Donnerstag, 27. Februar 2014

Dan Waddell - Das Erbe des Blutes

Eine Mordserie hält London in Atem. Erst der Ahnenforscher Nigel Barnes kann den Detectives einen entscheidenden Hinweis geben: die Serie weist parallelen zu Morden aus dem Jahr 1879 auf. Damals gab es fünf Tote, zwei Leichen wurden bereits gefunden. Eine schnelle Festnahme scheint dem Treiben ein Ende zu setzen, doch die Freude war verfrüht. Mit Hilfe von Nigels Suche in der Vergangenheit kommen sie dem Täter auf die Spur.

Die Idee mit dem Ahnenforscher, der Archive durchwühlt während die Polizei in der Gegenwart ermittelt, ist mal ein wenig anders. Aber dem buch fehlt es an Drive. Der Anfang war langatmig und dann war die Geschichte doch schnell durchschaubar. Das letzte Opfer - für mich zu viel Zufall und unnötige Dramatik. Alles in allem eher mittelmäßige Unterhaltung.

3/5

Sonntag, 23. Februar 2014

David Foenkinos - Les souvenirs

Er erinnert sich an den Tod seines Großvaters, der ihn hart getroffen hat. Ebenso wie seine Großmutter, die in der Folge immer mehr abbaut. Aber auch seine Eltern sind weit davon entfernt, ein unbeschwertes Leben zu führen. Und er selbst? Eigentlich will er schreiben, doch sein Job als Nachtportier im Hotel hält ihn davon ab - vielleicht sind es aber auch die Ideen, die Fehlen. Als seine Großmutter aus dem Altersheim flüchtet, hat er eine Aufgabe: sie finden und ihr einen großen letzten Wunsch erfüllen. Dass dieser auch sein Leben für immer verändern wird, ahnt er noch nicht.

Der Ich-Erzähler erinnert sich, so wie alle anderen Figuren. Mal zum Schmunzeln, mal schmerzhaft sind die Dinge, die wieder erweckt werden, immer dann, wenn beide Perspektiven präsentiert werden, zeigt sich Foenkinos erzählerisches Geschick. Dieselbe Szene zu wiederholen, ohne dass dies langweilig wird, erfordert ein ausgefeiltes Können. Dieses stellt er auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen unter Beweis. Das Hochfliegen der Gefühle ebenso wie die unsanfte Landung in der Realität finden ihren Platz in dieser Erzählung. Wie auch in seinen Vorgängern leichtfüßig, poetisch und ungemein nah.

Yoko Ogawa - Das Geheimnis der Eulerschen Formel

Eine Haushälterin wird von der Agentur zu einem neuen Kunden geschickt. Der Arbeitgeber scheint schwierig, schon viele haben vor ihr entnervt aufgegeben. Von der Schwägerin des Mathematikprofessors erfährt sie auch weshalb: seit einem Unfall 1975 kann er sich nur noch an Dinge erinnern, die innerhalb der letzten 80 Minuten passiert sind. Jeden tag wird sie sich ihm aufs Neue vorstellen müssen und er wird keine Erinnerung an sie haben. Seine Zeit verbringt er damit, mathematische Rätsel in Zeitschriften zu lösen. Um sich ganz elementare Dinge des Alltags merken zu können, notiert er diese auf kleinen zetteln, die er an seinen Anzug heftet. Eine schräge Beziehung entwickelt sich und schon bald findet der ältere Herr Gefallen auch an Root, dem Sohn der Haushälterin, dessen Name sich so schön als mathematisches Zeichen darstellen lässt. Im Umkehrschluss entdecken Mutter und Sohn die Schönheit der Mathematik und teilen schon bald die Begeisterung des Professors.

Yoko Ogawa ist ein wunderschöner Roman gelungen, der mit einer unglaublichen Leichtigkeit die Schönheit der Mathematik darzustellen vermag und mit außergewöhnlichen Charakteren besticht. Keine große Entwicklung über viele Jahrzehnte, sondern lediglich ein kleiner Ausschnitt, ein paar Wochen aus dem leben der drei Figuren, welche diese nachhaltig beeinflusst und verändert haben. Volle Punktzahl für gelungene Unterhaltung.

Sonntag, 16. Februar 2014

Anna Seidl - Es wird keine Helden geben

Ein typischer Schulvormittag. Doch plötzlich ist alles anders. Miriam ahnt noch nicht, dass ihr Leben nie wieder sein wird, wie vor diesem Tag, vor dem Amoklauf. Die Angst ist unerträglich und dann muss sie mit ansehen, wie ihr Freund Tobi erschossen wird und Matias die Waffe auf sie richtet. Sie überlebt, aber vom Leben ist nichts mehr übrig. Den Kampf zurück in den Alltag schaffen nicht alle ihre Freunde.

Bewundernswert, wie eine so junge Autorin es schafft, Emotionen einer solchen Ausnahmesituation auszudrücken. Es fällt leicht mit der jungen Protagonistin mitzufühlen und dieses Schreckensszenario zu durchleben. Glaubwürdig schilder Anna Seidl den Weg zurück in die Normalität, die es nicht mehr geben wird. Ein in jeder Hinsicht überzeugendes Debüt. 

