Bischkek, Kirgisistan. Eine junge Frau wird brutal ermordet
im klirrenden Winterschnee aufgefunden. Die Grausamkeit wird getoppt durch
einen Fötus, der in ihr platziert wurde und offenbar von einer anderen Frau
stammt. Brisant: es handelt sich um die Tochter des Staatssicherheitschefs. Ähnliche
Morde werden aus anderen Landesteilen berichtet. Inspektor Borubaew erfährt
auch bald, dass in den Nachbarländern Gleiches geschieht. Klar ist, dass hier
keine kleinen Fische am Werk sind. Die undurchsichtige Saltanat, für den
usbekischen Geheimdienst tätig, sowie der Onkel seiner Frau ermitteln mit ihm,
da die offiziellen Wege schnell verschlossen sind. Eine Lawine von Morden, barbarisch
und rücksichtslos, folgen auf dem Weg zur Wahrheit.
Tom Callaghans Thriller bietet alles, was man sich wünschen
kann: eine komplizierte Geschichte, bei der nie klar ist, wer Freund, wer Feind
ist und wer kurzerhand die Seiten wechselt. Die Motive sind vielfältig und
bisweilen banalst menschlich. Die Morde sind an Bestialität kaum mehr zu überbieten,
insgesamt ist der geschilderte Umgangston deutlich rauer als in Westeuropa und
Nordamerika. Dazu die klirrende Kälte.
Besonders interessant war für mich der ungewöhnliche
Handlungsort. Eine völlig neue Umgebung mit ungewohnter Kultur. Inwieweit dies
real ist, kann ich nicht abschätzen. Für Leser, die nicht des Russischen
mächtig sind, könnten die vielen russischen Begriffe, die nicht übersetzt
werden, verwirrend bis störend sein. Hier hätte möglicherweise eine Wortliste
am Ende gut getan. Auch sind bisweilen die Formulierungen im Deutschen etwas
komisch, Warenje mit Marmelade zu übersetzen, die dann in den Tschai (Tee,
ebenfalls nicht übersetzt) gelöffelt wird, dürfte viele Leser stutzen lassen.
Insgesamt: alles, was man sich für einen Thriller wünscht.