Mittwoch, 29. Juli 2015

Marin Olczak - Die Akademiemorde

Ein Serienmörder hält Stokholm in Angst, aber die normale Bevölkerung hat nichts zu befürchten, denn eines ist sofort offenkundig: seine Opfer sind Mitglieder der Akademie, die über die Nobelpreise entscheidet. Doch nicht alle geraten in die Zielscheibe, es gibt scheinbar ein Muster, das nur ein Literaturexperte löse kann. Und so ermittelt ein ungewöhnliches Duo von Kommissarin und Archivar in einer literarisch motivierten Mordserie.

Das Thema ist interessant gewählt, die Mischung aus klassischer Mordermittlung mit völlig verschiedenen, aber ausgesprochen cleveren Morden und einem literarischen Motiv ist direkt ansprechend. Der Roman leidet jedoch unter unglaubwürdigen Zufällen, völlig überzeichneten Figuren und vorhersehbaren Wendungen. Der Sprachstil und die die rasche, parallel verlaufende Handlung bauen zwar Spannung auf, aber man hätte hier mehr draus machen können.

Fazit: durchaus spannend und unterhaltsam, aber nicht der ganz große Wurf.

Montag, 27. Juli 2015

Charlie N. Holmberg - The Paper Magician (Book 1)

Ceony Twill hat gerade die Magierschule als beste ihres Jahrgangs abgeschlossen und hofft darauf nun einen spannenden praktischen Ausbildungsplatz zu bekommen. Metall wäre ihr bevorzugtes Material, doch man hat anderes für die vorgesehen. Die Knappheit an Papiermagiern bringt sie zu Emery Thane, einem etwas verschrobenen Lehrer. Ceony findet sich mit ihrem Schicksal ab und merkt schnell, dass sie das Material und auch ihren Meister unterschätzt hat. Doch die vermeintliche Papier-Idylle in Thanes abgelegenen Haus wird durch Lira jäh gestört. Die Excisioner reißt dem Magier das Herz heraus und flieht. Ceony sieht erschrocken zu doch bald schon erkennt sie, was sie tun muss: das Herz ihres Meisters zurückholen.

Ein Fantasy-Buch, das auch Leser, die dem Genre wenig abgewinnen können wie ich, begeistern kann. Der Zauber liegt in der Vorstellung, die die Autorin wundersam aufbaut, dass in der vermeintlich normalen Welt scheinbar unbedeutende Dinge eine Magie haben können und so aus Papier Wesen entstehen können mit ungeahnten Fähigkeiten. Der Zauber ist sicherlich übernatürlich, doch jeder Zauber, der zwischen Menschen entsteht, die etwas füreinander empfinden und – im wahrsten Sinne des Wortes hier – für das Herz des anderen bereit sind, alles zu geben, den findet man auch in der Realität, man muss nur hinsehen.


Fazit: märchenhafter Auftakt einer Fantasy-Roman Reihe, der viel weniger abgedreht ist, als man meinen könnte und stattdessen einfach verzaubert. 

Alina Bronsky - Baba Dunjas letzte Liebe

Baba Dunja kehrt zurück in ihre Heimat. In der Nähe des strahlenden Reaktors hofft sie in Tschernowo auf ein ruhiges restliches Leben. Aber lange bleibt sie nicht allein, nach und nach kehren noch weitere Vertriebe zurück, die meisten alt, so dass es auch egal ist, wenn sie verstrahltes Gemüse essen. Ihre Kinder leben im Ausland und kommen sie nicht mehr besuchen, sie selbst war auch noch nie bei ihrer Tochter Irina in Deutschland – wie auch, schon die Fahrt mit dem Bus in die benachbarte Kleinstadt, wo ihre Post und die Pakete Irinas gelagert werden, ist ein Kraftakt. So leben sie beschaulich vor sich hin, gelegentlich von Forschern und Journalisten belästigt, bis eines Tages ein Mann mit einem kleinen Mädchen auftaucht. Das geht aber wirklich nicht, ein Kind in der Zone? Doch es kommt noch schlimmer als  man den gedankenlosen Vater ermordet auffindet und das ganze kleine Dorf festgenommen wird.

