Samstag, 28. Februar 2015

Liane Moriarty - The Husband's Secret

Tess ist geschockt: ihr Ehemann und ihre beste Freundin und Cousine gestehen ihr, dass sie sich ineinander verliebt haben. Nachdem Felicity 40 Kilos abgenommen hat, war sie nicht mehr das unscheinbare Mäuschen, sondern eine attraktive erfolgreiche Geschäftsfrau – das haben viele gemerkt, nur Tess nicht. Mit dem Sohn Liam flüchtet sie aus Melbourne zu ihrer Mutter nach Sydney. Auch dort ist eine Frau geschockt vom Geheimnis ihres Mannes: Cecilia dachte sie lebt mit den drei Töchtern in einer Traumwelt – doch diese wird zum Alptraum als sie einen Brief ihres Mannes findet, den sie erst nach dessen Tod lesen sollte.


Einmal mehr konnte mich Liane Moriarty mit ihrem Schreibstil überzeugen. Parallel lässt sie die Figuren ihr Schicksal erleiden, in kurzen Episoden, die immer mehr an Dramatik zunehmen. langsam entfaltet sie so die Dramen des alltäglichen Lebens und lässt die heilen Welten nach und nach zerbröseln, so dass nichts mehr davon übrig bleibt. Der Kampf der Protagonistinnen mit sich selbst und die Entscheidungen, wie sie mit der sich ihnen bietenden Katastrophe umgehen sollen, wird überzeugend und eindringlich geschildert und nicht auf ein leichtes schwarz-weiß-Gemälde reduziert. Dennoch bleiben auch humoristische Szenen nicht aus, das Leben ist ja nicht immer nur schlimm.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Philippe Claudel - La petite fille de Monsieur Linh

Er muss seine Heimat verlassen, der Krieg hat alles zerstört. Einzig einen kleinen Koffer, eine Handvoll Erde seiner Heimat und seine Enkeltochter konnte er retten – in eine ungewisse Zukunft. In dem neuen Land kommen sie an, alles im fremd. Mit zwei Familien müssen er und das Baby sich ein Zimmer teilen. Erst nach Tagen traut er sich hinaus in diese unbekannte Stadt, wo nichts so ist wie in seiner Heimat. Auf einer Bank nähert sich ein älterer Herr, sie unterhalten sich ohne sich zu verstehen. Aber sie merken doch, dass sie das Schicksal teilen – sie haben die Liebsten verloren und sind einsam. Von nun an gehen sie gemeinsam ein Stück durch das Leben. Bis Monsieur Linh eines Tages abgeholt und aus der Flüchtlingsunterkunft weggebracht wird.


Ein zauberhaftes und furchtbar trauriges Buch. Der ältere Herr, der verlassen und entwurzelt die neue Heimat nicht versteht, dem die Landsleute nur das Minimum an Respekt entgegenbringen und der in permanenter Sorge um sein Enkelkind, das einzige, das ihm geblieben ist, lebt. Das Treffen und Kennenlernen der beiden Herren schildert Claudel auf simple und doch intensive Weise – wie sie reden ohne sich zu verstehen und doch beide genau wissen, was der jeweils andere sagt. Poetisch und bezaubernd.

Sonntag, 22. Februar 2015

Nathan Filer - Nachruf auf den Mond

Matthew Homes befindet sich in der Psychiatrie. Da er schon immer gerne Geschichten erzählte, berichtet er dem Leser, weshalb er dort ist und was in seinem Leben geschah. Leicht war schon seine Kindheit nicht, denn sein drei Jahre älterer Bruder Simon war mit Trisomie 21 geboren und er – obwohl jünger – musste oft für beide aufpassen. Bis eines Sommers ein Unglück geschah und Simon ums Leben kam. Danach geht es stetig bergab. Zunächst geht er nicht mehr zur Schule, dann kommen Drogen und immer mehr Wahnvorstellungen. Seine Medikamente nimmt er nicht regelmäßig, weshalb auf Spritzen umgestellt wird. Auch davor flüchtet er sich in eine fremde, bedrohliche Welt, in der er für den Tod des kleinen Simon die Verantwortung trägt.


