John le Carré ist zurück und hat mit seinem Roman um Whistleblower ein hochaktuelles Thema gefunden. Man merkt dem großen Geheimdienstexperten an, dass seine Zeit eine andere war, er verzichtet auf die große Technik und arbeitet sich klassisch am Thema ab. Nicht einmal E- Mails werden geschrieben, was den Roman erfrischend von der Masse abhebt und sich nahtlos in die bekannte Reihe von le Carrés Agenten einfügt, Smiley lässt grüssen. Zunächst ist der Einstieg jedoch schwierig, sehr verwirrend baut sich der Krimi erst langsam auf. Zeitangaben hätten eine Orientierung hier deutlich erleichtert. Bisweilen sind auch ein paar Begrifflichkeiten in der deutschen Übersetzung etwas holprig geraten. Überzeugen kann "Empfindliche Wahrheit" durch die Figuren, die in Überzeugung des richtigen Handelns ihr Leben riskieren und das größere Gut über ihr persönliches Wohlbefinden und die Karriere stellen. Weder Profitgier noch Ruhm treiben sie an, sondern urmenschliches Mitgefühl und Aufrichtigkeit, was fast banal klingt, aber in einer komplexen, hochtechnologisierten und individualisierten Welt positiv hervortritt.
Handwerklich wie immer überzeugend, komplex strukturiert und aktuell wie nie.