Alina Bronsky trifft herrlich den Ton einer älteren Frau, die ihr Leben gelebt und alles gesehen hat – was soll eine ehemalige Krankenschwester aus der Nähe des geschmolzenen Tschernobyl-Reaktors auch noch erschüttern? Die moderne Welt ist ihr ohnehin fremd und so erhalten Baba Dunja und die anderen Bewohner des Dorfes eine Zeit, die schon lange vorbei ist. Auch wenn vieles humorvoll und mit einem unvergleichlichen Wortwitz dargeboten wird, schwebt doch ein ernstes Thema über diesem kurzen Roman und man fragt sich aus der Ferne, wie denn mit den Betroffenen der Katastrophe umgegangen wurde und wie sie heute leben. Es zeigt jedoch auch, wie zufrieden man abseits der Konsumtempel mit einem geregelten Leben im Einklang mit der Natur sein kann, fernab der Moden und Nachrichten.


Fazit: ein ungewöhnliches Buch, das man unter keinen Umständen verpassen sollte.

Jay Asher - Thirteen Reasons Why

Clay Jensen findet nach der Schule ein seltsames Paket ohne Absender. Darin liegen mehrere Kassetten, besprochen von Hannah Baker – seine Klassenkameradin, die wenige Tage zuvor Selbstmord begangen hat. Hannahs Vermächtnis ist eine Abrechnung mit ihren vermeintlichen Freunden. Jede Kassettenseite ist einer Person gewidmet und erklärt, weshalb sie mit Schuld an ihrem Tod trägt. 13 Seiten – 13 Personen – 13 Gründe. Nach dem Hören muss jeder, der sich schuldig gemacht hat, das Paket weiterschicken. Clay ist entsetzt. Er hat Hannah geliebt und kann ihren drastischen Schritt nicht verstehen, doch vor allem fragt er sich: was hat er falsch und womit hat er sich schuldig gemacht? Eins ist schon zu Beginn sicher: nach dem Hören ist nichts mehr wie es war und Clay wird seine Mitschüler mit anderen Augen sehen.

Eine interessante Idee, mit der Jay Asher einen Blick auf Jugendliche, Freundschaft und Selbstmord wirft. Die beiden Protagonisten – Clay als Hörer und Außenseiter, dessen Innenleben wir als Leser miterleben dürfen, und Hannah als Erzählerin, die von dem berichtet, was Clay und die anderen Adressaten noch nicht wussten – können die Geschichte erfolgreich tragen und lassen aus einzelnen Episoden, die sich mosaikhaft aneinanderreihen bald ein komplexes Gefüge entstehen, das schon schnell zeigt, welche Kettenreaktionen einzelne Handlungen auslösen können und welch drastische Folgen bis hin zum Tod diese bisweilen haben.


Fazit: ein trotz der Thematik unterhaltsames und spannendes Buch, dessen Inhalt bei genauerer Betrachtung jedem Leser sein unbedachtes Alltagshandeln und mögliche Folgen vor Augen führt.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Liza Klaussmann - Tigers in Red Weather

Zwei Cousinen, eine Geschichte. Immer wieder erzählt aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Helena und Nick sind unzertrennlich, doch durch die Ehemänner und Familien leben sie sich auseinander. Ein Mord bringt das finale emotionale Zerwürfnis, die Verbindung bleibt und alle müssen sich den Dingen stellen, die sich getan und gesehen haben. Die nächste Generation trifft dies ebenso. Aus der entspannten Sommeratmosphäre wird ein Familiendrama, dessen Ende nicht absehbar ist.

