Montag, 29. Juni 2015

Camilla Grebe/Asa Träff - Mann ohne Herz

Die Hitze hat Stockholm fest im Griff. Siri Bergman würde lieber mit ihrem Partner Markus und dem gemeinsamen Sohn Urlaub machen, aber nachdem sie grade eine neue Stelle als beratende Psychologin bei der Polizei angetreten hat und ihr erster Fall wartet, ist dies nicht möglich. Ein homosexueller Promi wird ermordet, pikantes Detail: das Herz wird ihm nach dem Tod auch noch entfernt. Es deutet vieles auf eine Hasstat hin, doch mit derselben Mordwaffe wird nur wenige Tage später ein 4-jähriger Junge erschossen. Die Fälle scheinen in kein Muster zu passen, doch dann zeigt sich, dass es eine Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Mord gibt und ein junger Mann mit offenkundigen psychischen Problemen rückt ins Visier der Ermittler.

Der Fall ist interessant konstruiert und lässt lange Zeit die Frage nach dem Täter als obsolet erscheinen, da man parallel mehrere Erzählprespektiven erhält und somit auch die Geschichte des potentiellen Mörders kennt. Die Motive entwickeln sich langsam zu einem stimmigen Gesamtbild, das sich jedoch unerwartet nochmals verschiebt und dennoch eine logische, neue Sicht bietet. Die Spannung erfährt der Roman daher weniger aus der bekannten Frage des „Whodunnit“, sondern mehr aus dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittlern und Täter und der Frage, wann und wie sie ihn zu fassen bekommen.

Der Titelzusatz „Psychothriller“ ist für mein Empfinden irreführend. Hier wird nicht mit der psychischen Anspannung des Lesers gespielt, sondern es handelt sich um einen Thriller, in dem psychische Erkrankungen eine wesentliche Rolle einnehmen und relevant für die Taten sind. Dies tut dem Ganzen jedoch keinen Abbruch, für mich war der Roman trotzdem spannend und unterhaltsam.

Einziger Minuspunkt ist das geschilderte Privatleben der Protagonistin. Dies ist nicht nur völlig uninteressant, sondern hat für mich die Figur nicht nur schwer an Sympathie verlieren lassen, sondern dem ganzen Roman in eine depressiv-negative Stimmung verliehen, die mich beim Lesen zunehmend gestört hat. Für mich darf ein Thriller oder Krimi auch gerne ohne die Privatprobleme gestörter Ermittler auskommen.


Fazit: spannender Fall mit kleinen Abstrichen.

Sonntag, 28. Juni 2015

John Green - Looking for Alaska

Miles Halter ist froh sein altes Leben hinter sich lassen zu können und das letzte Schuljahr im Internat Culver Creek verbringen zu können. Mit seinem Zimmernachbarn Colonel und der außergewöhnlichen Alaska findet er schnell Freunde, die ihm zum Start des neuen Lebens auch einen neuen Namen verpassen. Fortan soll er „Pudge“ heißen. Was wie das übliche Internatsleben aussieht – zu viel Alkohol und Zigaretten, die eigentlich verboten sind, Gruppen, die sich gegenseitig im Kleinkrieg zermürben, Lehrer, die sich zu sehr einmischen – nähert sich langsam einem Höhepunkt. Tag für Tag rückt ein unheilvolles Ereignis voran. Alle drei Jugendlichen haben so ihre Probleme mit sich herumzutragen, Pudge als klassischer Außenseiter, Colonel mit seiner problematischen Familiensituation und Alaska, die einerseits intelligent und liebenswert, andererseits extrem impulsiv und unberechenbar ist.

Eine gelungene Kombination aus Jugendroman, der das Heranwachsen dreier ungewöhnlicher Teenager thematisiert und mit dem Mikrokosmos Internat ein eher typisches Setting hat, das den Handlungsspielraum natürlich einschränkt. Spannung wird durch die Frage erzeugt, welchem Ereignis sich der Plot durch das „before“ und das Herunterzählen der Tage annähert, und in der Folge der Suche nach der Erklärung, die sich erst gegen Ende offenbart.

