Dienstag, 26. Februar 2013

Michael Meisheit - Irgendwas ist immer

Michael Meisheit schreibt in bester Blogmanier mal ironisch, mal lustig, mal verärgert, aber nie zu ernsthaft über großen und kleinen Dramen des Alltags. Von den verpatzten Flitterwochen über nervige Bauarbeiten und unfähige Autofahrer in der Rush Hour lässt er seinen Gedanken freien Lauf und den Leser so manches Mal sich selbst wiedererkennen.

****/5

Liv Olson - Die letzte Lesung

Ein Kriminalautor, sein Publikum, eine Lesung aus seinem neuesten Werk. Alles könnte so schön werden, wenn da nicht die Notiz auf dem Rednerpult wäre, die den wehrten Gästen sowie dem Autor bekannt gibt, dass einer von ihnen an diesem Abend sterben wird und der Mörder unter ihnen ist. Tapfer verliest der Autor statt seines Romans die reale Bedrohung - von verschiedensten Tötungsszenarien, über perfide Angst schüren bis hin zur Darlegung der Unmöglichkeit der Flucht.

Leider nur ein Kurzkrimi, dafür aber spannend und unterhaltsam.

****/5

Sonntag, 24. Februar 2013

Kerstin Apel - Der Kreuzworträtselmord

Die Journalistin Shiva ist im wohlverdienten Urlaub, wo sie Bekanntschaft mit zwei Frauen macht. Doch aus der Erholung wird nicht viel, denn ihr Chef beordert die gesamte Mannschaft zur Krisensitzung zurück. Um die Zeitung vor dem Niedergang zu retten, soll eine große Serie über die spektakulärsten Mordfälle erscheinen. Shiva soll dafür über den so genannten Kreuzworträtselmord recherchieren. Schnell stößt sie mit ihren Recherchen an die Grenzen und wird bedroht. Aber sie lässt sich nicht aufhalten und kommt der Wahrheit auf den Grund.

Kerstin Apel hat ihre Erfahrungen als Freundin des Mörders in diesem Buch verarbeitet. Die beiden Teilen - die Geschichte um Shiva und ihren autobiographischen Bericht - sind sehr verschieden. Die fiktive Rahmenhandlung ist in einem ziemlich furchtbaren Stil verfasst: ständige Wiederholungen, einen einfallslose nur so von Floskeln strotzende Sprache, langweiliger Erzählstil. Dazu kommt einen völlig unglaubwürdige Geschichte: eine unprofessionelle Journalistin ohne Nachnamen, aber mit bescheuert exotischem Vornamen, die dilettantischer kaum sein könnte und eine Handlung, die gefährlich zwischen klischeehaft und schlechtem Low-Budget-Film angesiedelt ist. Im Bericht der Tathelferin wird in deutlich angenehmerer Sprache der Tathergang beschrieben, wenn auch hier zwischen Charakterisierung der Personen und deren Handeln große Lücken klaffen.

Bemerkenswert ist das Nachwort. Die Autorin erklärt da eingebettet in die Rahmengeschichte ihre Sichtweise darzustellen und zu berichten, wie sich der Fall tatsächlich zugetragen hat. Auch wenn sie sich bereits gegenüber der Presse davon distanziert hat, räumt sie meines Erachtens doch eine Mitschuld am Tod des Jungen ein; unterlassene Hilfeleistung und Beihilfe zum Mord und Vertuschen einer Straftat stehen eigentlich außer Frage.

Das Buch als solches ist sicher nicht beachtens- oder lesenswert. Das Interesse rührt lediglich aus den realen Begebenheiten und es bleibt die Frage, warum Frau Apel sich und uns das antut.

*/5

Samstag, 23. Februar 2013

Mike Ormsby - Never mind the Balkans, here' Romania

Mike Ormsby ist Engländer und nach Rumänien ausgewandert. Seine Erfahrungen mit der Bukarester aber auch der transilvanischen Bevölkerung hat er episodenhaft in kurzweiligem und humorvollen Stil verarbeitet. Wer einmal in Bukarest Taxi gefahren ist, kann seine Todesängste nachvollziehen, ebenso ist die bisweilen verquere Logik des Hauswartes zwischen schmerzvoll und lustig angesiedelt. Nichtsdestotrotz liebt er seine neue Heimat und bringt dem Leser auch die liebenswerten Seiten des Landes und der Bewohner nahe.

Abwechslungsreich, humorvoll und selbstironisch - beste Unterhaltung, vor allem, wenn man das Land schon einmal bereist hat.

