Der Amerikaner Frederick Winterbourne besucht seine Tante in
der Schweiz und begegnet dort der jungen Landsmännin Daisy Miller, die ihn
sogleich fasziniert. Gemeinsam mit ihrem Bruder und der Mutter bereist sie
Europa und sie entspricht so gar nicht den gewohnten Konventionen junger Damen.
Ein gemeinsamer Ausflug wird geplant, doch Winterbournes Tante ist wenig
begeistert, ist doch der soziale Status der Familie eher zweifelhafter Natur, was
sich auch in der Folge bestätigt. In Italien begegnen sie sich wieder und
erneut weigert sich Daisy sich den Erwartungen der Gesellschaft zu unterwerfen,
was Winterbourne fasziniert und zugleich verschreckt, doch zunehmend muss er
erkennen, dass ein solches Gebärden schlichtweg in seinen Kreisen keine Duldung
findet.
Für mich einer der schwächsten Romane von Henry James, der
ein bekanntes Thema – das Aufeinandertreffen von Europäern und Amerikanern und
die unterschiedlichen gesellschaftlichen Erwartungen und Konventionen – einmal mehr
aufgreift und den Plot darum spinnt. Mich kann der Protagonist nicht
überzeugen, da er zu eindimensional bleibt und sich nicht entwickelt. Daisy
wird nur im Kontrast zur gängigen Erwartung gespiegelt und kann so auch nur wenig
Profil über dieses Verhalten hinaus gewinnen.