Samstag, 28. September 2013

Sam Millar - Die satten Toten

Belfast. Ein irrer Serienmörder hat es auf vorwiegend obdachlose, junge Mädchen abgesehen. Sein bestialisches Kennzeichen: bevor er sie ermordet mästet er sie wie Foie gras-Gänse und verspeist ihre Leber. Ein Mädchen bittet Privatermittler Karl Kane um Hilfe, sie fürchtet, dass ihrer Schwester etwas passiert sein könnte und schon bald darauf wird die Leiche des Mädchens angespült. Naomis und Karls Freundin Ivana hat den schlimmen Verdacht, dass ein Kindheitsfreund dahinter stecken könnte. Schon in jungen Jahren war er durch seltsames Verhalten und offenkundige psychische Störung aufgefallen, jetzt ist er ein mächtiger und angesehener Mann der Gesellschaft. Ihm das Handwerk zu legen, wird nicht einfach und auf dem Weg dahin muss nicht nur Ivana mit ihrem leben bezahlen, auch Karl muss mehr als eine Schlägerei über sich ergehen lassen.

Sam Millars Krimi fällt zunächst durch die wirklich außergewöhnliche Buchgestaltung auf. Auf einem satten grün mit schwarzen Seitenrändern prangt eine widerliche Gestalt der Unterwelt, die hämisch dem Ermittler die Zunge entgegen streckt. Gruselig düster wie das Cover gestaltet sich auch der Romaninhalt, "Krimi" ist für mein Empfinden nur begrenzt passend. Es gibt eine Suche an einem Täter, die nimmt jedoch nur einen kleinen Raum ein, bisweilen muss auch Kommissar Zufall helfen und im letzten Teil wird die Handlung auch sehr vorhersehbar. Viel mehr sind die Unterwelt Belfasts mit ihren zwielichtigen Gestalten im Zentrum des Romans. Unzählige Prügeleien, ein Vokabular allerunterster Schublade, exzessive Drogentrips und zahl- und wortreiche Beschreibungen von mit Fäkalien verschmutzen Orten nehmen einen großen Raum ein. Man muss ein Faible für sinnlose, ausufernde Gewalt und derbe Ausdrucksweise sowie gestörte zwischenmenschliche Beziehungen haben, um Gefallen an "Die satten Toten" zu finden. Die Krimihandlung indes bleibt schwach und ohne Überraschungen. Alles in allem könnte mich das Buch nur in Maßen fesseln.

***/5
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