Ein diskontinuierlicher Roman, der durch seine unchronologische und nicht stringente Erzählweise den Geistes- und Gefühlszustand des Erzählers glaubwürdig untermalt. Die Schuld, die er glaubt zu tragen und die ihn überfordert und in diese Parallelwelt zwingt, das Leben in der Psychiatrie und die Auswirkungen der Krankheit und Medikamente lassen einem als Leser etwas verzweifelt zurück, da man merkt, wie hilflos Außenstehende in dieser Situation sind und wie wenig man Zugang zu dieser andere Seite des Geistes hat. Durch die direkte Anrede wird man umso mehr in die Geschichte gezogen, die bedrückt und bekümmert. 

Heather Gudenkauf - One Breath Away

Der letzte Schultag vor den Frühjahrsferien. Statt eines entspannten Tages erleben die Schüler, Lehrer und Bewohner von Broken Branch den Horror: ein bewaffneter Mann bricht in die Schule ein und nimmt Geiseln. Es folgen Stunden der Angst, Verzweiflung und Mut. Wer ist dieser Mann und wen sucht er eigentlich? Großvater Will Thwaite sorgt sich um die Enkel, die wegen der schweren Verletzungen der Mutter Holly gerade bei ihm leben. Enkelin Augie sorgt sich um den kleinen Bruder P.J. und riskiert für ihn ihr Leben. Lehrerin Evelyn Oliver will nicht wegsehen und nimmt all ihren Mut für ihre Schüler zusammen. Polizistin Meg Barrett muss agieren, nicht ahnend, dass sie im Zentrum des Unheils landen wird.


Der Roman wird im bunten Wechsel der Figuren erzählt. Diese changieren zwischen dem Jetzt in der Bedrohungssituation und ihrer Vergangenheit, sie lassen Erinnerungen auferstehen und erwecken so das Bild einer Kleinstadt und Familien mit Sorgen, Nöten und nicht gelösten Konflikten. Die Bedrohung bleibt lange diffus, man weiß nicht, wer der Täter ist und was er will, erst spät wird klar, dass vieles schon vor den Augen des Lesers zum Greifen nah lag. Ein Buch mit vielen bedrückenden Momenten.

Marcel Gröls - Doktor Gröls' Almanach der Literatur

„Doktor Gröls Almanach der Literatur“ ist ein kleines Büchlein, das jeden literaturaffinen Plauderer begeistern kann. Der Autor trägt zahlreiche Anekdoten und Fakten rund um das Thema Literatur und Schreiben zusammen, die natürlich völlig unnütz sind, aber „nice to know“. Er macht daraus auch gar keinen Hehl und leitet bisweilen sogar augenzwinkernd damit ein, dass man das Folgende gerne auf Partys einwerfen könne. Manches ist durchaus bekannt – Nobelpreisträger, Bestseller – mit anderen Fakten hingegen kann er wirklich verblüffen, wie beispielsweise dem Vergleich der Einkommen zwischen Topschauspielern und Autoren, wobei letztere erstaunlich gut dastehen. Besonders gut gefallen hat mir der Plauderton, der ein doch arg faktenlastiges Buch zur unterhaltsamen Lektüre macht.


Kritik lässt sich bei dieser Art Buch leicht finden. Diese oder jede Information fehlt, die auffällige Konzentration auf deutsche und amerikanische Daten, an manchen Stellen vielleicht zu viel und insgesamt zu kurz – ein umfassendes Kompendium würde am Ziel vorbeigehen und jede unterhaltsame Note verlieren. Für mich liefert das Buch genau das, was es bieten möchte: einige interessante und verblüffende Anekdoten rund um den Literaturbetrieb, die man gerne mit anderen teilt und sich dabei amüsiert.

Samstag, 21. Februar 2015

Jean-Philippe Blondel - Un hiver à Paris

Victor hat es geschafft, er wurde zur Khâgne zugelassen, obwohl sein Elternhaus wenig literarisch ist und seine provinzielle Herkunft ebenfalls nicht für den Erfolg spricht. Das erste Jahr ist hart, außer Lernen kommt er zu wenig, die Hauptstadt sieht er gar nicht und zu seinen Mitschülern hat er ebenfalls quasi keinen Kontakt. Nur wenige kommen durch und werden zum zweiten Jahr zugelassen, doch Victor belegt den 12. und letzten Zulassungsplatz. In dem jungen Mathieu, der im neuen Jahr das Studium aufnimmt, erkennt er sich selbst. Langsam knüpfen die Jungen erste Freundschaftsbande in dieser hochkonkurrenzbehafteten Umgebung. Doch dann geschieht das Unfassbare: Mathieu flieht aus dem Unterricht und stürzt sich das Treppenhaus hinunter. Die Studenten und Dozenten bleiben schockerstarrt zurück.