Die Figurenzeichnung ist für mein Empfinden absolut geglückt. Die Protagonisten wirken trotz ihrer untypischen Art glaubwürdig und sowohl ihr Handeln wie auch ihr Sprechen ist nachvollziehbar und passend für das Alter. Inhaltlich hat Green ebenfalls mehr zu bieten als nur Internatsgeschichten und erste Liebe, was den Roman für mich deutlich von anderen Coming-of-Age Geschichten abhebt.


Fazit: im Genre sicherlich eines der beachtenswerteren Bücher. 

Mittwoch, 24. Juni 2015

Peter James - Perfect People

John und Naomi Klaesson können den Tod ihres Jungen nicht verwinden. Eine Erbkrankheit hat ihn ihnen nach nur wenigen Jahren auf Erden wieder entrissen. Beim nächsten Kind sind sie bereit alles für die Gesundheit des Babys zu tun und wenden sich an den Genetiker Dettore. Dieser bietet ihnen nicht nur an, das geschädigte Gen zu beseitigen, sondern noch viel mehr zu verändern, was das Leben des Kindes nicht nur leichter, sondern auch erfolgreicher werden lässt. John und Naomi zögern, eigentlich wollen sie nur ein gesundes, völlig normales Baby. Die Schwangerschaft ist schon bald problematisch, aber noch mehr beunruhigt die werdenden Eltern ein Anschlag, bei dem der Arzt getötet wird. Fanatiker haben es auf die Genforscher und ihre Kunden abgesehen, was John und Naomi letztlich aus den USA fliehen lässt. In England erhoffen sie sich eine friedliche Zukunft mit dem Baby. Doch bald schon zeigt sich, dass irgendetwas nicht richtig gelaufen ist, denn Naomi erwartet keinen Jungen, sondern ein Mädchen. Dann plötzlich Zwillinge und bald schon werden die Eltern noch viel mehr überrascht.

Ein interessantes Buch, das mit den technischen Möglichkeiten und den plötzlich reifenden Wünschen von Eltern spielt, die vielleicht ihre Grenzen nicht kennen. Für mich lag die besondere Stärke im ersten Drittel, als über die Möglichkeiten der Designer Babys diskutiert und nachgedacht wird. Die ersten Lebensjahre der Kinder und der in einer spannenden Verfolgung endende Abschluss waren für mein Empfinden etwas schwächer, was aber auch an der verschobenen Thematik liegen kann. Realistisch erscheint mir auf jeden Fall das Verführen der Eltern, wie sie immer mehr Optionen in Betracht ziehen und die vermeintliche Optimierung des Nachwuchses vorantreiben. Was das Genre angeht, kein lupenreiner Science-Fiction Roman, ebenso kein Thriller, sondern eine gelungene Mischung, die anregende Gedankenkonstrukte ebenso liefert wie Spannung und zwischenmenschliche Konflikte.


Fazit: beste Unterhaltung mit aktuellem Hintergrund.

Sonntag, 21. Juni 2015

Heidi Rehn - Tanz des Vergessens

Kurz nach Ende des ersten Weltkrieges scheint die Welt für die vier Freunde Curd, Lou, Max und Judith in München wieder richtig los zu gehen, doch ein tragsicher Unfall reißt Curd aus dem Leben und lässt seine Verlobte Lou verzweifelt zurück. Sie muss sich um ihren Unterhalt kümmern und findet rasch eine Anstellung als Täschnerin. Dort lernt sie Frida kennen, die Tochter ihres Chefs, und durch sie die bessere Münchner Gesellschaft. Bald schon lässt sich Lou von dem reichen Ernst aushalten, an arbeiten ist bei all den Vergnügungen nicht mehr zu denken. Doch dunkle Wolken ziehen über der Stadt auf und die Anfeindungen von Juden treiben Max und Judith davon ins ferne Berlin. Lou bleibt allein zurück und das Schicksal meint es nicht gut mit ihr. Überhastete muss sie fliehen und versucht in Berlin ihr Glück. Schnell kann sie mit ihrem Handwerk überzeugen, aber die Vergangenheit holt sie auch dort wieder ein und das gerade gewonnene Glück scheint zu zerrinnen.

