Sophie Hannahs aktuelles Buch, "Das fremde Haus", wird als Psychothriller angekündigt. Eine junge Frau, Connie, glaubt, Mitten in der Nacht beim surfen auf einer Immobilienseite eine tote Frau in einer Blutlache beim viruellen Rundgang in einem Haus entdeckt zu haben. Sie weckt ihren Lebensgefährten Kit, doch das Video des Hauses ist völlig normal - keine Leiche mehr zu sehen. Nichtdestotrotz informieren sie die Polizei, die auch nicht wirklich etwas mit diesem Hinweis anfangen kann. Connie glaubt schon verrückt zu werden und sich alles nur einzubilden - bis sich eine zweite Frau meldet, die die Tote ebenfalls gesehen hat. Der Fall stellt viele vor ein Rätsel: die Polizei ebenso wie Connies Therapeutin, ihren (vermeintlich) liebenden Ehenmann sowie ihre Familie.
Der Klappentext und die Grundzüge der Geschichte sind spannend, Sophie Hannah liefert auch eine Lösung - die ist jedoch ziemlich weit hergeholt, wenig überzeugend und nicht befriedigend. Bis es dazu kommt, quält sie den Leser nicht mit Spannung, sondern mit lamentierenden Ehepaaren auf Hochzeitsreise (deren Bedeutung für den Roman sich gar nicht erklärt, ebenso wenig wie die Schwester der Braut mit ihrer Affäre), mit einer nervigen, engstirnigen Familie Connies, die in ihrem kleinstädtischen Getue eine Zumutung ist, einer versetzten Therapeutin, die selbst psychologische Betreuung nötig hätte und einer Protagonistin, die leider so wenig sympathisch ist, dass man sich phasenweise wünscht, es würde einfach eine Erkrankung diagnostiziert und sie würde weggesperrt, damit das Ganze ein Ende hat.
Von einem Psychothriller erwarte ich Spannung und einen Reiz weiter zu lesen, ebenso wie eine Geschichte, die an den Nerven zerrt. Einiges davon wurde im Prolog angelegt - aber dann wurde das Genre gänzlich verfehlt und in weiten Teilen scheint es eher ein depressiver Frauenroman zu sein. Die Geschichte ist zu konstruiert, um glaubhaft zu sein, die Figuren sind nicht überzeugend und Spannung fehlt ebenso. Leider mehr Quälerei als Freude beim Lesen.
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