Ein bedrückendes Buch, dass den unglaublichen Druck, dem die Studenten der classes prépa ausgesetzt sind hervorragend literarisch darstellt. Vor allem der Protagonist Victor trägt die Handlung mit seinen Selbstzweifeln, der Frage, ob er dazugehört oder sich etwas vormacht, ob sein Elternhaus „passend“ ist. Auch der Schein, der anderen, der sich zumindest teilweise lüftet. Die Frage nach der Schuld steht im Raum ohne eine Antwort zu finden, die Trauer der Eltern - insbesondere des Vaters - ist groß und überwältigend. „Un hiver à Paris“, der für Victor vieles verändert, alles aber doch beim Alten bleibt.


Fazit: keine leichte Kost, aber literarisch absolut überzeugend.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Emily Lockhart - We were liars

Cadence Sinclair, Spross einer reichen nordamerikanischen Familie leidet seit einem Unfall an selektiver Amnesie. Was geschah in den Wochen vor dem unheilsbringenden Tag, an dem man sie aus dem Meer zog? Zwei Jahre  vergehen, bis sie wieder auf die Insel der Familie fährt, wo sie immer mit ihren Cousins die Sommer verbrachte und der Zwischenfall sich ereignete. Sie hofft darauf, dass endlich die Familie das Schweigen bricht und sie sich an die Ereignisse erinnern kann. Die Cousins Mirren, Johnny und Gat bleiben jedoch verschlossen, man verheimlicht ihr etwas. Nach und nach kehrt die Erinnerung zurück, wie ein Mosaik setzt sich das grauenhafte Bild zusammen.

"We were liars" ist ein ungewöhnliches Jugendbuch, das bis zum Ende die Spannung immer höher treibt. Die Figur der Cadence und ihrer Familie ist vielschichtig gezeichnet, sie wirkt glaubwürdig und authentisch. Die zerrütteten Verhältnisse, der Kampf um das Erbe, der schöne Schein, der nach außen gewahrt werden muss - all das ergibt ein komplexes Bild der Oberschicht, die den Luxus gewöhnt ist und ihren Status sichern möchte. Die Ereignisse des Unfalls werden geschickt mit den aktuellen Geschehnissen verwoben und lassen lange kein klares Bild entstehen, was die Neugier auf die Auflösung steigert. 

Der Schreibstil ist für die Erzählweise eines Mädchens von 17 Jahren überzeugend, die Perspektive trägt dazu bei, dass man mit der Protagonistin leidet und fast verzweifelt darüber ist, dass alle etwas verheimlichen. Das macht das Einfühlen in den Charakter einfach und lässt sie eine tragfähige tragische Figur werden.

Fazit: ein überzeugendes Jugendbuch mit unerwartet viel Spannung.


Dienstag, 17. Februar 2015

Gila Lustiger - Die Schuld der anderen

Marc Rappaport, Spross einer reichen französischen Unternehmerfamilie, recherchiert für einen Artikel über eine ermordete Prostituierte. Der Fall liegt 30 Jahre zurück und blieb bis dato ungeklärt. Ein zufälliger Gentest hat nun einen Schuldigen hervorgebracht, an dessen Täterschaft Marc nicht glaubt. Er beginnt mit seinen Nachforschungen und bald schon eröffnet sich vor ihm ein unsäglicher Sumpf von menschlicher Niederträchtigkeit, wirtschaftliche Interessen, die über das Leben gestellt werden, Affäre und Verwicklungen und Politiker, die nicht nur korrupt, sondern auch brutal sind. Dazwischen normale Menschen, denen Mittel und Wege fehlen, sich gegen die Mächtigen des Landes zur Wehr zu setzen. Marc will nicht nur die Wahrheit ans Licht bringen, sondern auch diesen Menschen helfen, nicht ahnend, dass er damit sein eigenes Weltbild und sein Dasein ebenfalls zu Fall bringen könnte.