*****/5

Donnerstag, 21. Februar 2013

Lucas Edel - Kreuzdame

Lucas Edel liefert in seinem leider viel zu kurzen Prequel zur Serie um Pochette einen rasanten Anfang einer spannenden Geschichte. Mit dabei sind: ein ominöses Konsortium um eine Baronin, ein unbekannter Sprecher, eine toughe und clevere Wirtschaftsspionin sowie eine Schildkröte. Letztere muss sich Ängste und Sorgen der Sandrine anhören, die sich mit der adeligen Damen anlegt und mal eben den Neffen beseitigt. Der Kampf der beiden Damen ist eröffnet und es scheint für Sandrine nicht einfach zu werden. Mit flottem Tempo wird der Leser in die Geschichte geworfen und kaum kann er sich versehen, sind schon die ersten Opfer zu beklagen. So schnell wie Lucas Edel erzählt, sind auch Sandrines Finger beim Kartenspiel, bei dem sie die Männer gleich reihenweise über den Tisch zieht. Aber wie schnell klar wird, hat sie noch deutlich mehr in petto.

Ein überzeugender Anfang, der mit einem Cliffhanger endet und den Leser sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt. Einziger Wermutstropfen: das es sich nur um einen Auszug handelt, bleibt man mit dem Gefühl, dass etwas fehlt und nicht fertig ist, zurück. Aber der Autor hat diesbezüglich ja Abhilfe versprochen.

****/5

Samstag, 16. Februar 2013

Elke Schwab - Eisige Rache

Der dritte Fall des saarländischen Ermittlerduos Baccus und Borg spielt im tiefen Winter im eigentlich beschaulichen Dorf Buweiler. Zufällig geraten die beiden in eine Schießerei, die sie nur knapp überleben. Schnell schon wird klar, dass es mit der Ruhe auf dem Land vorbei ist. Ein Serienmörder ist am Werk und töten einen jungen Mann nach dem anderen. Doch was steckt dahinter? Alte Kriegsgeschichten, die die Großeltern wieder auspacken? Drogengeschichten wie der Dorfpolizist vermutet? Oder haben die Erfahrungen der Soldaten in Afghanistan etwas damit zu tun und wurden nun in der Heimat beim Erfolgsurlaub zur tödlichen Gefahr? Die Polizei tappt im Dunkeln und die Presse sitzt ihnen mit bissigen Artikeln im Nacken.

Ich hatte mich auf einen Regionalkrimi aus dem Saarland gefreut, doch leider kommt die Regionalität viel zu kurz. Bis auf die Ortsnamen verzichtet die Autorin auf jeden Bezug zur Umgebung, weder dialektale Einwürfe noch regionale Speisen oder Besonderheiten spielen eine Rolle. Der Plot ist interessant  gestrickt, der Leser weiß erst zum Ende, was wirklich geschah und vorher werden  viele verschiedene Spuren gelegt. Für meinen Geschmack bis weilen etwas zu viel, so dass die Handlung sich zwischendurch immer wieder etwas in die Länge zieht und auf der Stelle tritt. Die Figuren bleiben leider recht blass. Viele treten auch überwiegend als Duo auf, so dass man die individuellen Charakteristika kaum erkennt und das Profil vage bleibt. Für mich störend war der inflationäre Gebrauch von Ausrufezeichen, kein Dialog kam ohne aus, alle haben sich durchgängig nur angeschrieen, was ich weder realistisch noch passend fand.

Als Fazit: gute Idee ok umgesetzt.

***/5

Frieda Lamberti - Club der Feinschmecker

Der Club der Feinschmecker handelt leider nicht von Feinschmeckern, sondern von der Frage, wie man seinen prügelnden Ehemann gegen die heiße Affäre eintauschen kann. Eine ganz seichte Frauenkomödie, die jedoch nur begrenzt witzig ist. Die Autorin hat versucht den dünnen Inhalt durch einen interessanten Handlungsort aufzupeppen, leider sind ihre Französischkenntnisse so schlecht, dass sich bei der Beschreibung der Provence und der typischen Lebensmittel ein Fehler an den anderen reiht und das Lesen zur Qual wird. Dank der Kürze des Textes ist diese jedoch schnell überstanden.

**/5

Matthias Zipfel - Katz oder Lügen haben schlanke Beine

Arno Katz hat es endlich geschafft: sein eigenes Detektivbüro. Und als Sahnehäubchen stellt sich die hochattraktive Sonia vor, die er direkt als Sekretärin engagiert. Der erste Fall lässt nicht lange auf sich warten: die Entführung eines Hundes. Zumindest glaub die 12-jährige Vanessa, dass der Dobermann entführt wurde. Die Tochter eines Schönheitschirurgen wirkt auf Katz leicht verschroben, doch er nimmt sich des Falls an - nicht ahnend, an was für eine Familie er da geraten ist und welche "Folgeaufträge" ihm daraus erwachsen. Aber mit Sonias pragmatischer Unterstützung und schauspielerischem Talent geht der Jungdetektiv den Tatsachen auf den Grund und hat so einiges aufzudecken.

