Alba freut sich, ihr sechster Geburtstag, zu dem sogar ihre
Tante Merete gekommen ist, die sie sonst nur sehr selten sieht. Doch aus dem Fest
wird nichts, denn ihr Bruder Samuel verschwindet spurlos. Trauer, Verzweiflung,
Fragen ohne Antworten sind die Reaktion. Merete verlässt nach einem Streit das
Haus und verschwindet aus dem Leben von Albas Familie. Diese zerbricht an dem
Schicksalsschlag und aus dem fröhlichen Mädchen wird eine verzweifelte Frau,
die kein Vertrauen zu den Menschen fassen kann, der es nicht gelingt, sich
mitzuteilen und die in Einsamkeit und Depression versinkt. Immer wieder
streifen Männer ihren Weg, doch nie kann aus dem ersten Interesse eine Verbindung
werden, sie hält Distanz und wartet immer auf die Antwort, warum ihr Bruder
verschwunden ist.
Beile Ratut hat einen schweren Roman geschrieben. Aus jeder
Zeile springen den Leser die Verzweiflung, die Trauer und auch die
Hilflosigkeit Albas an. Man wünscht ihr so sehr, glücklich zu werden, mit dem
Schicksal Frieden zu schließen, doch sie kann es nicht. Weder als Kind, noch
mit Mitte 20, noch mit Mitte 40. Die seelische Gewalt, die das Mädchen erlebt,
wird durch physische Gewalt, mit der sie sich beschäftigt und die sie sich
ausmalt, verlagert, bis auch diese sie einholt. Ausdrucksstark, beängstigend
und verstörend wirkt das Buch auf mich. Mir fehlt der Funke Hoffnung – auch wenn
der in der Realität auch nicht immer gegeben ist.