Sonntag, 30. September 2012

Franziska Franke - Der Tod des Jucundus

Magontiacum - so der Name des römischen Lagers Mainz - ist der Schauplatz eines Mordes: der Hirte Jucundus wird nach einer durchzechten Nacht tot am Rheinufer aufgefunden. Lucius, der sich kaum mehr an die vorangegangenen Stunden erinnern kann, eilt direkt zu seinem Bruder Marcus in dessen Weinkontor und berichtet ihm von der seltsamen Begebenheit. Weshalb seine Toga mit Blut verschmutzt ist, kann er auch nicht sagen. Der ich-Erzähler Marcus macht sich daran, zuerst jede eventuelle Schuld seines Bruder zu vertuschen und auf Spurensuche nach dem Mörder zu gehen. Die offizielle Version kommt ihm zu unglaubwürdig vor und in der Tat gibt es im Umfeld seines und Jucundus' Patron einige Ungereimtheiten.

Die Idee auf eine Reliquie des römischen Mainz eine Geschichte aufzubauen ist interessant, der Grabstein des Jucundus kann in Mainz besichtigt werden. Auch ist die Schilderung der Umgebung und vermutlich auch einiges der Bräuche und Gepflogenheiten zur Zeit der römischen Besatzung recherchiert und getreu wiedergegeben. Die Erzählperspektive aus Sicht des etwas einfältig-tolpatschigen Weinhändlers Marcus hat neben der Krimihandlung eine unterhaltsame Note.

Der Roman ist sicher kein Meisterwerk. Er hat leider einige Längen und die Handlung verliert sich immer wieder in Nebenschauplätzen oder plätschert unmotiviert vor sich hin. Ich wurde durch eine Lesung auf das Buch aufmerksam - in antikem Ambiente wirkt die Geschichte einfach besser als auf der heimischen Couch und zudem wurden die besten Passagen dort vorgestellt. Daher das Gesamturteil: ok mit gewissem Unterhaltungswert.

***/5

Samstag, 29. September 2012

Florian Goldberg und Heike Tauch - Gefallene Schönheit (Hörspiel)

Kim Meinhardt, ehemaliges Topmodel und Tierschutzaktivistin, wird tot aufgefunden. Die Spurenlage ist unklar, ein Selbstmord scheint jedoch unwahrscheinlich. Ist ihr der Wechsel zu einem führenden Kosmetikkonzern zum Verhängnis geworden? Caro Engler begibt sich in die Welt der Schönen, in der es vor Selbstdarstellern nur so wimmert und lernt, dass man mit erfundenen Krankheiten in der Schönheitsindustrie richtig viel Geld verdienen kann.

Unterhaltsamer Krimi, auch die Ermittler kommen als Personen nicht zu kurz.

****/5 (Hörspiel)

Marcel Beyer - Der Verdacht (Lesung)

Marcel Beyer erzählt die Geschichte eines Mannes im New Yorker Sofitel, dessen Leben eine dramatische Wendung nehmen wird. Was er am Morgen des Tages X, der sein Leben für immer verändern wird, macht, bleibt unklar, er nimmt eine Dusche, so viel ist sicher. Auch dass er den Roomservice gegen Mittag nicht hört. Das Mädchen des Housekeepings sieht ihn jedoch und dann klafft eine Lücke von etwa 10 Minuten bevor er mit seiner Tochter zu Mittag isst, deren Aufklärung Staatsanwälte, verschiedene Behörden und vor allem die weltweite Öffentlichkeit in ihren Bann zieht. Auch wenn Beyer den Mann nicht beim Namen nennt, wird doch schnell klar, dass hier der größte Skandal des Jahres 2011 nachgezeichnet wird.

****/5 (Lesung)

Katja Röder und Fred Breinersdorfer - Tödliche Kunst (Radiotatort)

Die sehr betagte July Bloomberg stürzt vom Balkon ihres Stuttgarter Hotels. Zusammen mit einer Reisegruppe war die Jüdin nach Deutschland gekommen, um das Land der Eltern zu besuchen. Das LKA steht zunächst vor einem Rätsel, war es ein schlichter Unfall, immerhin war die Frau über 90 und zudem behindert. Ein antisemitischer Drohbrief weist jedoch eine andere Spur. Es stellt sich auch die Frage, weshalb ihr Enkel aus New York ins Schwäbische geeilt war und vor allem, warum er vor der Polizei flüchtet.