Ein kurzweiliger Kömodienkrimi mit viel Wortwitz und Situationskomik. Nichtsdestotrotz eine clevere Geschichte, die sich langsam entfaltet und unerwartet entwickelt. Die beiden Hauptfiguren mit netten Marotten ausgestattet, fern vom perfekten Ermittlerduo, aber mit viel Einfallsreichtum und Selbstironie. Gelungene Unterhaltung.

****/5

Dienstag, 12. Februar 2013

Nadine Petersen - Eisbach

München im tiefen Winter. Vanessa, eine Schülerin, wird vermisst. Etwas lustlos macht sich Ermittlerin Linda Lange an den Fall, eigentlich sehnt sie den Urlaub mit Freund Lukas herbei, denn endlich steht die Hochzeit an. Ein Zeuge hat im englischen Garten einen verdächtigen Schrei in der Nacht gehört, bei der Begutachtung des Tatortes findet Linda die Leiche des Mädchens. Der Fall läuft zunächst ins Nichts, ein Verdächtiger muss schon bald wieder auf freien Fuss gesetzt werden, weitere erweisen sich auch als falsche Fährten. Doch schnell schon scheint der Fall gelöst. Kurz vorm Boarding hat Linda jedoch eine Eingebung und ihre Intuition soll sie nicht täuschen, der Täter verfügt über Insiderwissen und war ihnen immer einen Schritt voraus. Die Ermittlerin nimmt den Kampf auf und bringt sich in größte Gefahr.

Der Krimi hat einen spannenden Plot, geht jedoch zunächst nur schleppend voran, leider auch mit der einen oder anderen Unstimmigkeit. Linda wird als Protagonistin erst spät interessant, vorher stehen ihre negativen Charakterzüge zu stark im Vordergrund. Bisweilen schießen die Personen weit übers Ziel hinaus, was die Polizeiarbeit unglaubwürdig macht. Der clevere und spannende Schluss kann dafür ein wenig versöhnen

Donnerstag, 7. Februar 2013

Matthias Matting - Beisha

Dao, Vietnamesin, die in China als Prostituierte arbeitet, ist auf dem Weg zurück vom Heimaturlaub. Sie versucht mit ihrer besten Freundin, die viel mehr eine Schwester für sie ist, Kontakt aufzunehmen. doch diese antwortet nicht - sie ist tot. Ein Serienmörder treibt sich in Shanghai um und verstümmelt die Mädchen bestialisch. Für die Polizei sind vietnamesische Prostituierte nicht oberste Priorität, also macht Dao sich selbst auf die Suche nach dem Mörder.

Der Thriller ist spannend und unterhaltsam, bisweilen aber auch grenzwertig brutal und nichts für zartbesaitete Leser. Leider bleiben die Figuren etwas flach, was der Kürze der Geschichte geschuldet ist und so manch ein Nebenschauplatz erklärt sich in der Retrospektieve nicht, da hätte das eine oder andere noch ausgebaut werden können, um die Stimmigkeit zu erhöhen und dem Thriller etwas mehr Tiefe zu verleihen.

Sonntag, 3. Februar 2013

Kathrin Sand - Wenn Bücher töten


Eine Buchhandlung spezialisiert auf Orientalistik wird zum Opfer eines Anschlags. Der Täter will offenbar die Veröffentlichung einer umstrittenen Koranauslegung verhindern. Möglicherweise steckt aber auch die Konkurrenz dahinter, die sich auf dem kleinen Markt bedroht sieht. Ein weiteres Attentat, die Presse spekuliert mit und die Polizei verstrickt sich in Kompetenzgerangel. Die Ermittlerin Sarah steht zwischen den Stühlen, ihr Freund Jamil ist offenen Drohungen ausgesetzt, ihre  Nachforschungen werden immer wieder ausgebremst und Kollege Hakan scheint sich in eine Zeugin zu verlieben. Ein Mord und versteckte Ermittlungen mit V-Leuten lassen die Situation immer unübersichtlicher werden.

Kathrin Sand hat ein aktuelles Thema aufgegriffen und komplexe Themen in einem spannenden Krimi verarbeitet. Neben derAufklärung des Mordes werden der Umgang mit Vorurteilen und Ängsten vor der fremden Religion und Kultur zum Thema gemacht, ebenso wie das Leben der zweiten Einwanderergeneration zwischen den Kulturen und unterschiedlichen Erwartungen. 

Die Erzählung ist komplex, bisweilen droht man den Durchblick zu verlieren, es wird jedoch nichts Kommissar Zufall überlassen, sondern am Ende erfolgt eine saubere und logische Auflösung, die zu einem unerwarteten Schluss führt. Gelungene Unterhaltung mit anspruchsvollen Ansatz.

****/5
Blogverzeichnis - Bloggerei.de