Ein historischer Roman, der mit den üblichen Versatzstücken des Genres spielt. Gelungen sind die Ausschweifungen und das lockere Leben der besser situierten Gesellschaft der 20er Jahre. Auch die Ausführungen zum Handwerk der Täschnerinnen können überzeugen und zeigen eine gelungene Recherche. Ansonsten bietet der Roman wenig Überraschung, das schnelle Glück, das nicht von Dauer ist, ist leider so durchschaubar, wie andere vorhersehbare Verwicklungen. Historische Fakten werden wohldosiert untergemischt, politisch korrekt präsentiert und mit Bedacht auf die Zielgruppe eher angedeutet als in die Handlung mit einbezogen. Was bleibt ist die Geschichte einer jungen Frau, die leider naiv und unselbstständig bleibt und sich immer wieder in sinnlose Abhängigkeiten begibt.


Fazit: Wer einen durchschnittlichen historischen Roman, mit großer Liebesgeschichte erwartet, der nicht von gewohnten Bahnen abweicht und genau das liefert, was man von leichter Kost erwartet, dem wird das Buch sicherlich gefallen.

Montag, 15. Juni 2015

Harper Lee - To Kill A Mockingbird

Scout und ihr Bruder Jem leben beim verwitweten Vater Atticus in Alabama. Dieser ist ein angesehener Anwalt und stets bemüht die vorherrschenden Rassenunterschiede zu negieren. Als er den Schwarzen Tom Robinson vertreten muss, wird die Familie auf eine schwere Probe gestellt, den klar ist: wenn das Wort eines Weißen gegen einen Schwarzen steht, ist letzerer Schuld. Im Prozess kann Atticus die Unschuld Toms sehr klar darlegen, der Ankläger Bob Ewell fühlt sich vorgeführt und schwört Rache. Trotz der klaren Faktenlage kommt es zur Verurteilung Toms. Dieser wird kurze Zeit später im Gefängnis erschossen. Für Bob Ewell ist der Fall aber damit noch nicht abgeschlossen.

Ein Roman, der völlig zu Recht den Pulitzer-Preis erhielt und wie wenige die Absurdität der Rassentrennung und Vorurteile der amerikanischen Südstaaten auf den Punkt bringt. Durch die Augen der jungen Scout erhält der Roman etwas Naives, was jedoch die Kritik an der Zwei-Klassen-Gesellschaft umso deutlicher hervortreten lässt – wenn selbst Kindern die mangelnde Logik auffällt, warum können sie Erwachsene dann nicht erkennen? Auch wie sie den Roman zuspitzt und ihn lange Zeit als Erzählung über die Sommererlebnisse der Kinder gestaltet, bevor aus dem Nichts das große Thema kommt, kann restlos überzeugen. Nicht nur der Prozess, sondern auch die Episode von Scouts erstem Schultag ist gnadenlos entlarvend.


Fazit: ein Klassiker der amerikanischen Literatur, der heute - vielleicht mit anderen Vorzeichen - so aktuelle ist wie vor 50 Jahren und nichts von seiner Überzeugungskraft verloren hat. 

Samstag, 13. Juni 2015

Meg Wolitzer - The Interestings

1974, Spirit-in-the-Woods, ein Sommercamp für Jugendliche wird der Ausgangspunkt einer Jahrzehnte langen Freundschaft zwischen drei Jungs und drei Mädchen, denen das Leben alles schenken und ihnen gleichzeitig alles abverlangen wird. Julie kommt als Stipendiatin in den Genuss der Teilnahme und lernt dort für sie faszinierende Menschen kennen: Ash und Goodman Wolf, zwei schillernde Geschwister einer reichen New Yorker Familie. Beide charmant und künstlerisch begabt. Ethan Figmann, der begnadete Zeichner mit unglaublicher Phantasie. Cathy, etwas weinerlich und dem Traum Tänzerin zu werden hinterher hängend. Und Jonah, Sohn einer bekannten Sängerin und ebenso begabter Musiker. Julie saugt diese fremde Welt auf, versinkt in ihr und kehrt als Jules nach Hause zurück. Dass diese Begegnung den Rest ihres Lebensweges bestimmen wird, ahnt sie noch nicht. Höhen und Tiefen werden sie den Freunden mal näher bringen, sie mal weiter voneinander entfernen. Aber jeder Zeit bleiben sie „the interestings“