Unterhaltsam und spannend wie gewohnt. Eine typische Produktion der Reihe, lediglich die regionale Spezifik fehlt mir dieses mal ein wenig. Bleibt zu hoffen, dass man dies nicht auch bei den Radioversionen dermaßen verwässert wie bei den Fernsehproduktionen und zu austauschbaren Allerweltsgeschichten verkommen lässt.

****/5 (Hörspiel)

Freitag, 28. September 2012

Petros Markaris - Live!


Kostas Charitos ist nach den Verletzungen bei seinem letzten Fall noch im Genesungsurlaub. Adriani kommt dies gerade recht, kann sie sich doch endlich ordentlich um ihren Mann kümmern, sprich das Kommando über sein Leben übernehmen. Als jedoch vor laufender Kamera ein Selbstmord geschieht, ist Kostas Polizeiinstinkt geweckt. Das kommt ihm doch etwas seltsam vor, vor allem das angebliche Bekennerschreiben einer ominösen Vereinigung. Nach dem zweiten öffentlichen Selbstmord wird er zurück an die Arbeit befördert - allerdings muss er inoffiziell und heimlich ermitteln, was im vorliegenden Fall eher günstig ist. Nach und nach entfaltet sich ein dubioses Geflecht von Firmen, die nicht nur in Griechenland operieren und sich dabei dumm und dämlich verdienen.

Petros Markaris hat mit diesem Roman aus der Kostas Charitos Reihe wieder einen tief in der griechischen Kultur angesiedelten Roman geschaffen. Die Geschichte ist komplex und spannend, mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die nebenbei einiges an Einblick in das Denken und Agieren der Griechen erlauben - wenn auch bisweilen vermutlich etwas übertrieben. Der Protagonist mit seinen Marotten und Unzulänglichkeiten ist ein echter Sympathieträger, mit dem man gerne ermittelt und leidet.

Was besonders positiv auffällt im Vergleich zum ersten Band der Reihe: die Übersetzung ist bei weitem nicht so holprig, sondern liest sich flüssig und ist in einem natürlichen Deutsch geschrieben.

****/5

Simon Gray - Otherwise engaged (Hörspiel)

Simon, ein erfolgreicher Verleger, hat sich eigentlich auf einen entspannten Tag ohne Frau gefreut, doch dann besuchen ihn überfallsartig verschiedenste Menschen und er muss sich mit ihnen und ihren Problemen auseinandersetzen - so weit ihm das möglich ist. Sein Bruder Stephen hat sich für einen höheren Posten beworben, was Simon jedoch schon längst wieder vergessen hat und den Namen des Konkurrenten kann er sich gleich gar nicht merken. Sein Untermieter Dave kündigt an, ihm das Leben zur Hölle zu machen als er realisiert, aus welchen Gründen  er die Wohnung bekommen hat. Freund Jeff jammert üb er seine Affären bis die aktuelle Flamme Davina ihm böse mitspielt und ein alter Schulfreund Wood gibt erst nach längerem hin und her seine eigentlichen Motive für den Besuch zu erkennen. Doch das dicke Ende kommt erst mit der Rückkehr seiner Ehefrau.

Eine absurde Geschichte mit schier unerträglichem Protagonisten, dessen Egozentrik und Ignoranz den Zuhörer zur Weißglut treiben können. Am Ende ereilt ihn ein verdientes Schicksal.

***/5 (Hörspiel)

Montag, 24. September 2012

Kate Rhodes - Im Totengarten

Die junge Psychologin Alice wird von der Polizei gebeten, sie bei einem kniffligen Fall zu unterstützen. Ein Serienmörder soll aus der Haft entlassen werden und niemand weiß genau, ob bzw. wie viel Gefahr noch von ihm ausgeht. Schon kurze Zeit nach seiner Freilassung wird das erste ermordete Mädchen aufgefunden - ausgerechnet von Alice. Bald wird sie auch das zweite Opfer auffinden und schließlich selbst ins Zentrum der Gefahr geraten. Aber wer steckt dahinter und wie ist ihr psychisch angeschlagener Bruder in die Geschichte verstrickt? Als dieser beinahe mit seinem Leben bezahlt und Alice nachts überfallen wird, spitzt sich die Situation zu. Doch sie ahnt gar nicht, aus welcher Richtung die Gefahr tatsächlich kommt.

