Berlin. In einer verlassenen Halle werden elf ermordete
Kinder gefunden, die offenbar niemand vermisst. Ein anderes Mädchen, Merle, hingegen
wird verzweifelt von ihrer Pflegemutter gesucht, doch die Polizei hält sie für
eine Ausreißerin. Ein scheinbarer Selbstmord wirft für die Polizei jedoch eine
ganze Reihe von Fragen auf. An der deutsch-tschechischen Grenze läuft der
Handel mit Drogen, in dem Markus hofft weiter aufsteigen zu können. Seine
Schwester hingegen schlägt sich mit dem Familienalltag rum. Die junge Anezka
kämpft derweil mit Kevin ums nackte Überleben auf der Flucht vor brutalen
Schlägern. Kommissar Kalkbrenner ahnt nicht, was für ein Fall ihn aktuell
erwartet.
Martin Krist erzählt in rasantem Tempo nicht eine, sondern
zahlreiche Geschichten, die sich nach und nach zu einem Gesamtbild verdichten
und ein hoch komplexes Ganzes ergeben, das nicht nur authentisch wirkt, sondern vor
allem auch die grausame Seite der Realität schonungslos offenbart. Die Erzählstruktur
erlaubt zahlreiche Cliffhanger, die den Leser geradezu daran hindern das Buch
beiseite zu legen und permanent für Spannung und Nervenkitzel sorgen. Hier
liegt die große Stärke des Buchs, das dem Genre mehr als gerecht wird. Andeutungen
und Hinweise eröffnen Spekulationsräume und tragen dazu bei, dass sich das Bild
immer wieder wandelt. Einziger Wermutstropfen war, dass die lange
aufrechterhaltene Handlungsparallele für mich zu schnell zu einem Ende geführt
wurde und ich eher überrumpelt war über für die Figuren offenkundige
Zusammenhänge, die ich als Leser nicht ganz so offensichtlich empfunden habe.