Meg Wolitzers Roman besticht auf jeder Seite durch seine unglaubliche Dichtheit in der Erzählung. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab und bleiben doch in einem angenehmen Rhythmus, der sich langsam zu einem Gesamtbild formt. Die Protagonistin kann den Fluss tragen, überzeigt durch ihre Faszination dieser ungewöhnlichen Menschen, zeigt aber auch die Risse in der Fassade und das bisweilen unschöne Bild dahinter. Jules bleibt sich treu als reflektierende Figur, die nicht in die schillernde Welt aufsteigt, sondern mit den Widrigkeiten des Lebens kämpfen muss und nur aus der Ferne den Glamour bestaunen kann – sich immer wieder fragend, wie ihr Leben verlaufen wäre, hätte sie sich als Jugendliche anders entschieden.


Mit wenigen Worten lässt dieses Lesehighlight kaum fassen. Jede Zeile besticht neben der inhaltlichen Dichte auch durch sprachliches Feuerwerk, das den Roman wirklich zu einem der hervorragendsten der Gegenwart werden lässt. Alle Facetten des Lebens werden eingefangen und artistisch umgesetzt. Schlichtweg: phantastisch.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Julian Barnes - Levels of life

Bringt man Dinge zusammen, die man vorher nie zusammengebracht hat, ist die Welt plötzlich verändert. Julian Barnes bringt ebenfalls Dinge miteinander in Verbindung, die man vorher nicht unbedingt zusammen gebracht hätte: die Luft-/Ballonfahrt, Fotographie, die Schauspielerin Sarah Bernhardt und dazu sein eigenes Leiden nach dem Verlust seiner Ehefrau.

Für mich macht all dies auch nach dem lesen und Sacken lassen noch keinen Sinn. Das Buch erzählt eine historische Begebenheit, bzw. mehrere Begebenheiten, und bricht dann irgendwann um in die Trauerbewältigung überzugehen. Der Pioniergeist der Erfinder, die vergebliche Liebe von Fred Burnaby – ich seh die Verbindung zu Barnes persönlichem Abschied und der Trauerbewältigung nicht wirklich.  Natürlich geht einem sein Verlust nahe, aber in dieser Form ist das alles für mich nicht stimmig. Auch fehlt mir hier die Erzählkraft, die ich in anderen Büchern von ihm gefunden habe. Es mag eine Liebeserklärung an seine Frau sein, ähnlich wie die großen Erfinder sich ihren jeweiligen gebieten gewidmet haben, aber letztlich kann es mich nicht überzeugen.



Sonntag, 7. Juni 2015

Robert Goolrick - The End of the World as We Know it

Manchmal greift man zu einem Buch, weil einem Titel anspricht und man beginnt zu lesen, ohne zu wissen, was einem erwartet. „The end of the world as we know it“ erinnert mich an den Titel von REM und unbeschwert näherte ich mich so der Biographie von Robert Goolrick. Frappierend schon der Beginn: „My father died because he drank too much. Six years before, my mother had died because she drank too much. I drank too much. The apple doesn’t fall very far from the tree.” Dass diese Familie nicht ganz durchschnittlich sein würde, war damit klar. Was folgt sind Szenen aus dem Familienleben, die Erkrankung des Bruders, der Tod von Mutter und Vater, Erinnerungen an eine unglaubliche Lehrerin, ein Aufenthalt in der Psychiatrie, ausgelöst durch massives selbstverletzendes Verhalten, dessen Ursache erst recht spät im Buch ganz plötzlich über einem hereinbricht und einem völlig unvorbereitet trifft. Man starrt geschockt auf den Text, ungläubig, ob man richtig gelesen hat - einfach: „The end of the world as we know it.“

Über lange Zeit wundert man sich, wie gestört der Autor und seine Familie sind, kann dies aber als „sowas kommt vor“ verbuchen und weiterlesen. Das letzte Drittel des Buches jedoch hinterlässt Spuren. Was Robert Goolrick erlebt hat und wie dies sein weiteres Leben bestimmen wird, ist eine dieser Geschichten, von denen man weiß, dass es sie gibt, mit denen man aber nicht wirklich konfrontiert werden möchte. Und doch ist es wichtig, dass sie erzählt werden, um uns zu zeigen, wie wir oftmals die Augen verschließen vor dem, was wir nicht sehen wollen, weil nicht sein soll, was nicht sein darf.