Liza Klaussmann schafft es, obwohl man die Geschehnisse irgendwann kennt (oder zu kennen glaubt), dasselbe Ereignis aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu erzählen und doch eine ganz andere Geschichte daraus zu machen. Aus den vielen Facetten ergibt sich langsam ein Gesamtbild und vieles, was so klar schien, rückt sich nochmals zurecht. Die Figuren sind facettenreich gestaltet und gewinnen zunehmend an Tiefe. Der etwas flache Beginn verschwindet schnell hinter einer spannenden Familiensaga, die sich durch das langsame Entfalten nennenswert von ähnlichen Büchern unterscheidet.


Fazit: ein außergewöhnliches Buch, perfekt für einen langen Sommer.

Sonntag, 19. Juli 2015

Matthew Costello/Neil Richards - Cherringham: Murder by Moonlight

Kurz vor Weihnachten. Der örtliche Rotarier Gesangclub probt für das alljährliche Konzert. Neben dem Gesang ist fröhliches Beisammensein mit selbstgebackenen Keksen angesagt. Kirsty ist skeptisch, ist sie doch hochgradig allergisch, aber alle wissen ja darum und sind stets bemüht, entsprechend zu backen. Auf dem Weg nach Hause folgt dann doch die allergische Reaktion. Schnell sucht sie nach ihrem EpiPen, doch dieser ist leer, für die junge Frau kommt jede Hilfe zu spät. Ein tragischer Unfall? Sarah und Jack kommen Zweifel und schnell zeigt sich, dass die geübte Allergikerin niemals in diese Situation hätte kommen können, ihre Medikamente wurden manipuliert, aber wer konnte etwas gegen Kirsty haben?

Teil drei der Serie um den Ex NYPD Detective und die alleinerziehende Mutter. Einmal mehr sind das idyllische Cherringham und seine bodenständigen Bewohner die Kulisse für einen höchstmenschlichen Fall, der wiederum ohne technischen Schnickschnack, sondern mit Hilfe von Beobachtung und Scharfsinn, sowie einer guten Portion Gespür für die Menschen gelöst wird.


Fazit: Kurzer Krimi ohne viel Show, nett für zwischendurch.

Samstag, 18. Juli 2015

Augusto Cruz - Um Mitternacht

Ex FBI-Agent Scott McKenzie erhält seinen ersten Auftrag als privater Ermittler. Ein betuchter Sammler möchte gerne einen als verschollen geltenden Film in seinem Besitz haben. Der Stummfilm „Um Mitternacht“ aus den 20er Jahren gilt nach einem Brand in den Studios als endgültig verloren, Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass es noch andere Exemplare gab und der Klassiker erhalten blieb. McKenzie begibt sich auf die Suche, die immer wieder an losen Enden zu scheitern droht, doch eine Spur erweist sich nicht nur als vielversprechend, sondern vor allem als gefährlich.

Augusto Cruz vermischt historische Fakten mit der Fiktion um den FBI Agenten, der all sein Können aufbieten muss, um den Fall zu lösen. Leider bleibt dabei das Buch hinter den Erwartungen zurück. Immer wieder eine neue Spur, ein loses Ende – es ermüdet zusehends. Lediglich die Episoden um den FBI Gründer und langjährigen Chef Hoover bieten neue Perspektiven, auch sie von der eigentlichen Handlung immer wieder ablenken – glücklicherweise. Das Lesen wird durch die Erzählweise zusätzlich erschwert. Direkte und indirekte Rede vermischen sich in einen einzigen Erzählbrei. Seitenweise verzichtet der Autor auf Absätze, so dass alles ineinanderfließt und schwer zu folgen ist.


Fazit: tolle Thematik, leider schwach umgesetzt.

Mittwoch, 15. Juli 2015

Baptiste Beaulieu - Alors voilà: Les 1001 vies des Urgences

Notaufnahme. Behandelnder Arzt: jung, motiviert und auf der Suche nach Geschichten des Lebens. Diese schreibt er auf, um denjenigen, die vom Leben kaum mehr etwas mitbekommen, berichten zu können. Vor allem die Nachtschichten bieten allerlei ungewöhnliche Einsätze. Manchmal auch bis an die Grenzen derer, die sich um diese Fälle kümmern. Ebenso wie die Fälle der anderen Abteilungen, wo das Leben langsam ausschleicht. Dem jungen Mediziner haben es vor allem die älteren Menschen angetan, die auf ein volles Leben zurückblicken können und ihn daran teilhaben lassen. In 7 Tagen zeigen sich unzählige Leben, manche voller Glück, andere weniger, manche beginnen hier neu, andere enden.

