Die Hitze hat Stockholm fest im Griff. Siri Bergman würde
lieber mit ihrem Partner Markus und dem gemeinsamen Sohn Urlaub machen, aber
nachdem sie grade eine neue Stelle als beratende Psychologin bei der Polizei
angetreten hat und ihr erster Fall wartet, ist dies nicht möglich. Ein
homosexueller Promi wird ermordet, pikantes Detail: das Herz wird ihm nach dem
Tod auch noch entfernt. Es deutet vieles auf eine Hasstat hin, doch mit
derselben Mordwaffe wird nur wenige Tage später ein 4-jähriger Junge
erschossen. Die Fälle scheinen in kein Muster zu passen, doch dann zeigt sich,
dass es eine Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Mord gibt und ein
junger Mann mit offenkundigen psychischen Problemen rückt ins Visier der
Ermittler.
Der Fall ist interessant konstruiert und lässt lange Zeit
die Frage nach dem Täter als obsolet erscheinen, da man parallel mehrere
Erzählprespektiven erhält und somit auch die Geschichte des potentiellen Mörders
kennt. Die Motive entwickeln sich langsam zu einem stimmigen Gesamtbild, das
sich jedoch unerwartet nochmals verschiebt und dennoch eine logische, neue
Sicht bietet. Die Spannung erfährt der Roman daher weniger aus der bekannten Frage
des „Whodunnit“, sondern mehr aus dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittlern
und Täter und der Frage, wann und wie sie ihn zu fassen bekommen.
Der Titelzusatz „Psychothriller“ ist für mein Empfinden
irreführend. Hier wird nicht mit der psychischen Anspannung des Lesers
gespielt, sondern es handelt sich um einen Thriller, in dem psychische Erkrankungen
eine wesentliche Rolle einnehmen und relevant für die Taten sind. Dies tut dem
Ganzen jedoch keinen Abbruch, für mich war der Roman trotzdem spannend und
unterhaltsam.
Einziger Minuspunkt ist das geschilderte Privatleben der
Protagonistin. Dies ist nicht nur völlig uninteressant, sondern hat für mich
die Figur nicht nur schwer an Sympathie verlieren lassen, sondern dem ganzen
Roman in eine depressiv-negative Stimmung verliehen, die mich beim Lesen
zunehmend gestört hat. Für mich darf ein Thriller oder Krimi auch gerne ohne
die Privatprobleme gestörter Ermittler auskommen.
Fazit: spannender Fall mit kleinen Abstrichen.