„Machen Sie es sich im Sessel bequem.“ So lautet der erste
Satz des Prologs in Sina Beerwalds Thriller „Hyponose“. Was folgt ist der
klassische Beginn einer Reise ins Unterbewusste. Der Leser kann sich darauf
einlassen, entspannen und loslassen - bis die Aufforderung an den Patienten
oder die Patientin erfolgt, eine gewisse Inka zu töten.
Im beschaulichen Stuttgart wollen die drei Freundinnen Inka,
Annabel und Rebecca mal wieder einen gemütlichen Abend miteinander verbringen.
Die letzten Monate haben die Freundschaft belastete und die drei jungen Frauen haben sich voneinander entfernt. Rebecca
war durch Krankheit sehr mit ihrer Familie beschäftigt, Annabel plant mit ihrem
bald Ehemann nach Griechenland auszuwandern und Inka musste den Verlust ihres
tot geborenen Babys verkraften. Die Welt scheint fast wieder in Ordnung bis ein
grausamer Mord den Freundeskreis erschüttert: Annabel hat gestanden, in der
Nacht nach der Feier ihren Zukünftigen erstochen zu haben. Nicht nur das
verwirrt Inka, auch ihre zunehmenden Halluzinationen und die Erinnerungen, die durch
die Hypnose-Therapie an die Oberfläche kommen, lassen sie immer mehr an ihrem
Verstand zweifeln. Die Lage wird ernst, als sie direkt mit dem Leben bedroht
wird. Aber bildet sie sich das auch nur ein? Für alles gab es bis dato eine
rationale Erklärung.
Der Thriller bietet genau das, was man vom Genre erwartet: nervenzerreißende
Hochspannung, Grusel und ein bisschen Angst. Als Leser wird man von Kapitel zu
Kapitel verwirrter, man kann genau wie die Protagonistin kaum mehr unterscheiden,
was sich ereignet, was eine Figur sich einbildet, die einzelnen Bausteinchen
passen nicht zusammen und es ergibt sich kein klares Bild. Nur die unmittelbare
Bedrohung ist spürbar – wenn sich auch nicht klar zeigt, woher sie kommt.
Über weite Strecken fesselt der Roman und man kann das Buch
vor Anspannung und Neugier kaum weglegen. Die Aufklärung ist dann jedoch für
mein Empfinden etwas zu viel des Guten. Es wird zwar alles in sich stimmig
geklärt und es bleiben keine Fragen offen, aber die Handlung ist hier für mich
über das Ziel hinaus geschossen und ein wenig zu sehr übertrieben als dass sie
vorstellbar wäre. Der klassische Showdown am Ende war leider auch zu vorsehbar –
gemessen an dem wirklich über weite Strecken klasse Roman, fast ein wenig enttäuschend.
Fazit: absolut empfehlenswert für Thriller Fans, die mehr
auf Gänsehaut und Spannung als auf Blut stehen.
*****/5