Samstag, 13. Juni 2015

Meg Wolitzer - The Interestings

1974, Spirit-in-the-Woods, ein Sommercamp für Jugendliche wird der Ausgangspunkt einer Jahrzehnte langen Freundschaft zwischen drei Jungs und drei Mädchen, denen das Leben alles schenken und ihnen gleichzeitig alles abverlangen wird. Julie kommt als Stipendiatin in den Genuss der Teilnahme und lernt dort für sie faszinierende Menschen kennen: Ash und Goodman Wolf, zwei schillernde Geschwister einer reichen New Yorker Familie. Beide charmant und künstlerisch begabt. Ethan Figmann, der begnadete Zeichner mit unglaublicher Phantasie. Cathy, etwas weinerlich und dem Traum Tänzerin zu werden hinterher hängend. Und Jonah, Sohn einer bekannten Sängerin und ebenso begabter Musiker. Julie saugt diese fremde Welt auf, versinkt in ihr und kehrt als Jules nach Hause zurück. Dass diese Begegnung den Rest ihres Lebensweges bestimmen wird, ahnt sie noch nicht. Höhen und Tiefen werden sie den Freunden mal näher bringen, sie mal weiter voneinander entfernen. Aber jeder Zeit bleiben sie „the interestings“

Meg Wolitzers Roman besticht auf jeder Seite durch seine unglaubliche Dichtheit in der Erzählung. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab und bleiben doch in einem angenehmen Rhythmus, der sich langsam zu einem Gesamtbild formt. Die Protagonistin kann den Fluss tragen, überzeigt durch ihre Faszination dieser ungewöhnlichen Menschen, zeigt aber auch die Risse in der Fassade und das bisweilen unschöne Bild dahinter. Jules bleibt sich treu als reflektierende Figur, die nicht in die schillernde Welt aufsteigt, sondern mit den Widrigkeiten des Lebens kämpfen muss und nur aus der Ferne den Glamour bestaunen kann – sich immer wieder fragend, wie ihr Leben verlaufen wäre, hätte sie sich als Jugendliche anders entschieden.


Mit wenigen Worten lässt dieses Lesehighlight kaum fassen. Jede Zeile besticht neben der inhaltlichen Dichte auch durch sprachliches Feuerwerk, das den Roman wirklich zu einem der hervorragendsten der Gegenwart werden lässt. Alle Facetten des Lebens werden eingefangen und artistisch umgesetzt. Schlichtweg: phantastisch.
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