Das Ende der Zeit bricht an. Zumindest in der Sowjetunion,
die vor dem Zerfall nicht mehr zu retten ist, nachdem im Westen die neue
Zeitrechnung bereits begonnen hat. Der Moskauer Sascha, seinerseits
Dolmetscher, und die Deutsche Anna erleben ihre komplizierte Beziehung inmitten
der Panzer und Revolution Anfang der 1990er. Anna ist begeistert von der
gewalttätigen Umwälzung, Sascha überlegt nur, wie er endlich in den gelobten
Westen kommen kann. Doch auch in Berlin lockt nicht die erwartete Freiheit, so
dass unweigerlich die Rückkehr in die russische Heimat und eine ungewisse
Zukunft ansteht.
Boris Schumatsky hat das Lebensgefühl einer Generation
eingefangen. Die Jugend der Wendezeit, die große Hoffnung in den Aufbruch und
gleichzeitig große Verunsicherung vor der unbekannten Zukunft spürt und nicht
weiß, wofür sie sich entscheiden soll. Die komplizierte politische Lage
spiegelt sich in den komplizierten persönlichen Beziehungen wieder und
parallelisiert auch die Frage, wie kompromissbereit oder bedingungslos man für
eine Sache ist.
Besonders überzeugen konnten mich die absurden Episoden,
insbesondere beim Moskauer Putsch auf der Straße, die vermutlich gar nicht so
weltfremd waren, wie sie beim Lesen erscheinen. Denn auch hier fängt der Autor
die Verunsicherung der Menschen wieder ein. Auch die herrlichen Dialoge
zwischen Anna und Sascha – oftmals völlig bar jeder Logik auf Seiten der jungen
Frau und doch in ihrer Gesamtheit stimmig zur Figur.
Fazit: ein gelungenes Portrait einer komplizierten Zeit.