Cadence Sinclair, Spross einer reichen nordamerikanischen
Familie leidet seit einem Unfall an selektiver Amnesie. Was geschah in den
Wochen vor dem unheilsbringenden Tag, an dem man sie aus dem Meer zog? Zwei
Jahre vergehen, bis sie wieder auf die Insel der Familie fährt, wo sie
immer mit ihren Cousins die Sommer verbrachte und der Zwischenfall sich
ereignete. Sie hofft darauf, dass endlich die Familie das Schweigen bricht und
sie sich an die Ereignisse erinnern kann. Die Cousins Mirren, Johnny und Gat
bleiben jedoch verschlossen, man verheimlicht ihr etwas. Nach und nach kehrt
die Erinnerung zurück, wie ein Mosaik setzt sich das grauenhafte Bild zusammen.
"We were liars" ist ein ungewöhnliches Jugendbuch,
das bis zum Ende die Spannung immer höher treibt. Die Figur der Cadence und
ihrer Familie ist vielschichtig gezeichnet, sie wirkt glaubwürdig und
authentisch. Die zerrütteten Verhältnisse, der Kampf um das Erbe, der schöne
Schein, der nach außen gewahrt werden muss - all das ergibt ein komplexes Bild
der Oberschicht, die den Luxus gewöhnt ist und ihren Status sichern möchte. Die
Ereignisse des Unfalls werden geschickt mit den aktuellen Geschehnissen
verwoben und lassen lange kein klares Bild entstehen, was die Neugier auf die
Auflösung steigert.
Der Schreibstil ist für die Erzählweise eines Mädchens von
17 Jahren überzeugend, die Perspektive trägt dazu bei, dass man mit der
Protagonistin leidet und fast verzweifelt darüber ist, dass alle etwas
verheimlichen. Das macht das Einfühlen in den Charakter einfach und lässt sie
eine tragfähige tragische Figur werden.
Fazit: ein überzeugendes Jugendbuch mit unerwartet viel
Spannung.