Ein packender Thriller mit den klassischen Zutaten: eine junge erfolgreiche Frau, die sich mutig der Gefahr stellt. Ein paar anziehende Männer um sie herum würzen die Geschichte mit ein wenig sexueller Anziehung auf. Ein perverser Serienmörder und undurchsichtige Verbindungen in die Vergangenheit. Das ganze flott erzählt und ausreichender Spannung konstruiert.

Letztlich aber doch ein wenig zu viel von allem. Ein zu perfektes, zu mutiges Personal mit viel zu vielen Zufällen und Querverbindungen. Dazu überflüssige Seitenstränge, die lieblos am Ende abgehandelt werden. Alice als Psychologin auch zudem etwas zu sehr mit bösen Kindheitserfahrungen aufgeladen.

Das Urteil fällt daher gemischt aus. Einerseits unterhaltsam für zwischendurch, andererseits nicht herausragend genug, um langfristig in Erinnerung zu bleiben.

***/5

Sonntag, 23. September 2012

Thomas Glavinic - Der Kameramörder (Hörspiel)

Der ich-Erzähler und seine Frau Sonja sind übers Osterwochenende bei dem befreundeten Ehepaar Heinrich und Eva zu Besuch. Während die Runde vergnügt Kartenspielen nachgeht, vernehmen sie die Meldung, dass in unmittelbarer Nähe ein grausamer Mord begangen wurde: ein Fremder hat drei Kinder entführt, zwei von ihnen gezwungen sich von Bäumen zu stürzen und dabei alles auf Video aufgezeichnet. Die Sensationsgier packt die beiden Ehepaare und interessiert versuchen sie per Radio, fernsehen, Teletext und über das Telefon alle verfügbare Informationen zu sammeln. Sie machen sich sogar auf zum Ort des Geschehens. Live im Fernsehen und mit eigenen Augen erleben sie mit, wie die Polizei die nähere Umgebung immer weiter einzingelt, um den Täter zu fassen.

Überraschendes Ende, aber insgesamt zu wenig spannend, sondern auf die menschlichen Abgründe der Sensationsgeilheit fokussiert.

***/5 (Hörspiel)

Samstag, 22. September 2012

Arthur Golden - Die Geisha

Eine Frau blickt zurück auf ihr bewegtes Leben. Chronologisch begleitet der Leser das arme Bauernmädchen Chiyo, das in den 1920er Jahren in Japan von einem besseren Leben träumt, als sie einen Geschäftsmann kennenlernt, der so anders ist als ihre todkranke Mutter und der Vater, der wortkarg am liebsten auf seinem Boot aufs Meer hinausfährt. Als das Ende der Mutter naht und der Vater die beiden Töchter nicht mehr versorgen kann, werden diese verkauft und in die Stadt geschickt. Chiyo kommt in eine Okiya, wo sie zur Geisha ausgebildet werden soll, die ältere Schwester wird zur Prostitution gezwungen. Der kleinen Chiyo stehen harte Arbeitsjahre bevor, die von so manchem Unglück und Trauer begleitet sind. Obwohl sie mit ihren wundersamen Augen überall Aufmerksamkeit erregt, meint es das Schicksal nicht immer gut mit ihr. Der Leser begleitet sie auf dem harten Weg bis hin zur angesehenen Geisha, die ranghohe Politiker und Industrielle becirct. Auch den Krieg kann sie dank ihrer Kontakte noch relativ unbeschadet überleben und schließlich folgt dann doch noch ein happy-End.

Interessant sind die Einblicke in das Geisha-Leben. Die extreme Situation in der Okiya, die Ausbildung, Intrigen und Machtspiele, denen die jungen Mädchen ausgesetzt sind. Auch die Rolle der Frauen und ihre Arbeit als Geisha waren mir bis dato nicht so bekannt. Auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, wird sicherlich sehr viel Wahrheit dabei sein, vorstellen kann man es sich allemal.