Wie viel kann man in einen Roman packen? Gila Lustiger stellt vordergründig einen Mordfall ins Zentrum ihrer Erzählung. Doch spiralförmig holt sie mehr und mehr aus und eröffnet vor dem Leser ein fundiertes und differenziertes Bild Frankreichs der letzten 30 Jahre. Die hohen Erwartungen und bisweilen kühlen Familienverhältnisse innerhalb der französischen Oberschicht, wo man sich dank der ENA und exquisiten Diners natürlich kennt. Das sich deutlich von Deutschland unterscheidende Verhältnis zur Sexualität und Affären – und auch Prostitution. Die engen Verstrickungen von Politik und Wirtschaft, gefördert durch Verstaatlichungsprozesse und Wiederprivatisierung. Dazu „der kleine Mann“ – bzw. hier sind es eher Frauen – die davon träumen dazuzugehören, aufzusteigen oder doch wenigstens ein bisschen Glück und Zufriedenheit vom Leben zu erhalten.

Der Protagonist ist vielschichtig gezeichnet, bedingt durch seine Herkunft mit entsprechender Erziehung und finanziellem Rückhalt, aber auch durch den Faktor Jude zu sein und diese Kultur und Weltsicht mit über seine Annahmen bestimmen zu lassen, blickt er aus einem ganz besonderen Winkel auf die Geschehnisse und kann sich selbst nicht daraus lösen. Aber genau diese Haltung und dieser Background sind erforderlich, um Zugang zu unterschiedlichsten Personengruppen Zugang zu erhalten und so mosaikartig ein Bild unseres Nachbarlandes entstehen zu lassen. Seine Beziehungen sind schwierig und genau dies wird ebenfalls äußert differenziert dargestellt durch immer wiederkehrende Rückblicke und Episoden seiner Kindheit. Die Handlung folgt trotz der zahlreichen Exkurse letztlich dem roten Faden des Mordfalles, auch wenn es gegen Ende etwas undurchschaubar wird und die Lösung sich plötzlich präsentiert.

Fazit: ein überwältigender Roman. Komplex, intensiv, überzeugend.


Montag, 16. Februar 2015

Christopher Morley - The Haunted Bookshop

Ein kleiner, beinahe unauffälliger Bücherladen in Brooklyn. Doch seltsame Dinge gehen vor sich. Nicht nur lebt der Besitzer Roger Mifflin völlig in der Welt der Bücher und verweigert sich profanen weltlichen Dingen wie der Werbung für seinen Laden, nein, auch Bücher scheinen ein Eigenleben zu führen und sind mal da, dann wieder weg. Es muss wohl spuken. Aubrey Gilbert wird erst besorgt, als die hübsche Tochter seines Chefs, Titania Chapman, als Praktikantin im Laden beginnt und er ihr Leben in Gefahr wähnt. Wie Recht er hat, ahnt er ja noch gar nicht….


Nach all den Lobpreisungen hatte ich sehr hohe Erwartungen an das Buch, die leider weitgehend enttäuscht wurden. Die Spannung kommt erst sehr spät auf und die Bücher stehen auch immer nur Phasenweise im Vordergrund. Einzelne wirklich köstliche Dialoge zwischen Mifflin und seiner Frau oder auch Titania können es dann leider nicht rausreißen.

Robert Dugoni - The Academy

Tracy Crosswhite hat sich für den polizeidienst beworben. Nicht nur die Tatsache, dass eine Chemielehrerin den Beruf wechseln will, verwundet die Auswahlkommission, sondern auch ihre hervorragenden Leistungen und die Tatsache, dass es von ihrer Familie kein Empfehlungsschreiben gibt. Aus ihren Motiven macht sie keinen Hehl: sie will zur Mordkommission, denn der Mord an ihrer Schwester wurde nie geklärt. Doch sie ahnt nicht, dass gute Leistung und ein starker Wille nicht alles sind, die größte Hürde liegt in der Frauenfeindlichkeit mancher Ausbilde.

Eine starke frau, die sich nicht beirren lässt und ihr Ziel mutig verfolgt. Ein grundsätzlich überzeugender Auftakt der Reihe um Tracy Crosswhite, wenn auch noch etwas zu kurz, um wirklich ein Bild der Charaktere zu bekommen. 

Sophie Kinsella - Shopaholic on Honeymoon

Becky und Luke sind auf Hochzeitsreise, erste Station der Weltreise ist Venedig. Doch bald schon kann Luke Beckys Einkaufswahn und der Vorstellung ein ganzes Jahr auf Reise zu sein nicht mehr ertragen und schon nach zwei Wochen Ehe fällt der böse Satz, dass sie niemals hätten heiraten dürfen.