Fazit: diese Geschichte aufzuschreiben erfordert mehr als nur Mut.


Freitag, 5. Juni 2015

Benjamin Cors - Strandgut

Ein unglaubliches Missgeschick passiert den Personenschützer Nicolas Guerlain. Während der Filmfestspiele von Cannes streckt er den Minister, den er schützen soll, darnieder, weil er glaubt, seine Exfreundin, die drei Jahre zuvor plötzlich verschwand, in der Menge zu erblicken. Als Strafe muss er in die Normandie, seine Heimat zurück, um dort die Vorbereitungen eines Gipfels der Staatschefs vorzubereiten. Doch bevor er seine Arbeit aufnehmen kann, stolpert er über einen Todesfall, was die Stimmung zwischen ihm und dort örtlichen Polizei direkt vergiftet.

Warum mich das Buch nicht wirklich packen kann, ist Spekulation. Eigentlich hat es durchaus Potenzial – interessante Handlungsorte, Verstrickungen der großen Politik, ein Außenseiter, der im Alleingang die Welt retten muss – und doch hat es mich nicht ganz überzeugen können. Vielleicht ist die gekürzte Hörfassung in diesem Fall eine schlechte Wahl, denn es schien mir als wolle der Autor zu viele Geschichten erzählen und verliert sich dann und die Geschichten bleiben irgendwie unbefriedigend ungeklärt. Hinzu kommt, dass er seinen Helden doch gewaltig in seinen Fähigkeiten überzeichnet, der Showdown auf dem roten Teppich ist schlichtweg völlig absurd und unglaubwürdig, beim besten Willen: außer in Hollywood und sonstigen schlechten Filmen sind die Scharfschützen und Bodyguards des amerikanischen Präsidenten nicht in der Lage einen Gefährder zu eliminieren, wenn sie ihn schon direkt vor der Linse haben.  

Ebenfalls vermutlich der Hörbuchversion geschuldet ist die künstliche Hinauszögerung des Endes, die mir ab einem gewissen Punkt keine Spannung mehr lieferte, sondern den Bogen überspannte und einfach zu Gelaber ohne Ziel wurde – obwohl Sascha Rotermund ein toller Leser ist. Beim Buch hätte ich einfach ein paar Seiten überblättert, wenn die Handlung so dermaßen künstlich in die Länge gezogen wird.


Fazit: durchaus unterhaltsam, vielleicht in Buchform besser.

Don Winslow - Missing. New York

Einen kurzen Augenblick nur lässt die Mutter die siebenjährige Hailey alleine im Garten spielen, als sie zurückkehrt, ist das Mädchen spurlos verschwunden. Frank Decker ermittelt und setzt alle Hebel in Bewegung, jedoch ohne Erfolg. Noch schlimmer: kurze Zeit später verschwindet ein weiteres Mädchen, doch deren Leiche wird schon bald nach der Tat gefunden. Mit dem ungelösten Fall kann der Ermittler nicht leben. Er hängt seinen Job an den Nagel, seine Ehe war ohnehin gescheitert, und macht sich auf, Hailey zu finden. Ein Hinweis führt ihn nach New York, wo er mit den Schönen, Reichen und der Mafia in Kontakt kommt. Ein Gefühl sagt ihm aber, dass das Mädchen noch lebt und er ihr auf der Spur ist.

