Der Mord an einer Varieté Tänzerin wird der erste Fall für
den Schutzmann-Anwärter Heinrich Hansen. Nach Jahren auf See ist er in seine Heimat
St. Pauli zurückgekehrt, um dort den neuen Beruf als Kriminaler zu erlernen. Dabei
trifft er auf alte Bekannte, ist doch der Varieté Besitzer einer seiner Kindheitsfreunde
und die Tänzerinnen Lilo das Mädchen, das er jahrelang verehrte. Vieles hat
sich in den Jahren der Abwesenheit verändert, vieles aber auch nicht und bald
brechen alte Wunden wieder auf. Der Fall indes ist vertrackt, aber Heinrich
erweist sich als gelehrsam und begabt und schnell schon entdeckt er
Ungereimtheiten, die leider sowohl bekannte Bürger Hamburgs als auch Kollegen
in Schwierigkeiten bringen könnten.
Was dem Roman gut gelungen ist, ist das Hamburg zu Beginn
des 20. Jahrhunderts vor dem inneren Auge des Lesers wieder auferstehen zu
lassen. Sowohl die Beschreibungen wie auch die Wortwahl setzen einem die 100
Jahre zurück und man kann sich das Treiben der sündigen Meile bildlich
vorstellen. Auch die Figur des Heinrich Hansen ist interessant und komplex
gezeichnet, er hat gleich mehrere Konflikte mit sich auszutragen, die keine
einfachen Antworten erlauben. Der Kriminalfall hat sich für mich ein paar Mal
zu sehr um die eigene Achse gedreht, ein wenig mehr Stringenz hätte dem Roman
hier gut getan. Auch die zahlreichen Rückblicke, die zwar das Handeln einiger
Figuren und ihr Verhältnis zueinander erklären, wurden irgendwann zu störenden
Längen im Erzählfluss. Auch braucht die Handlung entsprechend sehr lange, bis
sie sich tatsächlich dem Mordfall des Prologs widmet.
Fazit: durchaus unterhaltsam und interessant zu lesen, für
einen Krimi aber zu wenig Spannung.