Samstag, 25. August 2012

Isaac Bashevis Singer: Feinde, die Geschichte einer Liebe

Herman Broder, polnischer Jude, und seine Frau Yadwiga sind nach Ende des zweiten Weltkriegs nach New York ausgewandert. Yadwiga, bäuerlichen Ursprungs, schüchtern und von den vielen Eindrücken und der neuen Sprache gänzlich überfordert, arbeitete vor Beginn des Naziregimes als Dienstmädchens im Broder'schen Haushalt, als die Situation sich für die Juden zuspitzt, versteckt sie Herman kurzerhand drei Jahre lang auf dem Heuboden ihrer Eltern. Aus Dankbarkeit und weil er seine Frau Tamara für tot hält, heiratet Herman sie später. Das New Yorker Leben gestaltet sich einseitig, während sie den Haushalt wie eh und führt und aufgrund der Sprachbarrieren auch keinen Kontakt nach außen hat, Herman schreibt Reden und Bücher für einen Rabbi und gibt vor von zeit zu Zeit auf Geschäftsreise zu gehen, um Bücher zu verkaufen. Tatsächlich verbringt er dann seine Zeit mit seiner Geliebten, Mascha. Diese setzt ihn mehr und mehr unter Druck seine Frau zu verlassen. Als eines Tages in einer Zeitungsanzeige nach Herman gesucht wird, ahnt dieser Schreckliches. Und tatsächlich: seine erste Frau Tamara ist am Leben und sein Doppelleben droht aufzufliegen.

Singers Roman ist schwer einzuordnen. Die Hauptfigur Herman Broder handelt in jeder Weise unglücklich und bisweilen geradezu dumm. Mit dem geschilderten Hintergrund jedoch auch wieder nachvollziehbar. Auch die anderen Figuren sind in ihrem Verhalten glaubwürdig geschildert, gerade mit Yadwiga hat man als Leser sehr viel Mitleid und wünscht ihr ein wenig Emanzipation. Spannend fand ich immer wieder die Schilderung der polnischen Community, die auch über die Emigration überlebt hat und letztlich zum Verhängnis Broders wird - die Welt ist nun einmal klein.

Das Buch ist einerseits ein Liebesroman, andererseits erlebt man die klassische Flüchtlings- und Emigrationsgeschichte, ebenso die Folgen, die die Internierung in Konzentrationslagern für die Überlebenden hatte. Zwischen Tragik und auch Komik, jüdischem Leben und modernem Überlebenskampf in der Großstadt hat Broder eine durchaus unterhaltsam Geschichte angesiedelt.

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