Was geschieht eigentlich hinter den Kulissen, wenn die Protagonisten
nicht hinschauen und dem Leser der (Ein)Blick verwehrt bleibt? Jo Baker
beschriebt das Treiben „Im Haus Longbourn“, dem heim der Bennets aus Jane
Austens Roman „Pride and Prejudice“. Geführt
wird das Haus von Mrs Hill, die mit ihrem Mann streng über die Mädchen Sarah
und Polly wacht. Die Familie behandelt ihre Angestellten gut, doch das Leben
der Dienstboten ist hart. Allein die Wäsche der fünf Töchter fordert alles von
Sarah. Doch sie darf auch teilhaben am (Liebes)Leben von Jane und Elizabeth und
verliebt sich selbst schon bald in den neuen Dienstboten, dessen Vergangenheit
ein Mysterium bleibt und der selbst nicht ahnt, wie sehr er mit dem Haus Longbourn
verbunden ist.
Jo Baker hat für den Leser die andere Welt geöffnet, die
sich hinter den verschlossenen Türen der besseren Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
verbirgt. Das, was die großen Autoren der damaligen Zeit nicht berichten, wird
hier ungeschönt dargeboten: die harte Arbeit, das enge Zusammenleben, die nicht
vorhandenen Perspektiven und Unfreiheiten. In der Figur der jungen Sarah wird
das Leben der Bennet Töchter gespiegelt, immer wieder begegnen einem die
bekannten Figuren aus „Pride an Prejudice“ und so manche Begebenheit erscheint
nun in ganz anderem Licht. Elizabeths ausgedehnten Spaziergänge, die diese so
liebt, sind aus der Sicht Sarahs eine zusätzliche Herausforderung: wie lassen
sich die durch Schlamm übel zugerichteten Stoffe wieder reinigen? Der zunächst
so nette Mr Wickham – was sieht dieser in jungen Dienstmädchen und welche
Dienstleistungen erwartet er von Angestellten?
Ein Roman, der nicht kopiert, sondern anlehnt, gelegentlich
begegnen lässt und eine ganz eigene Geschichte erzählt. Sprachlich nicht ganz
im Stile Jane Austens, aber das ist verzeihlich, mit einigen Längen gegen Ende,
aber insgesamt eine tolle Idee, die unterhaltsam umgesetzt wurde.