Gustav erhält einen neuen Mitschüler, Anton, der weinend vor
der Klasse steht. Schnell freunden sich die sehr verschiedenen Jungs an. Gustav
wächst mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf, Geld ist immer knapp.
Antons Familie ist wohlhabend und kultiviert und der Junge ein
vielversprechendes Musiktalent. Gustavs Mutter beäugt die Freundschaft
argwöhnisch, ist Antons Familie doch jüdischen Glaubens und Juden waren es, die
ihre Zukunftsaussichten zerstört und ihren Mann letztlich unter die Erde gebracht
haben, weil er ihnen geholfen hatte. Ein Leben lang werden die beiden Jungs
miteinander verbringen und ganz unterschiedliche Wege gehen, die sie aber immer
wieder zusammenführen.
Einmal mehr ein bewegender und feinfühliger Roman von Rose
Tremain. Interessant ist die Konstruktion. Man lernt die Jungs zu dem Zeitpunkt
kennen, als sie sich zum ersten Mal begegnen und die Freundschaft anfängt zu
wachsen. Danach folgt ein Sprung in die Zeit vor ihrer Geburt als Gustavs
Mutter eine junge Frau voller Träume war. Der dritte Teil wiederum springt in
das spätere Erwachsenenleben und betrachtet das, was aus Anton und Gustav
geworden ist. Besonders gelungen ist für mich die Schilderung der Emotionen,
die bemerkenswert reduziert ist. Gustavs Mutters meist stilles Leiden und Verbitterung,
die doch so klar hervortreten. Gustavs zum Teil widersprüchliche Gefühle, die sich
aber ebenfalls nicht in großen Ausbrüchen zeigen, sondern in kleinen Taten. Die
historische Einbettung, das jüdische Einzelschicksal, das so verschieden sein kann
und hier fast umgedreht wird, eine kleine aber für diese Leben entscheidende
Tatsache.