Eine kurze Episode, die in der Shopaholic Reihe nicht veröffentlicht wurde. Leider sind die Protagonisten unsäglich dümmlich und oberflächlich, was sie schwer erträglich macht. Die Dialoge bleiben entsprechend unglaubwürdig und der ach so dramatische Konflikt löst sich natürlich erwartungsgemäß sofort in Wohlgefallen auf.

Rainbow Rowell - Eleanor & Park

Sie könnten verschiedener kaum sein. Eleanor aus einer zerrütteten Familie, mit vier Geschwistern, einem jähzornigen Stiefvater und immer zu wenig Geld. Optisch passt sie gar nicht in die Welt, in der sie lebt, aber als Außenseiterin muss sie auch ihre Familienverhältnisse nicht erklären. Park hingegen als Halbkoreaner optisch ebenfalls auffällig lebt in einer funktionierenden, hilfsbereiten und glücklichen Familie. Der letzte Platz im Schulbus führt sie zueinander. Langsam nähern sie sich an, lesen gemeinsam Comics und ahnen lange nicht, dass sie sich ineinander verlieben. Aber ihre Umwelt wird ihnen diese Liebe nicht einfach machen.

Ein außergewöhnliches Buch, das sich ganz langsam nähert. Die Liebesgeschichte steht im Zentrum, aber die zahlreichen Konflikte, denen die beiden ungewöhnlichen Jugendliche ausgesetzt sind, nehmen viel Raum ein und werden nachvollziehbar bis auch grausam geschildert, so dass man ihnen immer mehr wünscht, dass sie sich gegenseitig Halt geben können. Überzeugend die Tatsache, dass diese liebe langsam wachsen Muss und nicht einfach da ist und ausgelebt werden kann.

Für mich eins der besten Jugendbücher.

Sonntag, 8. Februar 2015

Amber Dermont - In guten Kreisen

"In guten Kreisen" wächst Jason Prosper auf, dank des Reichtums der Eltern kann er exklusive Privatschulen besuchen und das ebenso exklusive Segeln als Hobby betreiben. Nach dem Suizid seines besten Freundes Cal läuft einiges aus dem Ruder und er muss kurzerhand im letzten Schuljahr einen Neustart in einer neuen Schule wagen. Dort trifft er jedoch auf alte Bekannte, man bleibt eben unter seinesgleichen. Doch die geheimnisvolle Aidan zieht sein Interesse auf sich. Distanziert und bisweilen verstört lebt sie in ihrer eigenen Welt, doch die Jugendlichen verstehen sich und merken, was in ihren Kreisen so alles schief läuft und wie das Geld der Eltern in der Lage ist, für andere Wahrheiten zu sorgen. Als Aidan tot aufgefunden und dies lapidar als Selbstmord einer psychisch Kranken abgetan wird, entwickelt Jason mehr und mehr Distanz zu seiner Umwelt und geht dem mysteriösen Tod selbst auf den Grund.

Auch wenn der Plot  den Eindruck von Krimi erwecken mag, ist es doch eher das Sittenbild einer durch und durch degenerierten Generation, die es gewohnt ist, dass die Eltern ihre Fehler und Fehltritte korrigieren. Die Verachtung des Lebens jenseits ihrer Gehaltsklasse ist erschreckend, die Sorglosigkeit, mit der über anderer Leben gerichtet wird, verstörend. Kein Roman der großen Ereignisse, sondern leisen, bisweilen bitteren Zwischentöne, die das Leben und die Umstände in Frage stellen, nach einem Sinn suchen und den Blick in die Abgründe menschlichen Handelns werden. Mit Aidan und Jason gelingt das Bild zweier zerrissener Jugendlichen, die nach ihrem Platz und ihrem Ich suchen und sich in ihrer Welt zunehmend fremd fühlen.

Die Erzählweise als nur teilchronologischer Bericht, der wie ein Mosaik erst nach und nach ein Gesamtbild ergibt, das Brüche und vielerlei Facetten aufweist - vielschichtig wie das Leben und somit mehr als gelungen als Abbild einer Zeit.