Ein ganz eigener Blick auf die Welt der (Notfall)Ärzte und deren Alltag. Kurze Episoden erlauben nur einen kurzen Blick auf menschliche Schicksale, die bisweilen tragisch, manchmal komisch, oft ermutigend und zuweilen auch schlichtweg sehr traurig sind. Unterhaltsam ist das falsche Wort für dieses Buch. Interessant auf jeden Fall. Man will mehr hören von dem jungen Team, das sich tapfer abkämpft und von den Patienten, vor allem von denjenigen, für die diese Geschichten alles sind, was sie noch haben. Auch wenn eine sehr positive, lebensbejahende Grundhaltung herrscht: kein Buch für Medizinphobiker und ebenfalls nicht für Leser, die nah am Wasser gebaut sind.



Lynn Weingarten - Suicide Notes from Beautiful Girls

June und Delia sind beste Freundinnen, June lebt durch die intensive Freundschaft erst aus, traut sich mehr und gewinnt Selbstbewusstsein. Doch dann kommt Ryan und die Freundschaft lebt sich immer mehr auseinander bis die Mädchen quasi keinen Kontakt mehr haben. Die Nachricht von Delias Tod trifft June daher unerwartet und schockiert sie doch. Alte Gefühle für die Freundin keimen wieder auf und sie beginnt Fragen zu stellen. War der Selbstmord etwa gar keiner? Auch Delias Freund äußert Zweifel, Ryan hingegen will June zurückhalten. Hat er etwa etwas zu verbergen? Weshalb kam er früher aus dem Urlaub mit den Eltern zurück und was hat es mit Delias seltsamer letzten Nachricht auf sich?


Ein Jugendbuch über Freundschaft, das diese ins Extrem zieht und Loyalität über den Tod hinaus verlangt. Der Autorin gelingt es, langsam Spannung aufzubauen und schließlich eine unerwartete Wendung zu liefern, die die Situation nur noch verschärft. Kein völlig überragendes Buch, aber die Thematik durchaus interessant umgesetzt, spannend dargeboten und unterhaltsam zu lesen.  

Sonntag, 12. Juli 2015

William Shaw - Kings of London

Breen und Tozer ermitteln wieder. Eine verkohlte Leiche lässt Breen keine Ruhe, auch wenn der Fall schon längst zu den Akten gelegt ist. Ein ähnlicher Fall kurze Zeit später landet ebenfalls auf seinem Tisch und ist brisant dazu: der Sohn eines hohen Politikers, der den Tod seines drogenabhängigen Juniors mit allen Mitteln aus der Presse halten will. Unterstützung findet er kaum bei seinen Ermittlungen, viel mehr scheinen sich alle gegen ihn verschworen zu haben und ihn an den Nachforschungen zu hindern. Dies geht sogar so weit, dass er konkret bedroht wird. nach einem Brandanschlag auf seine Wohnung wird Breen klar, dass er wirklich um sein Leben fürchten muss, doch aus welcher Ecke kommt die Bedrohung?

Band zwei der Trilogie konnte mich nicht ganz so überzeugen wie der erste. Der Fall an sich ist spannend, clever konstruiert, wenn auch für meinen Geschmack ein paar weniger Nebenschauplätze etwas mehr Stringenz hineingebracht hätten, was der Handlung zuträglich gewesen wäre. Tozer und Breen versinken dieses Mal in Depression, was den ganzen Krimi durchhält und ihm eine ziemlich negative Atmosphäre verpasst. Auch London ist hier nicht die rebellische Stadt im Jahre 1968, sondern ein marodes Loch, in dem die Bewohner ziemlich alle leiden. Spielte im ersten Band noch die Musik eine tragende Rolle, sollte es hier laut Klappentext die Kunst sein, doch sie bleibt eine minimale Randerscheinung, die nicht trägt und hinter dem Rest zurücktritt.


