Anna lebt mit ihrer Familie im sowjetischen Moskau. Ihr Mann
Leonid ist als Soldat wenig zu Hause, ihr Sohn Petja schwerkrank und ihr Vater
ein Lyriker, der zurückgezogen von der Gesellschaft seine Verse reimt. Als
Anstreicherin fällt sie eines Tages dem stellvertretenden Forschungsminister
auf – und sie lässt sich auf eine Affäre mit Bulyagkow ein. Schnell profitiert
sie davon, ihr Sohn bekommt eine bessere medizinische Versorgung, die
Kleinigkeiten des Alltags, die nur schwer erhältlich sind, stehen ihr plötzlich
offen. Doch der Geheimdienst entwickelt Interesse an ihr und zwingt sie, Informationen
über Bulyagkow zu liefern. Was sich zunächst nur als moralisches Problem für
Anna darstellt, wird schon bald für ihre Familie zur Zerreißprobe und zu spät
bemerkt sie, wie sie zum Spielball verschiedenster Interessen geworden ist.
Die Darstellung der Sowjetzeit mit all ihren Einschränkungen,
die maßgeblich die Handlung bestimmen, ist überzeugend gelungen. Auch Annas
ungewöhnliche Lieben, weder zu Leonid noch zu Bulyagkow ist dies normal, haben
eine ganz eigene Note. Der Roman gewinnt gegen Ende, wenn sich langsam der
Schleier hebt und die wahren Interessen ans Licht kommen, enorm an Format und
Spannung.