Sonntag, 21. September 2014

Richard Surface - Das Vermächtnis

Ein alter Mann wird in München brutal gefoltert und ermordet. Bis zur letzten Sekunde gibt er sein Geheimnis nicht preis, sein Enkel ist auserkoren, das Vermächtnis zu hüten. Doch dieser ahnt im fernen Italien noch nicht, das er schon bald um sein Leben kämpfen muss. Die Polizei vermutet, dass er durch den Tod seines Großvaters Zugang zu entwendeten Meisterwerken hat, an denen auch die Unterwelt nicht uninteressiert ist. Gabriel will an eine illegale Verstrickung seines geliebten Opas nicht glauben, doch dessen Geschäftspartner muss ihm die Augen öffnen und führt in zu seinem schweren Erbe.

Der Auftakt des Buches ist ungemein intensiv, die Folterszene fast grenzwertig. Auch die Idee hinter dem Thriller – das gut gehütete Vermächtnis, das Jahrhunderte, Revolutionen und Kriege übersteht – kann überzeugen. Dass an diesem sowohl staatliche Behörden wie auch dunkle Geheimbünde oder Einzelpersonen interessiert sind und dies zu einem komplexen Gewebe wird, das nur schwer zwischen „Gut“ und „Böse“ unterscheiden lässt, bietet Spielraum für eine spannende Handlung. Leider wurde hier für meinen Geschmack zu viel in den Roman gepackt. Die Welt der Kunst, die IRA, superreiche Amerikaner, die Französische Revolution, die Schlacht vor Stalingrad, moderne Technokraten mit Machthunger, Kunst des Brückenbaus, Kindesmissbrauch – es wurde gefühlt kein gesellschaftliches, politisches oder künstlerisches Thema der letzten 200 Jahre ausgelassen, was den Roman an vielen Stellen leicht chaotisch wirken lässt.

Durch all diese Themen fallen auch die Figuren hinten runter. Es gibt keinen Sympathieträger, die meisten bleiben flach und unnahbar oder diffus in ihrem Handeln. Auch der Protagonist, der mal weltfremd zurückgeblieben erscheint und sich in seiner Dyslexie sonnt, dann aber wieder problemlos hochkomplexe Verträge liest und im Alleingang natürlich allen Schurken dieser Welt physisch und intellektuell überlegen ist, kann nur wenig überzeugen. Die Dialoge sind mir an vielen Stellen zu platt, gerade die polizeilichen Verhöre – da hätte ich mir bei ranghohen Mitarbeitern der Interpol mehr Raffinesse erwartet, als plumpes Ausfragen auf Dorfpolizistenniveau.


Viele Längen und unnötige Schleifen in der Handlung rauben dem Thriller die Spannung, blasse Figuren können ihn leider auch nicht tragen. 
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