Das Buch ist sehr interessant und oftmals auch spannend zu lesen. nichtsdestotrotz hat es seine Längen. 600 kleinstgedruckte Seiten müssen erst einmal bewältigt werden, wenn es sich überwiegend um Beschreibungen handelt und die Handlung nur langsam vor sich hinplätschert und eine Episode im Teehaus auf die nächste folgt. Letztlich lohnt es sich aber doch, weil es eine der westlichen Welt fremde Kultur von innen heraus zeigt.

*****/5

Hellmut Butterweck - Das Wunder von Wien (Hörspiel)

In Wien taucht Ende der 60er Jahre ein Rabbi auf, der ein Wunder vollbringen kann: gegen 36 Unterschriften von Nichtjuden kann ein im Holocaust umgekommener Jude wieder auferstehen. Die Begeisterung kennt zunächst keine Grenzen. Alle wollen den Wunderrabbi sehen, Experten werden aus aller Herren Länder eingeflogen, um den Fall zu untersuchen. Die Wiederauferstandenen werden für ihr Leid großzügig entlohnt, um die Schande ein wenig erträglicher zu machen. Doch nach und nach fragen sich die Wiener, ob sie das wirklich alles wollen. Was ist mit den Geschäften, die sie günstig von Juden übernommen haben, waren nicht eh zu viele Juden in Wien, musste da nicht sowieso was unternommen werden? Langsam wird es schwieriger Unterschriften zu finden und bald schon überlegt man, wie man sich elegant des Rabbis entledigen kann.

Spitzfindig, bösartig und genau auf den Punkt.

*****/5 (Hörspiel)

Yasmina Kharda - Morituri (Hörspiel)

Der algerische Polizeibeamte Kommissar Llob kämpft einen ziemlich aussichtslosen Kampf gegen die Unterwegs Algiers. Eine Mordserie an Intellektuellen lässt ihn seinen Atem anhalten, dass er als Polizist auch weiß oben auf allen möglichen Todeslisten steht, ist ihm mehr als nur bewusst und schränkt sein Alltagsleben deutlich ein. Da bittet ihn Ghoul Malek seine verschwundene Tochter ausfindig zu machen. Llob begibt sich in die Welt der Prostitution und der Reichen und stellt fest, wie auch Justiz und Politik eng damit verwoben sind.

Anspruchsvoller Stoff wie immer bei Khadra klasse präsentiert.

****/5 /(örspiel)

Sonntag, 16. September 2012

Daniel Annechino - Keine Gnade

Der erfolgreiche Kardiologe Julian wird von einer wichtigen Institution in die Realität versetzt: seine Forschungsarbeit kann noch nicht angenommen werden, es fehlen noch Nachweise für die Wirksamkeit an lebenden Personen. Sechs Monate Zeit gewährt man ihm dafür. Also muss er Probanden finden - das wird nicht einfach, denn Freiwillige wird es kaum geben. Also müssen Unfreiwillige im Dienste der Gesellschaft ihr Leben lassen. Die erste, die für die Medizin ihr Leben gibt, ist die junge Genevieve, Tochter eines Richters und als Partygirl leichte Beute für den gutaussehenden Julian. Ihre Leiche legt er im Park in San Diego ab.

Alberto Diaz wird mit der Aufklärung des Mords beauftragt. Zwei Jahre nachdem seine Partnerin Sami Rizzo von einem Psychopathen beinahe ermordet wurde, ist die Beziehung immer noch schwierig. Er kann sie mit Details seiner Arbeit kaum belasten - dabei denkt Sami selbst schon längst wieder daran, in die Polizeiarbeit zurückzukehren. Als Al zu seiner schwerverletzten Schwester nach Rio fliegen muss, ist für Sami der entscheidende Moment gekommen und sie übernimmt seinen Fall.

