Sich mit den falschen Leuten anzulegen ist immer gefährlich.
Und wenn sie die Fishermans sind, insbesondere. Daher muss Jon aus Oslo verschwinden
und sucht Unterschlupf im nördlichsten Zipfel Norwegens, in der Hoffnung dort seinem
unvermeidlichen Schicksal zu entgehen. Bei den Samen trifft er auf
Hilfsbereitschaft – und Skepsis. Ihre Lebensweise ist ihm fremd, aber er nähert
sich ihnen an, insbesondere Lea und ihrem Sohn. Doch diese zarte Freundschaft
bringt ebenfalls ihre Schattenseiten mit sich und alte Rechnungen verschwinden
nicht einfach, wenn man sich selbst aus dem Staub macht…
Jo Nesbo war mir bislang als einer der überzeugendsten
Krimischreiber bekannt, dem es immer wieder gelingt komplexe Krimis zu
erschaffen, die den Nervenkitzel bis an den Rand des Erträglichen treiben. All
das, was man von ihm gewohnt ist, fehlt hier. Die Handlung plätschert vor sich
hin, nur vereinzelt kommt leichte Spannung auf, die aber sogleich wieder
abflacht. Kein Konflikt wird ins Extrem gepuscht, um dann zu explodieren, im Gegenteil,
das Ende wirkt fast verstörend unpassend für einen Krimi und bleibt weit hinter
den Möglichkeiten zurück. Ein unsympathischer Protagonist hat es sicherlich
immer schwerer zu überzeugen und fesseln, aber auch in „Blood on Snow“ stand
der Erzähler nicht auf der Seite der „Guten“ und dennoch hat man mit ihm gefiebert
und gezittert.
Erwartet man einen rasanten Krimi, wird man von gemäßigtem
nordnorwegischem Landleben entschleunigt. Setzt man auf zwischenmenschliche
Konflikte, die die Figuren vor eine innere Zerreißprobe stellen, ist man doch
nur mit banalem Zwist konfrontiert. Leider bleibt das Buch weit hinter den
Erwartungen zurück und ist somit kein überzeugendes Werk. Das kann Herr Nesbo
besser.