Baba Dunja kehrt zurück in ihre Heimat. In der Nähe des
strahlenden Reaktors hofft sie in Tschernowo auf ein ruhiges restliches Leben.
Aber lange bleibt sie nicht allein, nach und nach kehren noch weitere Vertriebe
zurück, die meisten alt, so dass es auch egal ist, wenn sie verstrahltes Gemüse
essen. Ihre Kinder leben im Ausland und kommen sie nicht mehr besuchen, sie
selbst war auch noch nie bei ihrer Tochter Irina in Deutschland – wie auch,
schon die Fahrt mit dem Bus in die benachbarte Kleinstadt, wo ihre Post und die
Pakete Irinas gelagert werden, ist ein Kraftakt. So leben sie beschaulich vor
sich hin, gelegentlich von Forschern und Journalisten belästigt, bis eines Tages
ein Mann mit einem kleinen Mädchen auftaucht. Das geht aber wirklich nicht, ein
Kind in der Zone? Doch es kommt noch schlimmer als man den gedankenlosen Vater ermordet auffindet
und das ganze kleine Dorf festgenommen wird.
Alina Bronsky trifft herrlich den Ton einer älteren Frau,
die ihr Leben gelebt und alles gesehen hat – was soll eine ehemalige
Krankenschwester aus der Nähe des geschmolzenen Tschernobyl-Reaktors auch noch erschüttern?
Die moderne Welt ist ihr ohnehin fremd und so erhalten Baba Dunja und die
anderen Bewohner des Dorfes eine Zeit, die schon lange vorbei ist. Auch wenn
vieles humorvoll und mit einem unvergleichlichen Wortwitz dargeboten wird, schwebt
doch ein ernstes Thema über diesem kurzen Roman und man fragt sich aus der
Ferne, wie denn mit den Betroffenen der Katastrophe umgegangen wurde und wie sie
heute leben. Es zeigt jedoch auch, wie zufrieden man abseits der Konsumtempel
mit einem geregelten Leben im Einklang mit der Natur sein kann, fernab der
Moden und Nachrichten.
Fazit: ein ungewöhnliches Buch, das man unter keinen
Umständen verpassen sollte.