Der erfolgreiche Kardiologe Julian wird von einer wichtigen Institution in die Realität versetzt: seine Forschungsarbeit kann noch nicht angenommen werden, es fehlen noch Nachweise für die Wirksamkeit an lebenden Personen. Sechs Monate Zeit gewährt man ihm dafür. Also muss er Probanden finden - das wird nicht einfach, denn Freiwillige wird es kaum geben. Also müssen Unfreiwillige im Dienste der Gesellschaft ihr Leben lassen. Die erste, die für die Medizin ihr Leben gibt, ist die junge Genevieve, Tochter eines Richters und als Partygirl leichte Beute für den gutaussehenden Julian. Ihre Leiche legt er im Park in San Diego ab.
Alberto Diaz wird mit der Aufklärung des Mords beauftragt. Zwei Jahre nachdem seine Partnerin Sami Rizzo von einem Psychopathen beinahe ermordet wurde, ist die Beziehung immer noch schwierig. Er kann sie mit Details seiner Arbeit kaum belasten - dabei denkt Sami selbst schon längst wieder daran, in die Polizeiarbeit zurückzukehren. Als Al zu seiner schwerverletzten Schwester nach Rio fliegen muss, ist für Sami der entscheidende Moment gekommen und sie übernimmt seinen Fall.
Die Untersuchungen laufen auf Hochtouren und der Mörder steht mehr und mehr unter Druck immer schneller neue Opfer zu finden und seine Taten nicht nur vor der Öffentlichkeit, sondern auch vor seiner Familie zu verheimlichen. Bisweilen geraten seine Taten außer Kontrolle, weil er seine Triebe nicht mehr steuern kann. Bei seinem letzten Opfer wird er leichtsinnig und sie kann sich zur Wehr setzen. Doch so schnell ist Julian auch wieder nicht zu Fall zu bringen.
Positiv fällt auf, dass die Ermittlerin nicht dem Klischee des Cop entspricht: alkoholsüchtig oder von sonstigen Drogen abhängig, verkorkstes Familienleben und psychisch völlig am Ende. Sami Rizzo erscheint normal, wie jeder andere Mensch auch. Das macht die Ermittlerin besonders sympathisch. Die alltäglichen Gedanken, Sorgen um die Familie und ihre Beziehung sind eine wohltuende Abwechslung im Krimigenre. Auch der Täter ist dieses Mal nicht wie tausendfach gelesen psychisch-gestört ohne jeden Sinn handelnd. Er hat ein Motiv, welches fern jeder Sucht- oder Störungsbefriedigung liegt und seine zunehmenden Exzesse werden auch glaubhaft erklärt ohne die ganze Bandbreite an Kindermisshandlung aufzutischen.
Das Tempo steigert sich zum Ende hin und es bleibt lange offen, ob der Mörder davonkommt. Spannend bis zur letzten Seite. Einziger Kritikpunkt: es wird sehr viel Bezug auf den vorhergehenden Band der Reihe genommen. Zwar unterhält "Keine Gnade" auch, wenn man ihn nicht kennt, bisweilen wäre die Vorgeschichte jedoch schon interessant, um das Verhältnis von Al und Sami besser einordnen zu können.
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