Donnerstag, 3. Oktober 2013

Britta Mühlbauer – Inventurdifferenz

Marlies Wolf ist auf der Flucht. Sie hat eine Straftat begangen und ist ans andere Ende der Welt geflüchtet, um eine gewisse Hanna zu suchen, die ebenfalls untergetaucht scheint. In Rückblenden schildert sie ihr Leben und wie sie Hanna kennengelernt hat. Als Mitarbeiterin einer Security Firma sollte sie in Hannas Baumarkt die Ursache der Inventurdifferenz klären. Die beiden Frauen haben ein angespanntes, aber doch auch nahes Verhältnis, das durch gemeinsame Bekannte – Marlies Kindheitsfreundin und deren Mutter – intensiviert wird. Marlies findet in Hanna ein Vorbild und Orientierungspunkt, ihre Meinung und Anerkennung ist ihr wichtig und so fühlt sie sich beauftragt, einen unglaublichen Racheakt durchzuführen.

Der Roman beginnt verwirrend, die Zeit- und Ortssprünge machen eine Orientierung nicht einfach. Eine große Zahl von Figuren, die auf- und wieder abtauchen, lässt lange Zeit kein klares Bild zu. Erst im letzten Drittel entfaltet sich der Kern der Handlung und gibt Antworten auf wesentliche Fragen. Hier tritt auch ein völlig neuer Aspekt hinzu: unglaubliche Gewalttätigkeit und Brutalität, die en détail geschildert wird. Das Cover – harmlose fünf Nägel – gewinnt eine völlig neue Aussagekraft. Sprachlich bisweilen durch österreichische Ausdrücke irritierend, insgesamt jedoch stimmig.

Für mich war das Buch keine leichte Kost. Sehr lange habe ich gebraucht, um in die Handlung zu finden, was vor allem an den durchweg unsympathischen Figuren lag. Für meinen persönlichen Geschmack wurde auch zu lange Zeit getändelt, ohne dass die Handlung vorankam oder das Erzählte relevant gewesen wäre. Die Episoden über Hannas Ansichten zum Verhältnis der Geschlechter waren interessant – kamen aber viel zu kurz. Dafür gerieten die die Gewaltdarstellungen am Ende unerträglich lang und detailliert.


***/5
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