Patricia Highsmith - The Tremor of Forgery

Howard Ingham wartet in Tunesien auf seinen Partner, um mit ihm ein gemeinsames Drehbuch zu verfassen. Auch von seiner Verlobten in New York hört er nichts. die Tage vergehen und er befreundet sich mit einem Dänen und einem Amerikaner, die er vor Ort kennenlernt. Eine Notiz, die ihn über den Selbstmord des Freundes informiert, wirft ihn aus der Bahn, auch die Tatsache, dass seine Verlobte ihre Anreise immer weiter hinausschiebt. Derweil gehen in Tunis seltsame Dinge vor sich, eines nachts wird sogar in seinen Bungalow eingebrochen, mit seiner Schreibmaschine setzt er sich zur Wehr und verletzt einen Mann dabei tödlich. Die fremde Kultur versteht er nur schwer, aber alte Werte kann er auch nicht ablegen und der Mord verfolgt ihn.


Ein wenig erheiternder Roman, der vor allem Tunesien in eher negativem Licht darstellt. Die Einheimischen werden überwiegend als korrupt, kriminell und wenig vertrauenswürdig dargestellt. Der Protagonist schwankt zwischen depressiven und zweifelnden Phasen, seine Bekanntschaften können hier auch nicht zur Erheiterung beitragen. Wenn auch von vielen hochgelobt für mich einer der schwächsten Romane Highsmiths.

Daniela Gesing - Venezianische Delikatessen

Ein anstrengender Abend im Restaurant, doch auch dieser ist für den Sternekoch Zamparoni überstanden. Genüsslich nimmt er noch Schluck und merkt sogleich, dass dies sein letzter gewesen sein wird. Sein letzter Blick gilt seinem Mörder. Commissario Luca Brassoni ahnt, dass der Mord an einem der bekanntesten Köche des Landes nicht einfach zu klären sein wird. Ein Überfall auf eine weitere Angestellte des Restaurants sowie noch ein Mord an einem Lehrling werfen kein gutes Bild auf die Edelküche. Doch die Mordwaffe gehört scheinbar einem bekannten Mafioso, wie passt das nur zusammen?

Ein kurzer Krimi, der durchaus unterhaltsam ist, aber nach Schema F konstruiert etwas an Spannung und Überraschung vermissen lässt. Die Figuren sind sympathisch und ansprechend, es fehlt ihnen jedoch das gewisse Etwas, dass sie unverwechselbar macht. Man glaubt ihnen bereits zig Mal in unzähligen Romanen begegnet zu sein. Die fehlende Originalität - möglicherweise auch durch den etwas überstrapazierten Handlungsort bedingt - führt letztlich dazu, dass nach der raschen Lektüre wenig Erinnerung bleiben wird.

Samstag, 7. Februar 2015

Dirk Reinhardt - Train Kids

Die Hoffnung auf ein besseres Leben und vor allem darauf, seine Mutter wiederzufinden, treiben den jungen Miguel an, die gefährliche Reise durch Mexiko in Richtung USA anzutreten. Zweieinhalbtausend Kilometer voller Gefahren - Banditen, korrupte Polizisten, gefährliche „Mitreisende“, aber auch barmherzige und hilfsbereite Einheimische warten auf Miguel und seine neuen Freunde: den undurchsichtigen Anführer Fernando, der die Strecke bereits bereist hat, den Indio Emilio, das einzige Mädchen Jaz, die sich als Junge ausgeben muss, und den kleinen Angel, der eigentlich noch viel zu jung ist, um dieses Abenteuer auf sich zu nehmen. Auf dem Weg ins gelobte Land, das die Verwirklichung ihrer Träume verspricht, werden sie erwachsen, die Brutalität der Realität zwingt sie dazu. Aber sie lernen auch wie wichtig Vertrauen und für einander einstehen sind und mehr als einmal fragen sie sich, ob ihre Entscheidung wirklich richtig war.