Die Untersuchungen laufen auf Hochtouren und der Mörder steht mehr und mehr unter Druck immer schneller neue Opfer zu finden und seine Taten nicht nur vor der Öffentlichkeit, sondern auch vor seiner Familie zu verheimlichen. Bisweilen geraten seine Taten außer Kontrolle, weil er seine Triebe nicht mehr steuern kann. Bei seinem letzten Opfer wird er leichtsinnig und sie kann sich zur Wehr setzen. Doch so schnell ist Julian auch wieder nicht zu Fall zu bringen.

Positiv fällt auf, dass die Ermittlerin nicht dem Klischee des Cop entspricht: alkoholsüchtig oder von sonstigen Drogen abhängig, verkorkstes Familienleben und psychisch völlig am Ende. Sami Rizzo erscheint normal, wie jeder andere Mensch auch. Das macht die Ermittlerin besonders sympathisch. Die alltäglichen Gedanken, Sorgen um die Familie und ihre Beziehung sind eine wohltuende Abwechslung im Krimigenre. Auch der Täter ist dieses Mal nicht wie tausendfach gelesen psychisch-gestört ohne jeden Sinn handelnd. Er hat ein Motiv, welches fern jeder Sucht- oder Störungsbefriedigung liegt und seine zunehmenden Exzesse werden auch glaubhaft erklärt ohne die ganze Bandbreite an Kindermisshandlung aufzutischen.

Das Tempo steigert sich zum Ende hin und es bleibt lange offen, ob der Mörder davonkommt. Spannend bis zur letzten Seite. Einziger Kritikpunkt: es wird sehr viel Bezug auf den vorhergehenden Band der Reihe genommen. Zwar unterhält "Keine Gnade" auch, wenn man ihn nicht kennt, bisweilen wäre die Vorgeschichte jedoch schon interessant, um das Verhältnis von Al und Sami besser einordnen zu können.

****/5

Caryl Férey - L'innocence par Arturo Bandini (Hörspiel)

Arturo trifft beim Casting für eine Statistenrolle auf die junge Chinesin. Die beiden kommen ins Gespräch, wobei Arturo seine Erfahrung im Kino-Business maßlos übertreibt. Nicht nur Schauspieler sei er, sondern auch Drehbuchschreiber und Regisseur. Unerwartet fällt ihm die Doppelrolle Schauspieler und Regisseur bei dem aktuellen Film von Cécil B. zu. Was er jedoch nicht ahnt, ist dass dieser mit dem Film zwei ganz andere DIige bezweckt: Geld waschen und sich an der ehemals populären Schauspielerin Joane mit einer furchtbaren Rolle und Misserfolg rächen. Doch diese hat bereits einen eigenen Racheplan, bei dem Arturo leider auch auf der Strecke bleibt.

****/5 (Hörspiel)

Friedrich Ani - Tabor Süden und die verschwundene Souffleuse (Hörspiel)

Ein Mann bittet ein Detektivbüro um Hilfe: Marianne, genannt Mimi, die Souffleuse des Theaters ist verschwunden. Tabor Süden begibt sich auf Nachforschung in  ihr Leben. Doch weder ihre Kollegen noch die beste Freundin haben eine Ahnung, wo sie sein könnte. Hat der Tod ihrer Tochter, die 30 Jahre zuvor mit 9 Messerstichen ermordet wurde, etwas damit zu tun? Oder ist sie vielleicht schwer krankt, wie die in den vorangegangenen Wochen zahlreichen Arztbesuche nahelegen?

Schwach und am Ende eine platte Auflösung.

**/5 (Hörspiel)

Petros Markaris - Sonia und Varia (Hörspiel)

Die bulgarische Zwangsprostituierte Sonia kann einen Kunden nicht bedienen, weshalb sie nicht nur kein Geld von ihm bekommt, sondern auch noch von ihrem Zuhälter und dessen Kumpanen böse verprügelt wird. Sie soll nach hause gehen, um die blauen Flecken zu überschminken. Dort ruft ihre russische Mitbewohnerin Varia sie in ihr Zimmer. Sie hat gerade ihren Zuhälter ermordet. Sonia beschließt den Mord Andreas, dem Bordellbetreiber anzuhängen. gemeinsam schaffen die Mädchen die Leiche weg und Sonia deponiert die Mordwaffe sowie ein Kilo Kokain bei Andreas, bevor sie anonym die Polizei informiert.

