Kaylas Welt bricht zusammen, als ihr geliebter Vater stirbt.
Die Mutter ist keine Unterstützung, im Gegenteil, statt den Töchtern in der
Trauer beizustehen kritisiert sie Kayla und Lila unentwegt. Hauptziel des
Angriffs: die beiden sind ihr nicht schlank und hübsch genug. Als Kayla am
College den attraktiven Cameron kennenlernt, scheint ihr Leben eine andere
Wendung zu nehmen, doch die Vorwürfe der Mutter nagen an ihr. Wie kann so ein
begehrter Junge sich für das unscheinbare Mädchen interessieren? Für ihn will
sie genauso attraktiv sein und mit ein paar Kilos weniger, wäre das sicher der
Fall. Es beginnt eine Spirale abwärts, die auch dadurch genährt wird, dass
Kayla immer mehr Komplimente und begehrende Blicke erhält, je schlanker sie
wird.
Was vom Plot her interessant angesetzt ist und auch
vernünftige Gründe für das langsame Abdriften in eine Essstörung liefert, ist
leider in der Umsetzung ziemlich misslungen. Die Figuren sind einfache
Schablonen amerikanischer Erzählungen oder noch eher: seichter,
schlecht-gemachter Filme: platt, klischeehaft, uninspiriert. Auch wenn aus
Kaylas Sicht erzählt wird, fehlt der tiefere Einblick in ihre Psyche. Diese
Komplexe Krankheit wird ebenso oberflächlich abgehandelt, wie alles andere. Die
damit verbundene Zerrissenheit, das gestörte Selbstbild, der Rückzug von den
Menschen – wird alles nur angerissen und bleibt flüchtig. Besonders misslungen:
das obligatorische Happy-End suggeriert, dass man innerhalb kürzester Zeit, bis
ein bisschen Therapie und Krankenhaus alles heilen kann und nichts zurück
bleibt. Im Vergleich zu anderen Büchern mit ähnlicher Thematik – bspw. „Die
Einsamkeit der Primzahlen“ von Paolo Giordano oder Delphine de Vigans „Jours
sans faim“ – einfach nur enttäuschend.
Fazit: oberflächlich, uninspiriert, die Thematik wirklich
flach umgesetzt.