Selten war Pilgern so anstrengend. Gideon Lewis-Kraus begibt sich auf die Suche nach dem Sinn in seinem Leben und nimmt den Leser mit auf eine mehrmonatige Reise in verschiedene Länder und an unterschiedliche Wallfahrtsorte.
Sein Bericht beginnt mit einem schier endlosen und sehr detaliierten Resumee über sein Leben vor der Pilgerei. Als Quintessenz bleibt hängen: junger, planloser Mann mit zu viel Ego und der Überzeugung, der größte Hecht zu sein, verbingt sein Leben mit feiern, feiern, feiern und Drogen. Es ist langweilig, nervig und trieft vor Selbstbeweihräucherung.
Erste Etappe: der Camino nach Santiago. Leider ist hier nichts von Erkenntnis, tieferer Introspektion oder interessante Pilgerbegegnungen zu lesen. Der extrem oberflächliche Bericht könnte genauso vom Urlaub am Ballermann handeln, der Informationsgehalt dürfte ähnlich sein.
Nach kurzen Intermezzo geht es auf die zweite Etappe: Shikoku in Japan. Da fremder als der Camino auch etwas interessanter- zur Abwechslung kommt auch ein wenig Hintergrundinformation hinzu - aber an Erkenntnis genauso dünn. Pilgern hilft halt doch nicht jedem weiter.
Dritte Etappe motiviert aus Perpsektivenlosigkeit des Lebens: Uman in der Ukraine. Unterhaltsamer Einstieg, informativ bzgl. jüdischer Tradition, immerhin noch ein Minimum an Lernzuwachs beim Autor.
Als Fazit bleibt: langweiliger, oberflächlicher und bedeutungsloser kann man nicht von einer Pilgerreise berichten. Auch wenn das Ende ein wenig an Substanz hinzugefügt hat, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gideon Lewis-Kraus nichts mit sich und seinem Leben anzufangen weiß, sich mit Name-dropping versucht einen intellektuell-künstlerischen Touch zu geben und den Leser dabei zutode langweilt. Keine persönliche Entwicklung, keine interessante und tiefergehende Begegnung - leider alle Erwartungen auf ganzer Linie enttäuscht.
*/5