Die Ich-Erzählerin Alice lebt in Australien, wo ihre Eltern nach der Flucht aus China und Kambodscha bzw. Vietnam ein neues Leben anfangen wollen. Die ersten Eindrücke der neuen Kultur sind überwältigend und für die Mutter bisweilen überfordernd. Die Anwesenheit der Schwiegermutter macht es für die junge Frau nicht einfacher und auch Töchterchen Alice ist hin und her gerissen. Doch nach und nach schafft die Familie den Aufstieg und das Kind aus schlichten Verhältnissen schafft es einen Studienplatz für Jura zu ergattern.
Alice repräsentiert die zweite Generation Asiaten in Australien. Zwar stellt ihr das Land all seine Möglichkeiten offen, doch der familiäre Rahmen ist eng gesetzt. Sie steckt zwischen den beiden Kulturen, will es ihren Eltern recht machen und die asiatische Kultur und Tradition auch bewahren, andererseits merkt sie, dass sie keinen Zugang zur Jugendkultur hat und beispielsweise bei ihrem ersten Date völlig überfordert ist.
Über weite Teilen schwankt das Buch zwischen zwei Extremen: mit viel Humor werden die Erfahrungen der Asiaten im neuen Land geschildert, gleichzeitig verschweigt Pung auch die Grausamkeiten nicht, die die Familienmitglieder erlebt haben und das streng geordnete hierarchische Familiensystem mit all seinen Regeln. Entfremdung der Kinder durch die neue Kultur, auftauchende sprachliche Barrieren im neuen Land aber auch zwischen den Generationen, Verständnislosigkeit und falsche Vorstellungen von den Kulturen, all das gelingt es Alice Pung in ihrem biographisch angelegten Roman unterzubringen.
Ein Buch, dass sehr viele Einblicke in eine fremde Kultur und in das innerste der Familien erlaubt. Als besonderes Extra noch ein Nachwort von Olga Grjasnowa, die ähnliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht hat.
*****/5