Scout und ihr Bruder Jem leben beim verwitweten Vater
Atticus in Alabama. Dieser ist ein angesehener Anwalt und stets bemüht die
vorherrschenden Rassenunterschiede zu negieren. Als er den Schwarzen Tom
Robinson vertreten muss, wird die Familie auf eine schwere Probe gestellt, den
klar ist: wenn das Wort eines Weißen gegen einen Schwarzen steht, ist letzerer
Schuld. Im Prozess kann Atticus die Unschuld Toms sehr klar darlegen, der
Ankläger Bob Ewell fühlt sich vorgeführt und schwört Rache. Trotz der klaren
Faktenlage kommt es zur Verurteilung Toms. Dieser wird kurze Zeit später im Gefängnis
erschossen. Für Bob Ewell ist der Fall aber damit noch nicht abgeschlossen.
Ein Roman, der völlig zu Recht den Pulitzer-Preis erhielt
und wie wenige die Absurdität der Rassentrennung und Vorurteile der amerikanischen
Südstaaten auf den Punkt bringt. Durch die Augen der jungen Scout erhält der
Roman etwas Naives, was jedoch die Kritik an der Zwei-Klassen-Gesellschaft umso
deutlicher hervortreten lässt – wenn selbst Kindern die mangelnde Logik
auffällt, warum können sie Erwachsene dann nicht erkennen? Auch wie sie den
Roman zuspitzt und ihn lange Zeit als Erzählung über die Sommererlebnisse der
Kinder gestaltet, bevor aus dem Nichts das große Thema kommt, kann restlos
überzeugen. Nicht nur der Prozess, sondern auch die Episode von Scouts erstem
Schultag ist gnadenlos entlarvend.
Fazit: ein Klassiker der amerikanischen Literatur, der heute
- vielleicht mit anderen Vorzeichen - so aktuelle ist wie vor 50 Jahren und
nichts von seiner Überzeugungskraft verloren hat.