Gute Geschichte mit nicht ganz legalem aber den Gerechtigkeitssinn bedienendem Ende.

****/5 (Hörspiel)

Samstag, 15. September 2012

JS LeFanu - Carmilla der Vampir (Hörspiel)

Ende des 19. Jahrhunderts in der Steiermark. Ein verwitweter englischer General lebt mit seiner Tochter Laura auf einem relativ einsamen Schloss in der Steiermark. Damit das Mädchen sich nicht gruselt, wird den Erzieherinnen verboten, ihr Schauergeschichten vor zu lesen. So kann sie auch nicht einordnen, was ihr eines Nachts als kleines Mädchen widerfährt: scheinbar im Traum wird sie von einer wunderschönen Frau besucht. Der Traum erklärt jedoch nicht ihre Verletzung und der Abdruck des Frauenkörpers auf dem Bett. Am Tage ihres 18. Geburtstages geschieht ein Ereignis, das ihr weiteres Leben in Gefahr bringt. Zunächst berichtet ihr Vater, dass der langersehnte Sommergast Berta plötzlich verstorben ist. Kurz darauf geschieht ein schwerer Unfall in unmittelbarer Nähe, dabei wird die Tochter Carmilla schwer verletzt und wird in die Obhut des Schlosses gegeben, während die Mutter weiterreist. Sie warnt noch davor, dass man das Angebot das Mädchen zu pflegen noch bereuen könnte. Die junge Frau ist nicht nur von außerordentlicher Schönheit, sie legt auch seltsame Gewohnheiten an den Tag, die die Bewohner zum teil verwundert zurücklassen. Als in der Umgebung mehr und mehr junge Mädchen plötzlich versterben, ahnt der Dorfarzt Schreckliches: ein Vampir muss sein Unwesen treiben. Laura freundet sich indes immer enger mit Carmilla an, was ihr zum Verhängnis werden soll.

Klassischer Grusel unterhaltsam erzählt.

****/5 (Hörspiel)

Dienstag, 11. September 2012

Esmahan Aykol - Bakschisch (Hörspiel)

Kati Hirschles zweiter Fall. Nachdem man ihre Miete mir nichts dir nichts erhöht hat, sucht sie eine neue Bleibe. So ganz ohne "Überzeugungsgaben" funktioniert das aber nicht. Als man ihr dann eine passende Bleibe vermittelt, steht sie plötzlich vor einem bewohnten Appartment. Der aktuelle Mieter ist nicht sehr angetan von ihrem Besuch und so geraten beide in einen Streit. Als man den Mann tags drauf ermordet vorfindet, gerät Kati Hirschel unter Verdacht. Aber als versierte Krimileserin, nimmt sie natürlich die Angelegenheit selbst in die Hand und verlässt sich nicht auf die türkische Polizei.

Unterhaltsam wie auch die anderen Bücher von Esmahan Aykol. Erfrischend locker und lustig für einen Krimi.
*****/5 (Hörspiel)

Montag, 10. September 2012

Jussi Adler-Olsen - Erlösung

Der dritte Fall für Carl Mörck vom Sonderdezernat Q: eine Flaschenpost, die schon mehrere Jahre vergessen auf einer schottischen Fensterbank stand, enthält einen Hilferuf eines Entführten. Ob nach all den Jahren noch etwas ermittelt werden kann? Assad und Rose machen sich trotzdem daran, die Reste des Brief zu entziffern. Je mehr sie herausfinden, desto deutlicher wird, dass es Parallelen zu anderen Fällen geben muss. Ein Serientäter ist offenbar am Werk und beherrscht sein Handwerk ziemlich gut. Dass er aktuell auch zwei Kinder in seiner Gewalt hat, weiß der Leser schon. Ob Carl und sein Team ihn aufhalten können?

Ein klassischer Adler-Olsen. Spannend, parallel zwei Handlungen auf sich zulaufend, glaubwürdig und in der Darstellung der Figuren sehr menschlich.

