Privatdetektivin Brenna Spector hat eine besondere
Fähigkeit: sie kann nicht vergessen und ist in der Lage, sich jeden Moment
ihres Lebens in allen Facetten ins Gedächtnis zurückzurufen. Auch den Tag als
ihre Schwester verschwand. In ihrem aktuellen Fall soll sie nach einem Mädchen
fahnden, das 10 Jahre zuvor auf eine ähnliche Weise verschwand wie auch ihre
Schwester. In beiden Fällen kam die Polizei nie zu einem Ergebnis, doch jetzt
scheint sich etwas zu tun.
Mein Kommentar bezieht sich nur auf das erste Drittel des
Buchs, danach habe ich entnervt aufgegeben, was bei einer Abbruchquote von
weniger als 1% wirklich bemerkenswert ist. Wie kam es dazu? Die Protagonistin
ging mir mit ihrer selbstherrlichen Art wirklich auf die Nerven. Alle Menschen
um sie rum können Superwoman nicht das Wasser reichen und werden entsprechend
abgefertigt, egal ob das der Kollege ist – der natürlich hyperattraktiv sein
muss, sonst würde sie sich nicht mit ihm abgeben – ein Kunde, der so langsam
denkt, dass sie im Gespräch beinahe einschläft oder die Polizei, wo sowieso nur
faule Dummköpfe arbeiten. Sie selbst ist natürlich der tollste Hecht im Becken,
entsprechend zieht sie sofort die Aufmerksamkeit zu suchender Ehemänner auf
sich. Ihre sensationelle Begabung führt im Buch zu permanenten Abschweifungen
und ellenlangen Erinnerungen, weil jedes Pflänzchen, jedes Papierschnipselchen
einen vergangenen Tag hervorruft, der in epischer Länge geschildert wird, auch
wenn es keinen Zusammenhang mit der Handlung gibt. Dazu kommen dann die
permanent moralisierenden Bemerkungen (wenn ein Ehepaar noch getrennte Konten
hat, ist das natürlich ein eindeutiger Beweis, dass da böse was im Argen liegt)
und grenzenlose Verachtung für die neue Ehefrau ihres Ex, die bislang nicht in
Erscheinung trat, einem aber bei so einer Ex nur leidtun kann. Ob die verqueren
Bilder bei den vielfältigen Beschreibungen auf die Autorin oder die Übersetzung
zurückzuführen sind, ist schwer einzuschätzen. mehr als einmal saß ich staunend
vor dem Buch und habe mich gefragt, was das eigentlich sein soll.
Ein Thriller soll Spannung schaffen. Hier verschwinden zwar
gleich mehrere Personen, spannend ist das aber leider ob der wirklich
unerträglichen Protagonistin nicht.