Thomas Brussig schreibt die deutsch-deutsche Geschichte um.
Sein Held – ein Autor namens Thomas Brussig – erlebt zunächst die 80er Jahre in
der DDR, wo er Bekanntschaft mit dem Militär und der Stasi machen darf und erste
Beziehungen zu Frauen pflegt. Beim Verfassen von Liebesbriefen im Auftrag
seiner Kameraden kommt ihm der Gedanke das Schreiben zu seinem Beruf zu machen,
nicht ahnend, welche Folgen das in der DDR haben kann. Sein erster Roman wird
eher zufällig ein Erfolg und er so bekannt, dass seine Aussagen ihn auf Jahre
hin verfolgen werden. Die Wende von 1989 fällt aus und der Sozialismus
existiert schlichtweg weiter. Mit einigen kleinen Veränderungen zwar, die
Reisefreiheit wird gelockert und sogar Telefone und Autos für jedermann werden
irgendwann möglich, aber veröffentlichen kann er trotzdem nicht alles. Er nähert
sich der Gegenwart an und wundert sich über literarische Auswüchse, die eine friedliche
Revolution in Deutschland samt Wiedervereinigung zum Inhalt haben - aber so
einen Unfug gibt es ja noch nicht einmal in einem Russenfilm.
Auch wenn der Roman stark darauf konzentriert ist, dass das
Großereignis deutscher Geschichte ausfällt, finde ich, dass doch die
Entwicklung der Figur Thomas Brussig eigentlich im Vordergrund steht. Wie er
sich immer wieder mit seiner Situation arrangiert, Auswege findet, Repressalien
hinnimmt oder sich geschickt wegduckt. Mehr als die Fantasterei wird so der
kleine Bürger im Sozialismus dargestellt, der sich irgendwie im System sein
Leben einrichten muss und das Private wie das Öffentliche unter einen Hut
verbringen zu sucht. Als bekannte Persönlichkeit bleibt natürlich das Schicksal
des Autors mit dem seines Landes eng verknüpft, was die politischen Aspekte
legitimiert und in ihrer Absurdität herrlich herausarbeitet. Sprachlich locker
plaudernd, immer wieder pointiert die Situation auf den Punkt gebracht, ist der
Roman einfach unterhaltsam zu lesen.
Fazit: ein unterhaltsames Gedankenexperiment mit starkem
Protagonisten. In der Hörbuchversion auch überzeugend und hochgradig
unterhaltsam von Stefan Kaminski in Szene gesetzt.