Ein weiteres Mal enttäuscht mich Don Winslow ungemein. Der Protagonist ist dermaßen schablonenhaft und unglaubwürdig, dass man ihn schon bald nicht mehr ertragen kann. Die Handlung: für mich ist die Motivation Frank Deckers nicht ganz nachvollziehbar, glücklicherweise hilft der Zufall ihm auch ein wenig dabei, den Fall zu lösen. Ansonsten finden sich die üblichen amerikanischen Versatzstücke: ein Held, der halbtot geprügelt wird und immer noch locker flockig durch die Welt hüpft, dass sich ihm alle Frauen an den Hals werfen, ist ebenfalls klar; die gute alte Mafia mit ihren Prügelknaben; korrupte Polizisten und helfende Nonne – neu ist daran gar nichts.

Garniert wird das Ganze in der deutschen Übersetzung mit einer hölzernen Sprache, die völlig widernatürlich einen Stakkatostil pflegt, der erst nur beim Lesen ein Ruckeln verursacht und einem bald nervt. Unzählige 3 bis 5-Wort-Sätze hintereinander strengen extrem an und klingen eher nach einem Schreibanfänger als einem wortgewandten Bestsellerautor. Die kurzen Kapitel – bisweilen nur wenige Sätze - sollen vermutlich Tempo erzeugen, aber auch das misslingt und wendet sich schnell als nervend gegen das Buch.


Fazit: schwache Handlung mit schablonenhaftem Protagonist erzählt in schlechtem Deutsch. 

Lovelybooks Let's Read in English Challenge - June



Reading List June:

52. Heather Topham Wood - The Disappearing Girl
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53. Robert Goolrick - The End of the World as We Know It
on my blog
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54. Julian Barnes - Levels of Life
on my blog
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55. Meg Wolitzer - The Interestings
on my blog
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56. Harper Lee - To Kill a Mockingbird
on my blog
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57. Peter James - Perfect People
on my blog
on lovelybooks

58. John Green - Looking for Alaska
on my blog
on lovelybooks

Read in January: 1-7 (blog/lovelybooks)
Read in February: 8-16 (blog)
Read in March: 17-31 (blog)
Read in April: 32-45 (blog)
Read in May: 46-51 (blog)


The challenge on lovelybooks.

Heather Topham Wood - The disappearing girl

Kaylas Welt bricht zusammen, als ihr geliebter Vater stirbt. Die Mutter ist keine Unterstützung, im Gegenteil, statt den Töchtern in der Trauer beizustehen kritisiert sie Kayla und Lila unentwegt. Hauptziel des Angriffs: die beiden sind ihr nicht schlank und hübsch genug. Als Kayla am College den attraktiven Cameron kennenlernt, scheint ihr Leben eine andere Wendung zu nehmen, doch die Vorwürfe der Mutter nagen an ihr. Wie kann so ein begehrter Junge sich für das unscheinbare Mädchen interessieren? Für ihn will sie genauso attraktiv sein und mit ein paar Kilos weniger, wäre das sicher der Fall. Es beginnt eine Spirale abwärts, die auch dadurch genährt wird, dass Kayla immer mehr Komplimente und begehrende Blicke erhält, je schlanker sie wird.

Was vom Plot her interessant angesetzt ist und auch vernünftige Gründe für das langsame Abdriften in eine Essstörung liefert, ist leider in der Umsetzung ziemlich misslungen. Die Figuren sind einfache Schablonen amerikanischer Erzählungen oder noch eher: seichter, schlecht-gemachter Filme: platt, klischeehaft, uninspiriert. Auch wenn aus Kaylas Sicht erzählt wird, fehlt der tiefere Einblick in ihre Psyche. Diese Komplexe Krankheit wird ebenso oberflächlich abgehandelt, wie alles andere. Die damit verbundene Zerrissenheit, das gestörte Selbstbild, der Rückzug von den Menschen – wird alles nur angerissen und bleibt flüchtig. Besonders misslungen: das obligatorische Happy-End suggeriert, dass man innerhalb kürzester Zeit, bis ein bisschen Therapie und Krankenhaus alles heilen kann und nichts zurück bleibt. Im Vergleich zu anderen Büchern mit ähnlicher Thematik – bspw. „Die Einsamkeit der Primzahlen“ von Paolo Giordano oder Delphine de Vigans „Jours sans faim“ – einfach nur enttäuschend.


Fazit: oberflächlich, uninspiriert, die Thematik wirklich flach umgesetzt. 
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