Das Buch zeichnet einen authentisch wirkenden Reisebericht, der keine Grausamkeit auslässt, diese aber glücklicherweise auch nicht im Detail nachzeichnet, sondern sich manches Mal mit Andeutungen, die schon genügend Raum für die Phantasie lassen, begnügt. Die Kinder werden mit ihren Erwartungen und Träumen, aber auch den harten Tatsachen ihres bisherigen Lebens dargestellt – für uns oftmals schwer nachzuvollziehen, leben wir doch unter gänzlich anderen Umständen. Die Spannung wird von der zentralen Frage, ob sie Erfolg haben werden, getragen, durch die regelmäßigen Rückschläge, bleibt sie stets erhalten. Positiv hervorzuheben ist die Landkarte im Umschlag des Buches, die einem erlaubt, den Weg tatsächlich nachzuvollziehen, die Geographie vor Ort dürfte deutschen Lesern nicht so präsent sein, die genannten Orte richtig einordnen zu können. Überflüssig hingegen die ganzen Übersetzungen selbst simpelster spanischer Wörter, was zu einer andauernden etwas nervigen Textdopplung geführt hat. So viel Spanischkenntnisse kann man inzwischen sicher bei den Lesern voraussetzen.


Fazit: ein spannendes Jugendbuch über ein hier wenig präsentes, aber sehr relevantes Thema.

Sonntag, 1. Februar 2015

Sanne Munk Jensen - Wir wollten nichts. Wir wollten alles.

17 ist zu jung zu sterben. Vor allem freiwillig aus dem Leben zu gehen wie Louise. Immerhin war sie in den letzten Minuten nicht allein, sondern mit ihrer großen Liebe Liam zusammen. Doch was hat die beiden jungen Menschen, die so glücklich miteinander waren, zu diesem Schritt getrieben? Louises Vater kann nicht an einen Selbstmord glauben, da muss mehr hinter stecken. Je mehr er forscht, desto mehr entfaltet sich dem Leser die Geschichte dieser großen Liebe. Louise beobachtet, wie ihre Eltern und Liams Vater mit dem Leid nicht fertig werden und beinahe daran zugrunde gehen. Es fing doch alles so verheißungsvoll an. Doch dann wagten Liam und sein Freund Jeppe den Schritt ins Drogengeschäft. Vom verdienten Geld benebelt wollten sie zu viel.

Ein Buch über eine zerstörerische Liebe. Zwischen großer Zuneigung und abgrundtiefem Hass. Die Figuren fliegen hoch in den Himmel um dann gnadenlos in der Realität mit all ihrer Brutalität zu landen. Das Buch geht unter die Haut, die verqueren Gedanken des Mädchens, das man nur in den Arm nehmen möchte, die Verzweiflung auch der Eltern, die völlig ratlos dieser Situation gegenüber stehen. Ein Buch, in dem alle ein wenig mehr Liebe gebraucht hätten, wozu die anderen aber nicht fähig waren.

Dramaturgisch für mich sehr gelungen die Parallelität der beiden Erzählstränge in der Zeit nach dem Selbstmord und der Entwicklung bis dahin. Die Kommentare des Mädchen, das Abschied nehmen darf und spürt, wie viel Leid sie auch verursacht und erst jetzt erkennt, wer ihre Eltern waren.


Das Buch wühlt auf, verstört und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Chester Himes - A Rage in Harlem

Imabelle überzeugt ihren Freund Jackson, der für einen Bestatter arbeitet, dass sie jemanden kennt, der auf wundersame Weise Geld vermehren kann 10 Dollarnoten werden in 100er verwandelt. Jackson klaut seinem Chef einige Dollar, doch es läuft einiges schief und bei der Explosion können Imabelle und der Zauberer flüchten, während Jackson von der Polizei gefasst wird. Der Marshall ist glücklicherweise bestechlich und Jackson schwört Rache. nicht nur will er sein Geld zurück, sondern auch sein Mädchen möchte er wieder haben. Dann läuft so einiges aus dem Ruder.

Ein klassischer amerikanischer hardboiled Krimi, der nichts auslässt, der brutale Realität gnadenlos aufzeigt und weniger für sanfte Gemüter geeignet ist. Nicht unbedingt glaubwürdig und der tendenziellen Absurdität, aber in seinem Genre der noir crime fiction durchaus gelungen.


Lovelybooks Let's Read in English Challenge - February



Reading List February:

8. Chester Himes - A Rage in Harlem
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9. Patricia Highsmith - The Tremor of Forgery
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10. Rainbwo Rowell - Eleanor & Park
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11. Sophie Kinsella - Shopaholic on Honeymoon
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12. Robert Dugoni - The Academy
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13. Christopher Morley - The Haunted Bookshop
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14. Emily Lockhart - We were liars
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15. Heather Gudenkauf - One Breath Away
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16. Liane Moriarty - The Husband's Secret
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Read in January: 1-7 (blog/lovelybooks)



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