Fazit: durchaus guter Krimi, aber mit sehr depressiver Grundnote.

Samstag, 11. Juli 2015

Petros Markaris - Zahltag

Der Roman zur Krise: wenn der Staat schon nicht in der Lage ist, die Steuergelder einzutreiben, muss das Wohl jemand anderes in die Hand nehmen. Der „nationale Steuereinzieher“ fordert Personen auf, die offenkundig nur einen winzigen Teil ihres Einkommens beim Finanzamt angeben, binnen Wochenfrist ihre Steuerschuld zu begleichen, sonst müssten sie mit dem leben zahlen. Wer dem nicht nachkommt, findet sich schon bald an symbolträchtigen Orten wieder. Ermordet. Mit dem Gift des Schierlings – wie einst der vermeintliche Verräter Sokrates. Kommissar Charitos muss ermitteln und schwankt zwischen politischem Druck und Verständnis des Mörders.


Eine der bekanntesten Stimmen Griechenlands zur hochbrisanten Situation des Landes. Markaris ist bekannt für seine Kritik und diese setzt er hier gekonnt in Szene. Die Verbindung von Politik, Mord und dem kleinen Mann am Ende der Nahrungskette ist einmal mehr erschreckend realitätsnah, authentisch und dennoch bei all der Misere auch unterhaltsam. Insbesondere das Mordwerkzeug – der Schierling – eine erschreckende Parallele: erstickt das griechische Volk nicht gerade bei vollem Bewusstsein an den Schandtaten seiner Regierungen?

Tom Burger - Das Bücherhaus

Die Idylle der Provence wird durch den Tod der betagten Claire de Roquesteron gestört. Wer konnte ein Interesse daran haben, die alte Dame zu ermorden? Etwa die Alleinerbin, ihre Nichte Amandine Moreau? Doch die junge Frau lebt eigentlich fernab in Paris trauert auch ganz offenkundig. Ein zweiter Mord an einer Antiquitätenhändlerin rückt eine andere Gruppe und ein Buch in die Aufmerksamkeit: Claires Leseclub, der bereits seit Jugendzeiten besteht und eine Sammlung von Petrarcas Gedichten scheint der Schlüssel zu dem Fall zu sein.


Was Tom Burger einmal mehr gelingt, ist die Provence mit ihren schönsten Facetten zu zeichnen. Lanschaftsbeschreibungen sind ebenso wie das hervorragende Essen eingebettet in die Handlung ohne dieser den Platz zu nehmen. Der Krimi lebt von seinem Handlungsort und weiß diesen in Szene zu setzen. Luc Vidal als tief verwurzelter Polizist, der seine Heimat kennt und schätzt, weiß genau, wie weit er bei seinen Mitmenschen gehen kann und wo deren Schwächen liegen. Der Fall selbst versucht den Brückenschlag zwischen dem Ausnahmedichter Petrarca und der Moderne zu schaffen, dies gelingt wiederum über den Ort, an dem der Poet selbst lebte und den er ebenso gut kannte, wie die Figuren in Burgers Roman. Dies ist zwar bisweilen für mich etwas weit hergeholt, aber um der Geschichte willen, kann man darüber hinweg sehen und den Krimi – der sich als sommerliche Lektüre perfekt eignet – als Kurzurlaub in eine der schönsten Regionen Frankreichs genießen. 