*****/5

Sonntag, 9. September 2012

Jean-Pierre Bouyer - Doppeltes Spiel (Hörspiel)

Ludo Rinizzi wird von Krusowicz, Verleger des K Verlags zum Gespräch gebeten. Einer der Autoren möchte nicht mit eigenem Namen erscheinen und Luso soll sich als Schriftsteller für diesen ausgeben. Schon bald wird das bis dato so gemütliche und ruhige Leben des jungen Mannes massiv gestört. Überall tauchen immer mehr Leichen auf, Freunde verschinden plötzlich und die Polizei hat ihn im Visier. Und dann erhält er auch noch ominöse Buchseiten - ein Roman, der scheinbar sein aktuelles Leben beschreibt und auch schon den nächsten mord ankündigt. Ist er nur eine Marionette in einem fiesen Spiel?

Sehr clever gemacht. Unterhaltsam. Spannend. Krimi wie man ihn sich wünscht.

*****/5 (Hörspiel)

Karlheinz Knuth - Mord im Rosengarten (Hörspiel)

Der fast perfekte Bankraub. Herr Prinzke ist Buchhalter in einer Bank, die von einem unbekannten Täter in Motorradkluft überfallen wird. Beim Überfall wird versehentlich die Tasche von Prinzke mit jener des Diebs vertauscht - und der bescheidene Buchhalter verfügt plötzlich über 600.000 Euro. Die Freude über das Geld, weicht schnell der Angst vor Entdeckung und der Nervosität. Bis plötzlich ein junger Mann vor der Tür steht, der das offerierte Zimmer zur Untermiete gerne haben möchte. Ist er der Bankräuber, der sich jetzt rächen möchte?

Gut gemacht, aber eine Wendung am Ende zu viel, verdirbt den Spaß leider ein wenig.

****/5 (Hörspiel)

Bernd Cailloux - Frau mit Flughafen (Lesung)

Ein Mann, einen Brief in Händen, erinnert sich an eine Begegnung mit einer Frau. Sie war gesellschaftlich anerkannt und besaß sogar einen Flugschein.  Er lässt die Vergangenheit Revue passieren - der Aufstieg, der Fall, und sein größter Fehler: ihr Geld zu leihen. Was am Ende bleibt: die Frau sitzt in den USA in Haft und er wird sein Geld wohl nie wieder sehen.

*/5

Dienstag, 4. September 2012

René Frégni - On ne s'endort jamais seul

Ein liebender Vater, alleinerziehend. Immer holt er seine Tochter Marie pünktlich von der Schule ab, die 7-jährige hat ja nur noch den Vater, den sie heiß und innig liebt. Doch an einem Nachmittag wird Antoine aufgehalten und als er zur Schule kommt, ist Marie verschwunden. Ein schwarzer Wagen und eine elegant gekleidete Frau wurden in der Nähe der Schule beobachtet. Alle Suche bleibt vergeblich: Marie ist verschwunden. Und sie ist bereits das dritte Mädchen, das innerhalb weniger Monate in Marseille einfach verschwindet. Für Antoine ist der Verlust unerträglich. Das Warten darauf, dass etwas passiert, zermürbt ihn. Die Polizei kommt nicht weiter. Da trifft er seinen Kindheitsfreund Jacky wieder - der gerade 10 Jahre Knast abgesessen hat, aber über beste Kontakte in alle Milieus sowie eine gewisse finanzielle Freiheit verfügt. Sie beschließen die Suche selbst in die Hand zu nehmen. Tania, die "blaue Hure", hilft ihnen dabei mit der entscheidenden Idee.

Ein vielschichtiger Krimi. Einerseits ist die Zerrissenheit und das Leiden Antoines für den Leser ebenfalls fast unerträglich. Andererseits bringen die fragwürdigen Personen, auf die Antoine und Jacky im Laufe der Geschichte stoßen, eine unheimliche Brutalität mit sich, die ebenfalls fast nicht auszuhalten ist.

Das Ende ist mir ein wenig zu dick aufgetragen, Frégni hätte besser bei seiner angelegten Geschichte bleiben sollen, warum noch einmal eine Wendung und andere Motive, erschließt sich mir nicht. Das letzte Kapitel war zwar völlig enttäuschend, dafür ist das Gesamtwerk aber sehr überzeugend und vor allem glaubwürdig.

