Sonntag, 25. November 2012

Peter Prange - Der Kinderpapst

1981, Tagung der Kardinäle und Bischöfe über Antrage zur Selig- und Heiligsprechung. Vorgeschlagen wird hier auch Papst Benedikt IX, der im 11. Jahrhundert viel Unheil über Rom brachte und dessen Zeit als Kirchenoberhaupt durch Chaos geprägt war. Um über den Antrag bescheiden zu können, muss sich ein Mitglied in die Sachlage einarbeiten. In diesem Rahmen bettet Peter Prange seinen historischen Roman über die Unglücksherrschaft des sogenannten Kinderpapsts.

Seine Mutter deutet seine Geburt als Wunder, ein Zeichen dafür, dass das pfiffige Kind zu mehr berufen ist als nur die geplante Zukunft als Ritter und Gemahl von Chiara di Sasso. Doch die Zeiten ändern sich drastisch und politische sowie monetäre Überlegungen und Schachzüge befördern den jungen Teofilo schon als Kind auf den Heiligen Stuhl. Zu jung und schwach wird er zum Spielball der Kardinäle, von seinem älteren Bruder Gregorio ob der entgangenen Chance verhasst und vom Volk aufgrund zunehmender Schwierigkeiten ebenfalls nicht gestützt. Die Versuche seine Religiösität auf seine Mitstreiter zu übertragen scheitern kläglich, nur knapp entkommt er einem Mordversuch. Das sollte der nicht der einzige Anschlag auf sein Leben und seine Position sein. Jahre zwischen verfeindeten Familien, Machtgeschacher und finanziellen Nöten folgen. Die Bevölkerung verarmt und der Papst selbst verliert den Glauben an Gott und die Welt. Einzig seine Liebe zu Chiara di Sasso, die ihrerseits auch nicht vom Schicksal verwöhnt wird, aber tapfer ihren Weg geht und für Rom zum Segen wird, hält ihn am Leben und gibt ihm immer wieder Mut. Auf den rechten Weg zurückgeführt, zwar ohne Amt aber mit festem Glauben, wird er am Ende erlöst und sein größter Wunsch, das Leben mit Chiara zu teilen, wird doch noch erfüllt.

Historische Romane lassen dem Autor nur einen begrenzten Rahmen in der Handlung. Die Einbettung in eine Realsituation der Gegenwart als Motivation für den Bericht über Benedikt ist gelungen. Der Rückblick auf den Unglückspapst lässt jedoch einiges vermissen. Die offenkundigen Zweifel und das Hadern mit Gott, dass diesen Papst wohl umgetrieben hat, muss immer wieder hinter anderen Handlungssträngen zurücktreten, obwohl das der entscheidende Charakterzug und Motivator in der Figur des Teofilo di Tusculo zu sein scheint. Das Buch hat einige Längen und so manches mal hat man den Eindruck, dass sich einiges zu wiederholen scheint, was durchaus in der Realität so gewesen sein mag.

Sprachlich bisweilen derb, vermutlich um sich der Zeit anzunähern, bietet das Buch leider wenig Diskussions- und Reflektionsraum, dafür wird die Abarbeitung historischer Ereignisse zu sehr in den Vordergrund geschoben. So bleibt es bei einem netten Zeitvertreib, der jedoch die Chance auf ein Nachwirken verschenkt hat.


***/5
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