Sonntag, 5. Juli 2015

Stephen King - The Dark Half

Thad Beaumont ist mäßig begabt als Schriftsteller, aber eine einzige Idee macht ihn erfolgreich: ein Pseudonym unter dessen Namen – George Stark – er seine dunkle Seite ausleben kann. Lieber würde er aber mit seinem eigenen Namen als Autor die Anerkennung bekommen, also muss George Stark sterben. Medial erfolgreich inszeniert hofft er nun auf den Durchbruch als Thad Beaumont. Womit er nicht rechnet, ist, dass George mit seinem plötzlichen Ableben nicht einverstanden ist und beginnt sich zu rächen.

Ein ungewöhnlicher Krimi, der zwischen Realität und Fiktion und dem Spiel mit Identitäten hin und her springt. Die große Frage ist hier nicht, ob der Bösewicht gefangen wird, sondern welche der beiden Seiten Thad Beaumonts – seine vordergründige Persönlichkeit als Professor oder seine dunkle Seite als George Stark am Ende die Oberhand gewinnt. Natürlich nicht ganz realistisch aber mit einer durchaus plausiblen Erklärung wird das Ganze zu spannender und überzeugender Unterhaltung.


Fazit: dieses Mal nicht ganz der Gänsehaut-Grusel wie man ihn auch von King kennt, sondern deutlich cleverer in der Anlage und dadurch absolut überzeugend.

Samstag, 4. Juli 2015

Matthew Costello/Neil Richards - Cherringham - Mystery at the Manor

Teil zwei der Cherringham Serie um den Ex NYPD Detective Jack Brennan und die Webdesignerin Sarah Edwards. Bei einem Hausbrand auf dem Anwesen Mogdon Manor stirbt der alte  Victor Hamblyn, der zuletzt von Sarahs Freundin gepflegt wurde. Diese äußert Zweifel an dem Brand, auch wenn es zuletzt häufiger zu Problemen mit der Elektrizität und kleineren Bränden kam. So darf Sarah erneut zusammen mit Jack ermitteln. Schnell schon zeigt sich, dass alle drei Kinder des Verstorbenen Motive hätten, den Tod des Vaters möglichst rasch herbeizuführen. Auffällig an den Umständen war jedoch nicht nur die Brandursache in einem wenig genutzten Teil des Gebäudes, sondern auch die Tatsache, dass der Alte sich auf dem Speicher befand – dem Ort, der außer ihm niemand betreten durfte. Weshalb hat er seine letzten Kräfte bemüht, um sich die Treppen hochzuquälen, wo er sich doch auch hätte in Sicherheit bringen können?


Die Serie, in einem beschaulichen kleinen Ort nahe Oxford angesiedelt, greift die englische Tradition der klassischen Krimis wieder auf, die mehr durch befragen und cleveres Beobachten gelöst werden als durch Einsatz hochmoderner Technik, was sie zugleich sehr sympathisch macht. Die beiden Protagonisten sind ebenfalls gewinnend angelegt, so dass sich die Folgen mal eben zwischendurch weglesen. Dies ist nicht negativ zu verstehen. Der Fall bietet eine gewisse Spannung, eine unerwartete Auflösung und wird sauber ermittelt. Keine ganz hohe Kunst der Krimiunterhaltung, aber nett mal eben nebenbei.

Lovelybooks Let's Read in English Challenge - July



Reading List July:

59. Siri Hustvedt - The Summer Without Men
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60. Matthew Costello - Cherringham. Mystery at the Manor
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61. Stephen King - The Dark Half
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62. Lynn Weingarten - Suicide Notes from Beautiful Girls
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63. Matthew Costello/Neil Richards - Cherringham: Murder by Moonlight
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64. Liza Klaussmann - Tigers in Red Weather
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65. Jay Asher - Thirteen Reasons Why
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66. Charlie N. Holmberg - The Paper Magician
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67. Sarah Perry - After Me Comes the Flood
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Read in January: 1-7 (blog/lovelybooks)
Read in February: 8-16 (blog)
Read in March: 17-31 (blog)
Read in April: 32-45 (blog)
Read in May: 46-51 (blog)
Read in June: 52-59 (blog)


The challenge on lovelybooks.