Sonntag, 9. Februar 2014

Wolfgang Schorlau - Am zwölften Tag

Sie wollten doch nur den Tiermissbrauch dokumentieren, aber Sminon, Cem, Jakob und Laura geraten in einen Hinterhalt einer brutalen Rockergang, die für den Hühnerkaiser den Markt bereinigt und Gegner mundtot macht. Gefangen sitzen sie auf einem Bauernhof. Doch Dengler, Jakobs Vater, merkt schnell, dass an der vorgeblichen Barcelona-Reise seines Sohnes was faul ist und beginnt zu ermitteln.

Kein klassischer Krimi, weite Teile eher Sachinformationen über die Machenschaften der Fleischwirtschaft. Für einen Unterhaltungsroman gewagt, meiner Ansicht nach eine gelungene Mischung.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Carla Kalkbrenner - "Die Sonne über Berlin"

Der Herrenabend im Hotel endet für den Immobilienmagnat Tiefenbrock tödlich, ein vermeintlicher Hausmeister hat ihn erschossen. Die Liste möglicher Täter ist lang: die frustrierte Ehefrau ist genauso verdächtig wie der Geschäftspartner, den Tiefenbrock nach einem Unfall kurz hielt. Aber auch die Mafia könnte mit Drogengeschäften an dem mord beteiligt sein. Aber nicht nur dieser Fall fordert das Team um Kommissar Dahlberg - auch eine Gruppe Jugendlicher sinnt auf Rache.

Leider konnte mich der Roman nicht packen. Die Figuren bleiben diffus und schwer zu fassen, für die Kürze des Romans waren es vermutlich einfach zu viele, so dass keine ein wirkliches Profil entwickeln konnte. Die Handlung war mir ein wenig zu viel von allem und dadurch nur begrenzt glaubwürdig. Hinzu kommen Zeitsprünge, drei Wochen, in denen die Ermittler nichts tun und erreichen sind wenig plausibel. Das Thema der Hitze fiel mir positiv auf, da dieses Motiv des Titels konsequent durch das Buch gezogen und immer wieder aufgegriffen wird. Alles in allem leider nicht mein Roman.

2,5/5

Montag, 3. Februar 2014

Christine Cazon - Mörderische Côte d'Azur

Noch nicht ganz in Cannes angekommen muss Commissaire Duval auch schon seinen ersten Fall lösen. Während der berühmten Filmfestspiele wurde bei einer Vorführung ein Dokumentarfilmer erschossen. Trotz ca. 2000 Zuschauern kann keiner sachdienliche Angaben machen. Der Mord gibt dem Kommissar Rätsel auf. Steckt ein neidischer Konkurrent dahinter? Oder war die Ehefrau hinter seinem Geld her? Möglicherweise liegt das Motiv aber auch weit in der Vergangenheit und die Tatsache, dass ihn seine neuen Vorgesetzten nicht frei ermitteln lassen, sondern Spuren ausbremsen, deutet darauf hin, dass Duval sich mit mächtigen Gegnern angelegt hat.

Das Setting ist ansprechend, auch Kommissar Duval ist sympathisch als Protagonist, der Fall selbst ist auch durchaus gut konstruiert und wird glaubhaft gelöst. Trotzdem ist der Krimi phasenweise zäh und kommt nicht voran. Das mag bei Ermittlungen normal sein, langweilt mich als Leser jedoch. Zu viele Spuren, zu viele Themen angerissen - er verzettelt sich schlichtweg. Fazit: ganz ok, aber das geht noch besser.

3,5/5

Sonntag, 2. Februar 2014

Haruki Murakami - Die Pilgerreise des farblosen Herrn Tazaki (Hörbuch)

Tsukuru Tazaki ist Teil eines untrennbaren 5er-Gespanns. Immer treffen sie sich gemeinsam und tauschen alle Geheimnisse, die zwei Mädchen und drei Jungs sind während der Schulzeit eine feste Einheit. Doch Tazaki ist anders, im Gegensatz zu den vier Freunden hat er keine Farbe als Name und damit einhergehend sieht er sich nicht nur als farblos, sondern als eigenschaftslos an. Mit Beginn des Studiums trennen sich ihre Wege - alle bis auf Tazaki bleiben in der Heimat während er nach Tokyo geht, um dort Bahnhofsbau zu studieren. Die ersten Jahre bleibt die Freundschaft erhalten, doch plötzlich distanziert sich die Gruppe von ihm, ohne dafür einen Grund zu nennen. Erst 16 Jahre später - eine lange Zeit, in der er nie wieder intensive Freundschaften geschlossen hat, beginnt er auf Veranlassung seiner Freundin hin, nachzuforschen, was damals geschah.

Wanja Mues liest den Roman mit passendem Timbre. Diese intensive Suche nach den Ereignissen der Vergangenheit, Wunden die aufgerissen werden, völlig neue Blickwinkel auf vermeintlich bekannte Gegebenheiten bringt er stimmungsvoll und interessant herüber. Insgesamt ein nachdenklicher Roman, zum teil voller Traurigkeit, eher ernst und mit unverhülltem Blick auf Unzulänglichkeiten, Ängste und die Differenz zwischen eigener und fremder Wahrnehmung.

4/5
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