Das Wochenende bei ihren Eltern ist endlich zu Ende und am
Montagmorgen will Cécile Duffaut um 6h41 den Zug von Troyes zurück nach Paris
nehmen. Neben ihr nimmt Philippe Leduc Platz, der seinen lebensbedrohlich
erkrankten Freund Mathieu im Krankenhaus besuchen möchte. Beide erkennen sich
sofort wieder – nach 27 Jahren. Doch sie trauen sich nicht, den ersten Schritt
zu tun. Zu schrecklich war das Ende ihrer kurzen Beziehung. Die Erinnerungen an
die damalige Zeit keimen wieder auf. Und Spekulationen darüber, was der jeweils
andere wohl aus seinem Leben gemacht hat. Knapp eineinhalb Stunden bleiben
ihnen, um das Gespräch zu beginnen, doch die Minuten verrinnen.
Gemessen an vorherigen Leseerfahrungen mit Jean-Philippe
Blondel für mich hier eine schwere Enttäuschung. Zwar ist das Konstrukt
durchaus interessant, die wechselnden Perspektiven, Erinnerungen an dieselben Ereignisse
uns unterschiedlichem Blick und immer die Spannung, ob es doch einer wagen
wird, den ersten Schritt zu machen. Leider bleibt aber doch vieles zu flach um
einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Weder Cécile noch Philippe kann
mich als Figur packen und echtes Mitgefühl wecken. Sprachlich bleibt dieses Mal
der stream of consciousness zwar glaubwürdig und authentisch, aber nicht
außergewöhnlich, sondern geradezu banal.
Fazit: man hätte mehr draus machen können.