****/5

Sonntag, 2. September 2012

Hakan Nesser - Die Frau mit dem Muttermal (Hörspiel)

EIn neuer Fall für Ermittler van Veeteren. Zwei Männer wurden brutal mit jeweils 4 Schüssen ermordet, zwei in den Torso und zwei weitere in den Penis. Es deutet sich eine Serie an. Das weiß der Zuhörer bereits: eine junge Frau führt den Rachefeldzug für ihre inzwischen verstorbene Mutter durch. Eine Tat, die 40 Jahre zuvor geschah, will gesühnt werden und alle daran beteiligten müssen mit ihrem Leben bezahlen. Für die Polizei sind die Ermittlungen schwierig: weder hinterlässt der Mörder Spuren, noch ist die Verbindung zwischen den Opfern ersichtlich und das nächste Opfer wird bereits gemeldet.

Spannende Konstruktion beide Seiten parallel zu zeigen und nach und nach hinter die Ereignisse 40 Jahre zuvor zu kommen.

****/5 (Hörspiel)

Harold Pinter - Betrayal (Hörspiel)

Harold Pinters Bühnenstück Betrayal als Hörspiel. Die Geschichte wird rückwärts erzählt, beginnt 1977 zwei Jahre nach dem Ende der Affäre zwischen Emma und Jerry. Emma hatte um das Gespräch gebeten, weil sie sich am Vorabend mit ihrem Ehemann gestritten hat, nachdem sie hinter einer seiner Affären gekommen ist. In diesem Zusammenhang hat sie ihm von ihrer 7-jährigen Affäre mit seinem besten freund Jerry erzählt. Als nächstes erleben wir die Trennung im Jahre 1975 und die Aufgabe der gemeinsamen Affären-Wohnung. Sukzessive schreiten wir dann rückwärts in der Zeit und nähern uns dem beginn der Affäre.

Interessantes Arrangement, bisweilen verwirrend, aber eine schöne Idee, mit der positiven Sicht auf die4 Affäre, die Spannung und Verliebtheit aufzuhören statt mit der Bitterkeit, die normalerweise das Ende begleitet.

***/5 (Hörspiel)

Samstag, 1. September 2012

Esmahan Aykol - Scheidung auf Türkisch

Teil drei der Kati Hirschel Reihe.

Aus der Zeitung entnehmen Kati, Inhaberin eines Krimi-Buchladens, und Fofo, treuer Freund, Mitbewohner und Angestellter, dass die Industriellenschwiegertochter Sani Ankaraligil gestorben ist. Gekannt haben die beiden Hobby-Ermittler sie nicht, aber gelegentlich im selben Lokal zu Mittag gegessen und da die Frau jung war, muss es sich - wie Kati und Fofo messerscharf kombinieren - um ein Kapitalverbrechen handeln. Die Ermittlungen können also starten und führen die beiden zu entlegenen Dörfern mit Umweltschützern, einen sexy Sänger, der sich auch noch für Kati interessiert, dem verflossenen Kommissar Batuhan und allerlei seltsame Verwandte der Toten.

Die Geschichte ist ein wenig abstrus und schießt- wie auch schon in Hotel Bospurus - über das Ziel hinaus. Es werden gute und interessante Krimistrukturen angelegt, dann aber doch wieder verworfen. Am Ende bleibt irgendwie ein Mischmasch und Zufall und doch eine ganz enttäuschende Auflösung. In Sachen Krimi sicherlich kein Meisterwerk, das geschickt geplant mit cleveren hinweisen glänzen würde.

Der Roman glänzt an anderer Stelle. Die Figuren sind nicht nur sympathisch, sondern in ihrer Menschlichkeit ausgesprochen unterhaltsam. Der Sprachstil ist durch die Perspektive Katis als Erzählerin natürlich vom Charakter der Hauptfigur geprägt, was einen enormen Unterhaltungswert hat und die Ermittlungen immer wieder in den Hintergrund rücken lässt. In diesem Fall ein echter Gewinn.

Keine Empfehlung für ausgewiesene Freunde des Krimis - wer aber Spaß an Bridget Jones hatte, dürfte mit Kati Hirschel gut beraten sein. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.

*****/5
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