Siri Hustvedt - The Summer Without Men

Dreißig Jahre Ehe dahin. Wegen einer jüngeren Frau. Einer Französin. Das ist zu viel für Mia Fredricksen. Nach einem kurzen Aufenthalt in einer Klinik beschließt sie eine Pause von ihrem Leben zu nehmen und kehrt in die Kleinstadt ihrer Kindheit zurück, wo sie mit ihrer Mutter den Sommer verbringen will. Diese stellt ihr ihren Zirkel älterer Damen vor, alle eigen und vom Leben gezeichnet. Aber auch eine jüngere Generation taucht auf, denn Mia bietet einen Schreibkurs für Mädchen an und merkt schon bald, wie sich die Gruppendynamik der Teenager bemerkbar macht. Ein Sommer ganz ohne Männer – physisch nicht in Erscheinung tretend, aber doch immer präsent. In E-Mails, Gedanken, Vorstellungen.

Ein Buch für einen Sommer. Eine Auszeit, ein anderer Blick, aber doch keine grundlegend neue Welt. Was Siri Hustvedt zweifelsohne gelingt ist die Perspektive der Frau zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens zu portraitieren. Die jungen Mädchen zwischen Kindheit und Erwachsenwerden, gefangen in Gruppenzwängen und doch willens individuell zu sein. Mias Tochter, die als Erwachsene eigenständig ist und versucht den Zwist der Eltern zu kitten. Mia selbst, gegen Ende des Erwerbslebens plötzlich vor den Trümmern ihres privaten Daseins. Und die Generation der alten Frauen, Grenzen zur Demenz und der unweigerliche Eintritt des Todes. Gemeinsamkeiten und Differenzen treten hervor und so erscheint die ganze Palette des Lebens auf einmal. Ein sehr ruhiger Ton begleitet den Roman, auch wenn der Ärger Mias immer wieder hervortritt.


Fazit: ein wenn auch etwas trauriger, dennoch passender Sommerroman.

Kelly Fiore - Der tiefe Fall der Cecelia Price

Obwohl es sinnlos ist, ruft Cecelia den Notruf an. Ihr Bruder ist bereits tot. Und sie ist schuld. Doch wie kam es dazu? Statt in die Untersuchungshaft wird sie in eine Psychiatrie gebracht, wo man sie zum Reden bringen möchte. Doch wozu? Die Schulfrage ist für das Mädchen eindeutig geklärt. Drei Monate zuvor bereits hatte sich die Lage um ihren drogenabhängigen Bruder Cyrus zugespitzt. Immer tiefer war er in den Sumpf geraten und ihr eigenes Leben hat sich gleichzeitig immer weiter von ihren Träumen eines Studiums entfernt. Ein kleiner Hoffnungsschimmer nur – doch auch der bleibt unerfüllt. Cecelias Verteidigerin versucht eine Strategie aufzubauen, aber wie soll das gelingen, wo die entscheidende Frage eindeutig beantwortbar ist: Cecelia allein hat den Tod Carus‘ zu verantworten.

Ein bewegendes Jugendbuch um eine gänzlich dysfunktionale Familie, die erst durch den Tod der Mutter, dann durch die Drogensucht des Sohnes völlig aus den Fugen gerät. Dazwischen ein Mädchen mit Träumen und Idealen, die zerrieben wird und untergeht. Dabei bleibt man konstant bei der Perspektive Cecelias, dies sicherlich einseitig das geschehen beobachtet, aber genau hierdurch ihre Eindringlichkeit gewinnt, die einem als Leser packt.

Die drei Monate vor dem tragischen Tag werden im Wechsel mit den Therapiesitzungen in der Psychiatrie erzählt. Versucht das Mädchen lange Zeit noch sich zu verschließen, öffnet sich doch langsam das Tor zu ihrem Innenleben und erlaubt den Blick auf das, was wirklich geschah.


Fazit: ein fesselndes Buch, das man nach dem Beginn nicht mehr aus der Hand legen mag und dem es gelingt, schwere Thematik überzeugend umzusetzen.
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