his feeling did not betray him.

A single event, just a couple of hours but nevertheless so much plot and development for just one novel. The permanent shift of perspective together with flashbacks creates a full picture of all the characters involved in this struggle and allows them to unfold and gain depth. Apart from this, the gradual development of the group pressure is fascinating, from a peaceful protest to a complete mess out of control within a couple of moments - just because we are dealing with humans who are afraid, both sides lacking understanding and strong nerves. 

All in all, a very revommendable novel from a psychological point if view which provides a lot of insight in the thoughts and feelings that may overcome you in a moment of highest stress.

Sonntag, 7. Februar 2016

Albena Dimitrova - Wiedersehen in Paris

80er Jahre in Sofia. Das kommunistische Regime liegt in den letzten Zügen und verteidigt den Status quo. Die 17-jährige Alba lernt Guéo kennen, einen fast 30 Jahre älteren Regierungsmitarbeiter. Sie treffen sich heimlich, nach der Schule, in fremden Wohungen und leben ein Leben, das es nicht gibt. Zunächst platonisch, doch die Liebe entwickelt sich und die Möglichkeiten Guéos schaffen ihnen Freiräume. Er will das Mädchen immer um sich haben, trotz seiner Ehefrau und der offiziellen Geliebten. Doch sein Plan geht nicht auf und ebenso wie das Land steht auch dieser Liebe eine Zeit des Umbruchs bevor.

Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte in unruhigen Zeiten. Das Politische überlagert immer wieder das Private und wo es die Liebe einerseits ermöglicht, verhindert es sie auch wieder. Alba erscheint mal als unbedarftes junges Mädchen, das weder die Natur der Beziehung noch die Zeit, in der sie lebt, zu verstehen scheint. Dann wieder ist sie rational und erwachsen und Guéo erscheint regelrecht naiv. Ein Spiel wie ein Pendel, das hin und her schwingt und von dem man nicht weiß, wann und ob es zum Ruhen kommt. Der Roman bleibt schließlich schwer greifbar und kaum einzuordnen. Eine Liebesgeschichte? Gewiss. Eine Momentaufnahme eines Landes im Privaten? Ebenso. Die Geschichte eines Mädchens, das zur Frau wird und doch etwas Kindliches beibehält und zu lieben lernt in Zeiten des Wandels.

Samstag, 6. Februar 2016

Sarah Crossan - Eins

Tippi und Grace sind Schwestern. Sie teilen alles, auch den Körper, denn sie sind an der Hüfte zusammengewachsen. Aus Graces Perspektive erzählen sie, wie es ist, zu zweit eins zu sein, Freunde zu finden, sich zu verlieben und sich schließlich der Frage zu stellen, ob sie die medizinische Trennung ihrer Körper wagen sollen - mit dem Risiko, dass eine von beiden nicht überlebt.

Einmal mehr ein sehr persönlicher, intensiver Roman von Sarah Crossan. Auch wenn einem die Situation nur schwer vorstellbar erscheint, kann man der Erzählung doch leicht folgen und die Gedanken des Mädchens nachvollziehen. Besonders interessant die Frage, ob man sein Leben für das der Schwester opfern würde, insbesondere, wenn die Leben derart verbunden sind, dass man nur im Doppelpack zu existieren kennt und der Verlust ungleich größer ist als bei normalen Geschwistern.

Freitag, 5. Februar 2016

Sofi Oksanen - Stalins Kühe

Anna ist selbstbewusst und hat ihr Leben voll im Griff. Denkt sie, denn eigentlich wird ihr Leben völlig fremdbestimmt und gesteuert durch ihre Esssucht, der sich nach und nach immer weitere Teile unterordnet. Dies geht so weit, dass sie sogar Freundschaften aufgibt und den Kontakt zu ihren Eltern weitgehend einschränkt. Dabei konnte gerade ihre Mutter sie immer unterstützen, denn sie teilen ein Geheimnis, das es immer zu bewahren gab: Annas Mutter stammt nicht aus Finnland, sondern ist Estin und diese sind in dem nordischen Land nicht sehr angesehen. Mehr und mehr entwickelt sich Anna jedoch genau zu dem, was sie jahrelang versuche zu vermeiden.


Sofi Oksanens Debüt verknüpft die Geschichte von Mutter und Tochter, von Vergangenheit und Heute und zieht Parallelen zwischen der beschwerlichen Zeit in der Sowjetrepublik und dem Diktat, dem die junge Frau durch ihre Erkrankung unterliegt. Das eine mag das andere bedingen und erklären, jedoch blieben für mich beide Teile über weite Strecken getrennt und so interessant ich sie beide auch fand, hätte ich glaube ich lieber zwei getrennte Romane gelesen, die die Geschichten der Frauen erzählen, denn jede hat für sich erzählenswerte Aspekte. So bleibt der Roman für mich an vielen Stellen etwas unrund.

Julian Barnes - The Noise of Time

Julian Barnes on the traces of one of Russia’s greatest composers: Shostakovich. In 1936, he waits for his arrest and possible execution. Twelve years later, the country is ruled by another man, but life is not much easier for musicians and yet he has to represent power on trips abroad. Another twelve years later, he continues to arrange his life within the narrow borders of the political system where he at the same time makes a career and is suppressed. Again the same time leap and he only wishes to finally leave the earth.

The author chose an interesting way of writing a kind of biography. Based on the available facts – which seems to have been much harder than one might think – Barnes composed a novel around major events in Shostakovich’s life and focuses on his feelings rather than on real action. In this way, the strings that Shostakovich was attached to become much more obvious and palpable and you can get a real idea of the time in Russia and the later Soviet Union. Especially the fact that no matter who rules and what this person’s opinion on music or composing, you were never free to express what is inside you and misinterpretation – either on purpose or not – was something you just had to accept.


This novel again can convince me not because there is much action and an interesting plot, but because Barnes manages to convey an atmosphere which slightly shifts but always stays tense and this keeps you, too, vigilant.

Mittwoch, 3. Februar 2016

Brenda Chapman - Butterfly Kills

Two murders, no obvious link, but in the hands of the same crime investigation division. When student Leah Sampson is killed in her apartment, her fellow students and co-workers at a help line speculate that she was having an affair that turned out nastily. The death Della Munroe’s husband, who shortly before had raped her, seems to be much easier to solve: again he attacked his wife and child and in killing him, the young woman could protect the both of them. Kala Stonechild, new in the Kingston team and the rest of detectives need some time to bring the two together – and combine them with a mysterious story about two young anonymous girls in danger.

The crime novel takes some time until it can really get you. The two cases have their thrill, especially Leah’s murder, but only in the second have the pace accelerates and the reader slowly understands how to put the pieces together. At the end, the different cases very cleverly and convincingly combined and everything perfectly solved. I needed some time to warm with the characters, to my impression, they lacked profile in the beginning and even at the end of the novel, much about Kala remained unclear to me. Yet, I believe they have the potential to develop in the following novels.

All in all, after a rather slow beginning, good entertainment.



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