Der 15-jährige Jay wohnt in der Londoner Vorstadt und hat
sich eine respektable Position in der Gang der Boyz erarbeitet. Mit Hannah, die
er in der Kirche seiner Tante, bei der er zwangsweise wohnt, kennengelernt hat,
erlebt er gerade die erste Liebe. Alles könnte so leicht sein, die kleinen
Drogengeschäfte laufen, die Eltern nerven dank der Distanz auch nicht mehr und
bald kann er in die obere Riege der Boyz aufsteigen. Doch um dies zu erreichen
stellt ihm der Anführer Shads eine Aufgabe: er soll ein Mitglied der
rivalisierenden Gang töten.
Auch wenn die geschilderten alltäglichen Drogenverkäufe und –konsum
sowie die zahlreichen Morde sicherlich etwas weit hergeholt sind, kann das
Jugendbuch zunächst überzeugen. Der Protagonist befindet sich in einer
Identitätskrise gefangen zwischen rivalisierenden Weltanschauungen und Werten
und beginnt zu hinterfragen, was ihm im Leben wichtig ist und welche Art von
Dasein er führen möchte. Seine Beziehungen im Familien- und Freundeskreis
werden auf eine harte Probe gestellt und in dieser Hinsicht ist das Buch
sicherlich Zielgruppen adäquat. Sprachlich ist es ansprechend und die Handlung
ist weitgehend glaubwürdig dargestellt. Einziger Wermutstropfen ist für mich
der im letzten Drittel extrem in den Vordergrund gerückte religiöse Aspekt, der
dem Leser nahelegt, dass nur ein Leben in und mit der Kirche sinnvoll sein kann
und nur dort auch Erfüllung und Sinnhaftigkeit zu finden sind. Dies wirkt auf
mich nur wenig überzeugend und unangemessen, über ein Jugendbuch missionieren
zu wollen, erscheint mir nicht erfolgreich. Nichtsdestotrotz neben dem Unterhaltungswert
auch was zum Nachdenken mit dabei.